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SRF (Switzerland)

«International» befasst sich wöchentlich mit internationaler Politik und Gesellschaft. Seit 1978 am Radio und von Anbeginn auch online. Reportagen, Analysen und Geschichten zur internationalen Aktualität, meist erzählt von Auslandskorrespondenten und -korrespondentinnen von Radio SRF.

Location:

Zürich, Switzerland

Description:

«International» befasst sich wöchentlich mit internationaler Politik und Gesellschaft. Seit 1978 am Radio und von Anbeginn auch online. Reportagen, Analysen und Geschichten zur internationalen Aktualität, meist erzählt von Auslandskorrespondenten und -korrespondentinnen von Radio SRF.

Language:

German


Episodes
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Immer weniger Junge in der «Werkstatt Italien»

4/13/2024
Italien gehört zu den wichtigsten Industrienationen. Eigentlich müsste das Land viele Handwerkerinnen und Fachkräfte ausbilden. Doch nur wenige Junge machen eine Berufslehre, denn die Berufsbildung findet fast ausschliesslich an Schulen statt. Und immer mehr Junge zieht es an Unis. Berufslehren, wie wir sie in der Schweiz kennen, sind auch in Italien möglich. Allerdings bieten sie nur wenige Betriebe an. Denn Italien bildet angehende Coiffeure, Pizzabäckerinnen oder Schreiner fast ausschliesslich an Schulen aus. Übung und Praxis kommen erst später dazu. Das hat historische Gründe, ist heute aber ein Nachteil. Die Berufsbildung an Schulen ist nicht besonders beliebt. Und vor allem im Süden ist die Zahl der Schulabbrüche hoch, während im wirtschaftlich starken Norditalien Firmen händeringend nach Nachwuchs suchen. Die Geburtenschwäche Italiens verschärft den Fachkräftemangel. Oder die Tatsache, dass in technischen Brufen Frauen weitgehend fehlen. Zudem verliert Italien wegen tiefer Löhne gut ausgebildete Fachkräfte ans Ausland. Italiens Regierung versucht Gegensteuer zu geben, bisher ohne Erfolg.

Duration:00:28:34

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Israel/Palästina – Die Grüne Linie und die Zweistaatenlösung

4/6/2024
Die «grüne Linie» sollte einst die Grenze zwischen Israel und einem künftigen Palästinenserstaat werden. Eine Reise entlang der grünen Linie zeigt jedoch: eine Zweistaatenlösung scheint utopisch: geografisch und psychisch. Erst recht, solange noch Krieg ist. Noch steht die israelische Bevölkerung unter dem Schock des Hamas-Terrors vom 7. Oktober. Noch geht der blutige Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen weiter. Im letzten halben Jahr sind in Israel, im Gazastreifen und im besetzten Westjordanland Zehntausende getötet worden. Und ausgerechnet jetzt fordert die Welt – allen voran US-Präsident Joe Biden – die Rückbesinnung auf die Zweistaatenlösung, um dem endlosen Blutvergiessen zwischen Israeli und Palästinensern ein Ende zu setzen. Neben Israel einen unabhängigen palästinensischen Staat zu schaffen, ist eine alte Forderung. Im Kontext der Staatsgründung Israels kam es 1947 – 1949 zum Palästinakrieg, dem ersten israelisch-arabischen Krieg. Als dieser mit einem Waffenstillstand endete, zeichneten die Kriegsparteien – in grüner Tinte – auf der Karte der Region die grüne Linie ein. Diese sollte die Grenze zwischen Israel und einem künftigen Staat Palästina bilden. Nach gescheiterten Friedensverhandlungen und Jahrzehnten des Blutvergiessens bleibt die Forderung unerfüllt. Palästinenserinnen und Palästinenser sagen, die grüne Linie sei heute nicht einmal mehr das Papier wert, auf das sie einst gezeichnet wurde. Ihr Land hinter der grünen Linie ist durchsetzt von israelischen Siedlungen, die israelische Armee hat die Kontrolle. Israeli befürchten, ein palästinensischer Staat wäre für ihr Land eine existentielle Bedrohung: nach dem Hamas-Terror vom 7. Oktober erst recht. Bleibt von der «grüne Linie» also nur noch Mauer und Stacheldraht? Von Beit Sahur im besetzten Westjordanland bis zum Kibbutz Mifalsim an der Grenze zum Gazastreifen: eine Reportage zwischen Verzweiflung und kleinen Funken von Hoffnung.

Duration:00:29:50

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Umstrittene Superknollen im Meeresgrund

3/30/2024
In drei- bis sechstausend Metern Tiefe auf dem Meeresboden liegen Manganknollen: Diese beinhalten grosse Mengen an wertvollen Metallen, die zum Beispiel für den Bau von E-Autos wichtig sind. Liegt im Meeresgrund die Lösung für die Energiewende oder zerstört der Tiefseebergbau das Ökosystem Meer? Es sind wahre Schätze, die im Meer lagern – wie Kopfsteinpflaster, aber tausende Meter unter der Wasseroberfläche. Die polymetallischen Knollen, wie sie auch heissen, versprechen grosse Profite. Denn die Metalle, die in ihnen lagern, sind gefragt: so beispielsweise Kupfer, Nickel, Kobalt oder Mangan. Viele der Knollen liegen in internationalem Gebiet, zuständig ist für sie die Meeresbodenbehörde ISA mit Sitz in Jamaika – eine Institution der Vereinigten Nationen. Die ISA hat bislang dreissig Genehmigungen zur Erforschung der Knollen erteilt, die meisten betreffen die Clarion-Clipperton-Zone zwischen Mexiko und Hawaii. Ob aber auch die Förderung der Bodenschätze erlaubt werden soll, und wenn ja, unter welchen Bedingungen: Das ist stark umstritten. Einige Ländern wittern das grosse Geschäft, während Umweltorganisationen befürchten, dass der Abbau irreparable Schäden für die Natur nach sich ziehen würde. Eine kontroverse Reportage mit Stimmen aus Ostasien und dem Südpazifik.

Duration:00:28:23

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Wohnungsnot in Spanien: Im Land der WGs wider Willen

3/23/2024
Menschen, die mit über dreissig noch immer bei ihren Eltern leben. Paare, die sich getrennt haben, aber weiter zusammenwohnen. Viele Spanierinnen und Spanier können es sich nicht mehr leisten, eine Wohnung für sich allein zu mieten. Ein Missstand mit Folgen. Eigentlich sind Concha und ihr Mann bereits seit rund zehn Jahren kein Paar mehr. Aber sie teilen sich weiterhin die Wohnung. «Es ist sehr kompliziert, eine Wohnung in Madrid zu mieten oder zu kaufen. Und sehr teuer», sagt die 62-jährige Concha. «Deshalb machen wir einfach weiter wie vorher.» Diese «WG mit dem Ex» ist nur ein Beispiel unter vielen. Die Spanierinnen und Spanier leiden seit Jahren unter steigenden Wohnkosten, viele können sich keine eigene Wohnung mehr leisten. Besonders betroffen sind auch die Jungen. Ihnen bleibt häufig als Ausweg die «WG mit den Eltern». Über 80 Prozent der unter 30-Jährigen wohnen noch im Elternhaus – das ist mehr als doppelt soviel wie in der Schweiz. Die Wohnungsnot ist auch eines der wichtigsten politischen Themen in Spanien. Das stark polarisierte Land kämpft um die richtige Lösung für das Problem. Die Regierung will die Lage entschärfen – etwa mit der Förderung von sozialem Wohnungsbau und mit Obergrenzen der Mietpreise. Doch wird das neue Wohnungsgesetz, das erste in der Geschichte der spanischen Demokratie, tatsächlich Wirkung zeigen?

Duration:00:27:32

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Grossbaustelle Saint-Denis: Olympia in der Banlieue

3/16/2024
Die Olympischen Spiele von Paris werden diesen Sommer zu einem grossen Teil ausserhalb der Stadtgrenze ausgetragen. Am stärksten sind die urbanen Eingriffe dafür im Département Seine-Saint-Denis. Die strukturschwache Banlieue erhofft sich viel davon, weit über die Sportveranstaltung hinaus. An spektakulären Schauplätzen wird es bei den Olympischen Spielen diesen Sommer in Paris nicht mangeln: Basketball oder Skateboard auf der Place de la Concorde, Strandvolleyball neben dem Eiffelturm, Bogenschiessen vor den Invalides. Aber diese Wettkampforte sind provisorisch und werden nach den Spielen wieder abgebaut. Nur fünf Prozent der Spielstätten wurden von Grund auf neu gebaut. Auf Pariser Stadtboden ist dies nur die Arena in Porte de la Chapelle, einem benachteiligten Quartier. Die meisten der Neubauten für die Olympische Spiele entstehen ausserhalb der Ringautobahn, in der nördlichen Banlieue von Paris, einer Gegend, die sonst vor allem durch soziale Spannungen und hohe Kriminalität Schlagzeilen macht: Saint-Denis und die umliegenden Gemeinden sind zur olympischen Grossbaustelle geworden. Der Aufbau der neuen Sportanlagen kostet knapp die Hälfte des gesamten Budgets von rund 8,8 Milliarden Euro. Die Olympischen Spiele werden in der Banlieue von Paris auch langfristig ein Erbe hinterlassen. Das Département Seine-Saint-Denis erhält ein neues Wassersportzentrum und zahlreiche Sportanlagen, die sich arme Vororte sonst nicht leisten können. Und die Olympischen Spiele sind nicht der einzige Entwicklungsmotor in Saint-Denis.

Duration:00:27:51

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Peru: Eine Demokratie, die keine mehr ist

3/9/2024
Vor rund einem Jahr starben in Peru 67 Menschen durch Polizeigewalt, bei Demonstrationen gegen Präsidentin Dina Boluarte. Die Todesopfer waren mehrheitlich Indigene. Seither gilt Dina Boluarte, Perus erste Präsidentin überhaupt, als hochumstritten und die peruanische Demokratie als beschädigt. «Wir Indigenen werden keine Ruhe geben, bis wir Gerechtigkeit erhalten», sagt Raúl Samillán. Er spricht stellvertretend für alle Familien, die bei Protesten in Perus Süden letztes Jahr Angehörige verloren, durch Polizeigewalt. Als am 9. Januar 2023 in Juliaca am Titicacasee 19 Menschen bei Demonstrationen starben, verlor Raúl auch seinen Bruder. «Mein Bruder Marco Antonio war Arzt und half an diesem Tag Verletzten, als er erschossen wurde. Niemand hat das Recht jemand anderem das Leben zu nehmen, deshalb sind wir heute in Lima, damit diese Taten nicht straffrei bleiben». Aufgrund der Polizeigewalt zeigten peruanische Anwälte Präsidentin Dina Boluarte und andere Regierungs-Mitglieder vor dem Internationalen Strafgerichtshof an. «Wir sind nicht die Ukraine oder Gaza, aber unser demokratisches System ist unter Druck», sagt Menschenrechts-Anwältin Cruz Silva. Druck müsse jetzt auch die internationale Gemeinschaft ausüben auf die peruanische Regierung, damit sie die Menschenrechte achte. Ein genauerer Blick zeigt: Die peruanische Demokratie ist tatsächlich in Gefahr. Grund ist ein Parlament ausser Rand und Band und demokratische Institutionen, die nur auf dem Papier funktionieren.

Duration:00:27:24

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Ein grünes Stahlwerk lässt die Schwedische Provinz träumen

3/2/2024
Im Norden Schwedens wird bald ein wasserstoff-betriebenes Stahlwerk eröffnet. Tausende Arbeitsplätze entstehen und sollen der Gegend neues Leben einhauchen. Doch nicht alle sind davon überzeugt, ob dieses Projekt tatsächlich so nachhaltig ist, wie es scheint. Es ist ein Projekt der Superlative: Dereinst soll das neue, umweltfreundliche Stahlwerk genauso viel Stahl produzieren, wie die restlichen Stahlwerke Schwedens zusammen. Ein Leuchtturmprojekt der grünen industriellen Revolution innerhalb der ganzen EU. Dafür sollen Menschen aus der ganzen Welt in die Kleinstadt Boden ziehen. Das verspricht sich der Bürgermeister. Und das soll erst der Anfang sein. Er erhofft sich, dass seine Stadt bald wieder aufblüht, nachdem sie davor jahrelang geschrumpft ist. Doch nicht alle sind so optimistisch: Die Sami, die Uhreinwohner Schwedens, fürchten, dass die Natur trotz gegenteiliger Versprechen in Mitleidenschaft gezogen wird. Sie leben meist von der Rentierzucht und sind dafür auf intakte Wälder angesiesen. Sie fürchten, dass der Entwicklungssprung für Boden für sie eine weitere Verkleinerung ihres Lebensraums bedeutet.

Duration:00:25:56

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Pharaonische Krise in Ägypten

2/24/2024
Seit gut zehn Jahren regiert der ehemalige General Abdel Fatah Al Sisi. Er stützt sich auf die Armee, die immer tiefer in die Wirtschaft verstrickt ist. Das bevölkerungsreichste arabische Land soll mit pharaonischen Bauprojekten in die Zukunft katapultiert werden. Doch die Armut steigt. Schnellstrassen, Metrolinien, eine gigantische neue Verwaltungshauptstadt mitten in der Wüste - die Projekte reissen gewaltige Löcher in die Staatskasse. Ägypten hängt am Tropf ausländischer Kreditgeber. Besserung ist nicht in Sicht. Staatspräsident Sisi schwört sein Land mit bizarren Vergleichen auf immer härtere Durststrecken ein: "Bei Gott, wenn der Preis für Fortschritt und Wohlstand der Nation darin besteht, hungrig und durstig zu sein, dann lasst uns weder essen noch trinken." Doch ob die Investitionen in die Infrastruktur und die milliardenverschlingenden Prestigeprojekte der Bevölkerung dereinst bessere Lebensperspektiven bringen, wird von Fachleuten in Frage gestellt. Bis jetzt profitiert vor allem die Armee: sie ist zum wichtigsten Akteur in der ägyptischen Wirtschaft aufgestiegen. Die Reportage aus Kairo und aus dem Nil-Delta.

Duration:00:29:47

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Nichts wie weg! Albanien verliert die Jungen

2/17/2024
Korruption, Kriminalität, kaum berufliche Perspektiven: In den letzten drei Jahrzehnten haben mehr als eine Million Albanerinnen und Albaner ihr Land verlassen. Und der Exodus geht weiter. Die Folgen sind im ganzen Land spürbar. «Es gibt nichts zu tun für junge Menschen hier. Man kann Billiard oder Playstation spielen - oder in Kaffees rumhängen», sagt ein junger Mann in einem albanischen Dorf. Der Satz steht exemplarisch für die fehlenden Perspektiven vieler Jungen im Land. Kein Wunder, versuchen sie ihr Glück anderswo. Häufig in einem anderen Land. Albanien kämpft mit Abwanderung. Knapp ein Drittel aller, die im Land geboren wurden, leben mittlerweile im Ausland. Und sie sind gesucht: Wegen des Fachkräftemangels rekrutieren etwa deutsche Firmen gezielt Angestellte aus dem Westbalkan. Mit negativen Auswirkungen, wie sich etwa beim Pflege- und Spitalpersonal zeigt. Leute mit medizinischer Ausbildung sind im Ausland besonders begehrt. Die vielen, die ins Ausland gehen, fehlen in Albanien selbst - was die angespannte Lage im eh schon maroden Gesundheitswesen des Landes zusätzlich verschärft. Das Beispiel illustriert ein grundsätzliches Problem Albaniens: Es sind häufig junge und gut ausgebildete Menschen, die auswandern. Jener Teil der Gesellschaft also, der eigentlich gute Perspektiven haben sollte und das Land vorwärtsbringen könnte.

Duration:00:26:47

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Querpass – wie Politik und Fussball in Afrika zusammenspielen

2/10/2024
Politik und Fussball sind in Afrika eng verwoben. Der Präsident redet dem Nationalcoach in die Aufstellung rein. Der Fifa-Chef wird ohne Afrika nicht gewählt. Und in der Elfenbeinküste soll gar das Nationalteam einen Bürgerkrieg beendet haben. «Das Turnier ist ein Erfolg für den Präsidenten!» Der Matchbesucher am Afrikacup in der Elfenbeinküste unterstützt das Heimteam. Und er applaudiert dem Präsidenten Alassane Ouattara, der im Auto eine Stadionrunde dreht. Klubbesitzer nutzen den Sport als Einstiegshilfe in die Politik. «Als Politiker suchst du Unterstützung bei Kirchen, Gewerkschaften und Fussballclubs», erklärt ein kenianischer Klubpräsident. Mit George Weah wurde ein früherer Weltfussballer gar Staatspräsident Liberias. Der Fussball bringt Menschen zusammen. In der Elfenbeinküste bat Captain Didier Drogba die Bürgerkriegsparteien: «Vergebt euch, legt die Waffen nieder!» Afrikas Fussballbegeisterung nutzt auch Fifa-Präsident Gianni Infantino. Ohne die Unterstützung der nationalen Verbände wäre er nie ins Amt gewählt worden. Dafür zeigt er sich gerne erkenntlich.

Duration:00:26:00

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Sri Lanka kommt nicht zur Ruhe

2/3/2024
Schon Jahrzehnte dauert der Konflikt zwischen den tamilischen und singhalesischen Volksgruppen in Sri Lanka an. Der blutige Bürgerkrieg endete vor 15 Jahren, doch die Narben sind nicht verheilt, Kriegsverbrechen wurden nicht aufgeklärt, noch bleiben viele Tamilinnen und Tamilen vermisst. Jogarasa Kanakarangini hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: Seit Mai 2009 wartet die 64-jährige Tamilin darauf, ihren Sohn Amalan wieder in die Arme zu schliessen. Amalan hatte im Bürgerkrieg mit den Tamil Tigers für einen separaten Tamilen-Staat gekämpft und sich direkt nach der Niederlage ergeben. Das damalige Versprechen, ihn und die vielen anderen zu rehabilitieren, hat die Regierung bis heute nicht eingelöst. Die tamilischen Gefallenen und Vermissten sind in den Augen der singhalesisch-dominierten Regierung Sri Lankas schlicht Terroristen, die einen tödlichen Unabhängigkeitskampf gegen den rechtmässigen Staat geführt hätten. Die separatistische Gefahr sei noch immer nicht gebannt, die Unterdrückung der tamilischen Minderheit daher gerechtfertigt. Angehörige der Vermissten, wie Jogarasa Kanakarangini, plädieren dagegen für Aufklärung und Gerechtigkeit. Fünf Mal sei sie schon nach Genf gereist, um vor dem UNO-Menschenrechtsrat auf ihren verschwundenen Sohn und die vielen anderen Vermissten aufmerksam zu machen, sagt Amalans Mutter Jogarasa. Genützt habe es nichts. Sie und viele andere Angehörige fühlen sich von ihrem Land und der Welt im Stich gelassen.

Duration:00:28:00

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Die philippinischen Fischer inmitten der Geopolitik

1/27/2024
Seit Jahren geht China im Südchinesischen Meer immer aggressiver vor. Das Land sieht die Gewässer westlich der Philippinen als eigenes Staatsgebiet. Die lokalen Fischer werden von ihren Fischgründen abgeschnitten und verlieren ihre Lebensgrundlage. Immer wieder kommt es zu heiklen Situationen auf dem Meer: Die chinesische Küstenwache trifft auf die philippinische Küstenwache, vertreibt Fischer gewaltsam von ihren angestammten Fischgründen. China ist entschlossen, seine Besitzansprüche zu untermauern. Dabei baut die Weltmacht ihre militärische Präsenz auf Inseln und Atollen aus. Riffe werden mit Sand aufgeschüttet und zu regelrechten Festungen im Meer ausgebaut. Dabei ist das internationale Recht deutlich: China habe keinen Anspruch auf das von den Philippinen beanspruchte Gebiet. Doch Peking setzt sich über den Schiedsspruch hinweg und beruft sich dabei auf historische Rechte. Die USA dagegen haben eine Militärallianz mit den Philippinen und wollen die Kontrolle über die Gewässer nicht China überlasen. Dabei geht es auch um Geopolitik, Handelsrouten und Bodenschätze. Die Folgen dieses Kräftemessens spüren die lokalen Bewohner und Bewohnerinnen. Die Fischer genauso wie der Tourismusbeauftragte einer abgelegenen Inselgruppe.

Duration:00:26:28

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Die «grüne Lunge» Afrikas: Gabun und der Schutz des Regenwalds

1/20/2024
Das zentralafrikanische Gabun gilt beim Klimaschutz als vorbildlich. Als eines der wenigen Länder weltweit nimmt es mehr CO2 auf als es ausstösst. Dies dank des tropischen Regenwaldes, der einen Grossteil des Landes bedeckt. Ihn zu nutzen und gleichzeitig zu schützen ist eine Herausforderung. Fast 90 Prozent der Fläche von Gabun sind mit tropischem Regenwald bedeckt, ein Teil davon ist Primärwald, ursprünglich und unberührt. Unzählige Insekten und Tierarten bevölkern den Wald, Elefanten etwa und Gorillas. Abgeholzt wird nur wenig. Der Regenwald soll geschützt werden, darüber herrscht weitgehend Einigkeit. Und so überwacht Gabun seinen Waldbestand so genau wie kein anderes afrikanisches Land, mit Hilfe von Technologie aus der Raumfahrt. Doch gleichzeitig soll der Regenwald auch genutzt werden dürfen. Denn Gabun will in seiner wirtschaftlichen Entwicklung nicht gebremst werden, die mehrheitlich junge Bevölkerung braucht Jobs und Perspektiven. Das Land lebte bisher hauptsächlich vom Erdöl, will nun aber zunehmend auf andere Wirtschaftszweige setzen, zum Beispiel auf die Holzindustrie. Doch ist das nachhaltig? Wer profitiert davon und wer sind die Verlierer?

Duration:00:29:22

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Com'era, dov'era – Italien zwischen Nostalgie und Aufbruch

1/13/2024
Dass alles so bleiben muss, wie es war, ist ein Motto Italiens im Umgang mit seiner grossartigen Vergangenheit. Es macht das Land aber auch zu einem grossen Museum. Eine Reise zwischen Bozen und Bari zeigt die Problematik dieses Ansatzes und eine innovative Seite Italiens hinter den Klischees. Als 1902 der weltberühmte Glockenturm von San Marco in Venedig einstürzte, war der Schock gross. Nach dem Motto: «Com'era e dov'era» - «dort wo er war und wie er war» wurde er in Rekordzeit wiederaufgebaut. Diese Haltung führt aber auch zu Erstarrung und Stillstand. Die mittelalterliche Stadt Camerino in den Marken zum Beispiel ist seit einem Erdbeben 2016 quasi eingefroren, weil alles wieder so sein soll, wie es war. In den Uffizien von Florenz zeigt der erfolgreiche Direktor Eike Schmidt, wie man mit Vergangenheit die Jugend anzieht. Turin wiederum ist ein Wahrzeichen einer italienischen Nostalgie, als es Italien dank grossen Firmen wie Fiat in den 1960ern bis 1980ern gut ging. Und Bari in Apulien zeigt, wohin dieses Land gehen kann. Die Stadt, berühmt für die handgemachten Orecchiette, liegt in der Rangliste der führenden Startups an fünfter Stelle, unmittelbar hinter Mailand, Turin, Rom und Neapel.

Duration:00:26:37

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Die zweite Front – Kriegsangst in Libanon

1/6/2024
Je länger der Gaza-Krieg andauert, umso grösser die Gefahr, dass er sich zum Nahost-Krieg ausweitet. Ob es so weit kommt, wird sich im libanesisch-israelischen Grenzgebiet zeigen. Seit drei Monaten liefern sich die israelische Armee und die schiitische Miliz Hisbollah dort Gefechte. Die Reportage. Die Fahrt vom Checkpoint quer durch die Pufferzone bis zur libanesisch-israelischen Demarkationslinie führt über Serpentinen hinauf auf karge, steinige Hochebenen, vorbei an leeren Dörfern und Höfen. Wie ausgestorben liegen sie da. Es ist spärlich bewachsenes Hügelland, über das Hirten mit ihren Schafherden ziehen. Wäre es nicht der Südlibanon, es wäre eine Idylle. «Eigentlich könnten wir hier ganz gut leben», sagt der Schafhirt Ibrahim. Doch die Gegend ist zu gefährlich geworden. Erst kürzlich wurden zwei Hirten auf dem Feld von einer Granate getötet. Ibrahim wird wegziehen zu Verwandten in die etwas entfernte Bekaa-Ebene. Rund fünfzigtausend Menschen haben das umkämpfte Grenzgebiet mittlerweile verlassen und im sichereren Hinterland Zuflucht gefunden. «Wir haben mit diesem Krieg nichts zu tun», sagt Ibrahim. «Wir wollen einfach nur leben». Doch die Miliz Hisbollah («Partei Gottes») hat in der Gegend ihre Stellungen. Und sie will mit einem Kleinkrieg über die Grenze gegen Israel Solidarität mit der Hamas demonstrieren. Die Hisbollah wurde in den Achtzigerjahren im libanesischen Bürgerkrieg von den iranischen Revolution-Garden gegründet, stark wurde sie im Guerillakampf gegen die einstige israelische Besatzung des Südlibanons. Seither präsentiert sie sich als die Beschützerin der schiitischen Minderheit im Libanon, zugleich als Vorkämpferin für die palästinensische Sache. Sie verfügt wohl über mehr als einhunderttausend Raketen, darunter weitreichende und präzise, gegen die – in Schwärmen verschossen - auch Israels «Iron Dome»-Schutzschild wenig ausrichten könnte. Kampferfahren und diszipliniert, wäre die Hisbollah im Ernstfall für Israel ein hochgefährlicher Gegner. Die Mehrheit der Libanesinnen und Libanesen lebt schon seit Jahren in einem Zustand permanenter Unsicherheit und Bedrohung, nun kommt noch die Kriegsangst dazu. «Wir sind wie ausgeliefert», sagt auch Leila in ihrem Lebensmittelgeschäft im Westen der Hauptstadt Beirut. «Hier kann dir alles passieren».

Duration:00:29:36

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«Best of»: Sacklzement nomoi: Annäherung an die bayerische Seele

12/30/2023
«Immer wieder diese Bayern» denken viele im Rest der Republik. Sie fühlen sich als etwas Besonderes und sie ragen vielerorts auch heraus. Zwar hat die CSU längst an Zuspruch verloren, aber Heimatverbundenheit kennt eben keine Parteifarben. Reportage auf der Suche nach der bayerischen Seele. «Für die Bayern wäre es vielleicht sinnvoller, wenn sie manchmal etwas zurückhaltender agieren täten». Das sagt Professor Heinrich Oberreuter mit Blick auf den zur Schau getragenen Stolz. Tradition und Modernisierung haben den Freistaat weit gebracht. Die Politik bleibt allerdings Männersache. Kabarettistin Luise Kinseher wurde mit Hass eingedeckt, als sie als erste Frau beim Starkbierfest auf dem Nockherberg die bissige Spottrede gegen die politische Elite halten durfte. Ihre Auftritte als «Mama Bavaria» haben sie dennoch zu einem Teil der bayerischen Heimat gemacht. Wie die dominante CSU in Universitätsstädten an Zustimmung verlor, zeigt die Reise nach Passau und die Suche nach der bayerischen Seele führt zu Musiker Christoph Well. Er hatte mit der legendären «Biermösl Blosn» die Volksmusik einst modernisiert und mit satirischen Texten die Konservativen geschockt. «Stofferl» Well kennt den Klang Bayerns und setzt sich dafür auch an die Harfe. CSU-Ministerpräsident Markus Söder definiert im aktuellen Landtagswahlkampf gleich selbst, was bayerisch ist. «Bayern ist fast zu schön, um wahr zu sein», beobachtet Publizistin Anna Clauss und erklärt diese «Mischung aus Wunderland und Schurkenstaat». (Erstaustrahlung: 30. September 2023)

Duration:00:29:02

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«Best of»: Lwiw – eine Stadt zwischen Alltag und Trauma

12/23/2023
In der westukrainischen Stadt Lwiw bricht der Krieg nur ab und zu in den Alltag ein. Doch unter der Oberfläche von scheinbarer Leichtigkeit liegen Schmerz und Trauer. Lwiw, das frühere Lemberg, ist reich an architektonischer Schönheit und zieht seit jeher Reisende an. Im Krieg aber wurde Lwiw zu einer Durchgangsstation auf der Flucht nach Westen. Für viele ist die Stadt auch eine sichere Zuflucht im eigenen Land, weil hier weniger Bomben fallen. In den malerischen Gassen der Altstadt spürt man viel Normalität. So sind die Museen wieder offen, es finden Stadtführungen statt und Leute aus Kiew oder dem Osten der Ukraine erholen sich hier oder fangen neu an. Daneben sind in Lwiw aber auch die Schrecken des Kriegs deutlich spürbar. Es kommen Konvois mit Verletzten an. Es sind Versehrte aus den Kampfgebieten, die man hier behandelt. Die meisten benötigen Prothesen. Und jeden Tag werden Gefallene beerdigt. Viele stellen sich die bange Frage: überleben wir das? (Erstausstrahlung: 26. August 2023)

Duration:00:28:33

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Polen entdeckt seine jüdische Seite

12/16/2023
In Polen lebten einst mehr Jüdinnen und Juden als in jedem anderen europäischen Land. Holocaust und Auswanderungswellen machten das zunichte. Doch der verlorene Teil der eigenen Kultur stösst auf neues Interesse. Und manche in Polen entdecken sogar, dass sie selbst jüdischer Abstammung sind. Als Teenagerin stiess Magda Dorosz auf die Familienmemoiren ihres verstorbenen Grossvaters. Und darin auf Namen von Verwandten, von denen sie bisher nie gehört hatte. Sie forschte nach und fand heraus, was ihr Grossvater verschwiegen hatte – dass ihre Familie eigentlich jüdisch ist. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Warschau nach New York die zweitgrösste jüdische Gemeinde weltweit. Von den knapp dreieinhalb Millionen polnischen Jüdinnen und Juden lebten nach dem Völkermord durch die Nazis nur noch ein Zehntel. Und die allermeisten Überlebenden verliessen Polen in den kommunistischen Nachkriegsjahren. Mit ihnen verschwand die jahrhundertealte jüdische Kultur Polens. Doch zunehmend mehr Polinnen und Polen beginnen sich für das verlorene Erbe zu interessieren. Der Spitzensportler Dariusz Popiela restauriert zusammen mit Freiwilligen jüdische Friedhöfe. «Das ist mein ganz persönliches Aufbegehren gegen das Vergessen», sagt er. Die Gastro-Unternehmerin Justyna Kosmala serviert in einem Warschauer Bistro jüdisch geprägte Gerichte. Sie ist überzeugt: «Essen ist ein guter Ausgangspunkt, um sich über die vielen Gemeinsamkeiten in Polen auszutauschen.» In Kazimierz, dem historischen jüdischen Viertel von Krakau, sind manche Gassen so voll von Touristen, dass man sich wie in einem jiddischen Disneyland vorkommt. Janusz Makuch, Organisator des jüdischen Kulturfestivals in Kazimierz, sagt: «Ich will der ganzen Welt zeigen, dass die sechs Jahre Völkermord an den Juden die tausend Jahre gelebter jüdischer Kultur hier nicht auslöschen können.» Den Rummel in Kazimierz nimmt er gern in Kauf, wenn dafür das jüdische Erbe Polens sichtbarer wird.

Duration:00:28:24

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Die Zukunft der Shetlandinseln zwischen Öl und Wind

12/9/2023
Die Shetlandinseln sind bekannt für Schafe, Ponys und Seevögel. Auf der windigen Felsformation in der Nordsee liegt aber auch der grösste Öl-Hafen Europas und es drehen sich viele Windräder. Zwischen Wind und Öl zeigen sich die Vergangenheit und die Zukunft der Energieversorgung. Der nördlichste Zipfel des Vereinigten Königreichs verfügt über eine eindrückliche Infrastruktur: mehrere Hallenbäder, ein Kulturzentrum und Strassen ohne Schlaglöcher. Diese hat Shetland dem Erdöl-Reichtum der Nordsee zu verdanken, der den abgelegenen Inseln während Jahrzehnten hohe Einnahmen bescherte. Doch in Zeiten des Klimawandels zeichnet sich das Ende der fossilen Energien ab und die Shetlandinseln bereiten sich auf eine neue Zukunft vor. Zu dieser gehört die Nutzung eines anderen Reichtums dieser Inseln, des Windes. Hunderte Windräder produzieren bereits heute Strom. Und draussen in der Nordsee, dort wo während Jahrzehnten das Öl sprudelte, will man im leergepumpten Meeresgrund CO2 einlagern. Doch wie viel schädliches CO2 man dereinst tatsächlich in die alten Bohrlöcher pressen kann, ist umstritten. Klar ist hingegen, dass der Klimawandel längst die Artenvielfalt des subarktischen Archipels gefährdet.

Duration:00:28:32

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In den USA sind minderjährige Arbeitskräfte immer begehrter

12/2/2023
Teenager schuften nach der Schule auf Äckern oder im Service und verrichten auch gefährliche Arbeiten: In den USA kommt das immer öfter vor. In einigen Bundesstaaten wurden die Gesetze gelockert. Gewerkschaften schlagen Alarm. In den USA fehlt es in vielen Branchen an Arbeitskräften. Für manche Jobs gibt es kaum erwachsene Bewerberinnen und Bewerber. Auf der Suche nach Personal setzen viele Betriebe deshalb auch auf Minderjährige. Die dann jeweils neben der Schule noch stundenlang zur Arbeit gehen. Damit die Rekrutierung von Jugendlichen noch einfacher wird, haben einige Bundesstaaten die Regeln für Kinder- und Jugendarbeit gelockert. Zur Diskussion steht beispielsweise auch, dass junge Menschen für gefährliche Arbeiten eingesetzt werden könnten. Gewerkschaften und Verbrauchschutzorganisationen beobachten diese Entwicklung mit Sorge. Sie vermuten, dass der Mangel an Arbeitskräften nur ein Grund für lockerere Gesetze sei, und befürchten, es verstecke sich dahinter die Absicht, den Arbeitsschutz generell zu schwächen.

Duration:00:28:28