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SRF (Switzerland)

«International» befasst sich wöchentlich mit internationaler Politik und Gesellschaft. Seit 1978 am Radio und von Anbeginn auch online. Reportagen, Analysen und Geschichten zur internationalen Aktualität, meist erzählt von Auslandskorrespondenten und -korrespondentinnen von Radio SRF.

Location:

Zürich, Switzerland

Description:

«International» befasst sich wöchentlich mit internationaler Politik und Gesellschaft. Seit 1978 am Radio und von Anbeginn auch online. Reportagen, Analysen und Geschichten zur internationalen Aktualität, meist erzählt von Auslandskorrespondenten und -korrespondentinnen von Radio SRF.

Language:

German


Episodes

Argentinien: Inflations-Chaos und Anarcho-Kapitalismus

9/23/2023
Die Preise explodieren, die Auslandschulden sind enorm. Argentinien findet nicht aus seiner schweren Wirtschaftskrise. Das Vertrauen in die politischen Eliten ist dahin. Profitiert davon bei den Wahlen im Oktober ein exzentrischer Populist vom rechten politischen Rand? «Ich kandidiere nicht, um eine Schafherde anzuführen - ich kandidiere, um Löwen aufzuwecken. Lang lebe die Freiheit, verdammt!» schmettert Javier Milei, Ökonom und Populist. Mileis Ideen sind radikal: Er sagt von sich selbst, er sei ein Anarchokapitalist. Der 52-jährige Rechtsaussenpolitiker schwärmt von einem Argentinien, in dem der Markt alles bestimmt. Milei trat zuerst als Ökonom im Fernsehen mit seinem ultra-liberalen Diskurs auf. Er sagte, die Zentralbank gehöre in die Luft gesprengt. Oder: Die Mafia sei ihm lieber als der argentinische Staat, weil die Mafia den Wettbewerb suche. Doch nun bewirbt sich der politische Selbstdarsteller ausgerechnet für den Posten als Regierungschef ebendieses Staates. Bei den landesweiten Vorwahlen holte er mit seinen radikalen Ideen rund 30 Prozent der Stimmen, mehr als jeder anderer Kandidat. «Die Leute hoffen auf einen Neuanfang», bringt Experte Pablo Stefanoni das Phänomen Javier Milei auf den Punkt. Tatsächlich haben nach Jahrzehnten der Krisen viele das Vertrauen in die Politik verloren. «Wir brauchen Veränderung, so kann das nicht weitergehen», sagt etwa der 71-jährige Händler Roberto in Buenos Aires. «Unsere Kinder gehen nach Europa, wenn wir die Inflation unter Kontrolle bringen würden, kämen sie zurück». Er will dem Rechtspopulisten Milei eine Chance geben. Ökonom Leandro Mora Alfonsín dagegen hofft, dass der aktuelle Wirtschaftsminister, Sergio Massa, die Wahlen gewinnt. Die demokratischen Institutionen dürften nicht geschwächt, sie müssten gestärkt werden. Argentinien sei im Grunde eine leistungsfähige Volkswirtschaft mit grossem Potential auch für den Export, ist der Ökonom überzeugt. Doch bis jetzt sind mit jeder neuen Krise mehr Argentinierinnen und Argentinier durch die Maschen des Systems gefallen. Das Land feiert 40 Jahre Demokratie nach dem Ende der Diktatur der Militärjunta. Ausgerechnet im Jubeljahr ist ein Rechtsaussenkandidat überzeugt davon, dass er die Macht erlangen kann.

Duration:00:27:52

Opioide in den USA: Der lange Kampf gegen die tödliche Sucht

9/16/2023
Die Drogenkrise in den USA ist eskaliert: Allein letztes Jahr starben weit über 100 000 Menschen an einer Überdosis. Das Opioid Fentanyl ist zur richtigen Killerdroge geworden. Ein Besuch im Bundesstaat West Virginia zeigt: Neue Wege wären gefragt, doch das Umdenken findet erst langsam statt. Ausgelöst wurde die Krise vor über 20 Jahren durch verschreibungspflichte Schmerzmittel: Opioidpillen wie «Oxycontin», die aggressiv vermarktet wurden. Das Versprechen der Hersteller, die neuen Pillen machten kaum abhängig, erwies sich als falsch – und führte in eine Katastrophe. Besonders früh und hart getroffen wurden ländliche Gebiete: wirtschaftlich abgehängte Landstriche wie West Virginia. Die abgelegenen Täler im Appalachen-Gebirge boten der Opioidkrise den Nährboden. West Virginia wurde von den Schmerzpillen regelrecht überflutet. Doch längst hat die Opioidkrise auch die Städte erfasst, wie die offenen Drogenszenen eindrücklich zeigen. Und die Krise ist eskaliert: Als es schwieriger wurde, an verschreibungspflichtige Pillen zu kommen, boten Drogendealer die illegale Alternative: Heroin, seit etwa 2013 auch das synthetische Opioid Fentanyl, das die Zahl der Toten stark nach oben trieb. Die Krise ist eskaliert – und die Covid-Pandemie hat sie zusätzlich verschlimmert. Die Behörden sprechen längst von einer Opioid-Epidemie. Und die Krise hat sich gewandelt, auch am Epizentrum, in West Virginia: Sucht, Obdachlosigkeit und psychische Krankheiten gehen Hand in Hand. Wer Strassendrogen nimmt, weiss vielleicht gar nicht, dass er Fentanyl nimmt – oder das Tierberuhigungsmittel Xylazin, das den Drogen seit einiger Zeit beigemischt wird. Jene, die versuchen, gegen das Elend anzukämpfen, sind vor allem damit beschäftigt, Leben zu retten: Sie verteilen saubere Spritzen, HIV-Tests oder den Nasenspray Narcan. Dieser kann Menschen nach einer Überdosis wieder aufwecken, und sie so vor dem Tod bewahren. Expertinnen sagen, es brauche mehr Schadensminderung, es sei etwa nötig saubere Spritzen zu verteilen, um die Süchtigen vor HIV oder Hepatitis zu schützen. Es gebe zu wenig Therapieplätze mit Ersatzsubstanzen wie Methadon, gerade in Bundesstaaten wie West Virginia, wo solche Therapien am dringendsten gebraucht würden. Dinge wie Drogenkonsumräume oder die staatlich kontrollierte Drogenabgabe gibt es kaum oder gar nicht. Nach Jahrzenten des «Krieges gegen die Drogen», scheinen die USA nur zögerlich wegzukommen von der Politik der harten Hand. Das Sterben geht derweil weit. Der Schaden ist immens, der menschliche, aber auch der wirtschaftliche.

Duration:00:27:25

Weggesperrt und verstummt: Die Demokratie-Bewegung in Hongkong

9/9/2023
Bis zu zwei Millionen Menschen gingen 2019 in Hongkong auf die Strasse, kämpften lauthals für mehr Demokratie und Mitbestimmung. Doch die Regierung brachte die Aufständischen zum Schweigen, tausende büssen heute dafür im Gefängnis. Trotz aller Ernüchterung hoffen viele weiter auf mehr Freiheit. Ein Land, zwei Systeme: So lautete das Versprechen Chinas, als es vor über 25 Jahren Hongkong von Grossbritannien übernahm. In der Sonderverwaltungszone sollten Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit herrschen. Doch die Realität sieht anders aus: Die Behörden gehen gegen mögliche Oppositionelle vor, China nimmt zunehmend direkten Einfluss auf die Hongkonger Politik. 2019 führte ein geplantes Gesetz zu monatelangen Massenprotesten. Nicht einmal die harte Repression der Regierung schien die Protestierenden stoppen zu können. Bis die Covid-Pandemie kam und mit den strengen Massnahmen den Aufstand beendete. Wo steht die Hongkonger Pro-Demokratie-Bewegung heute? Viele der Aufständischen haben ihren Protest aufgegeben, sitzen im Gefängnis oder warten noch auf ihren Prozess. So wie Krankpfleger John, der mit einer bis zu sechsjährigen Haftstrafe rechnen muss. Andere sind verstummt, wagen es nicht mehr, sich öffentlich zu exponieren. Wie Bloggerin Emilia, die zwar über soziale Anliegen schreibt, nicht aber über politische Themen. Ihre Zukunft liegt zwischen Resignation, Rückzug ins innere Exil und leiser Hoffnung auf Veränderung.

Duration:00:31:54

Im Fadenkreuz: Wie gross ist Chinas Einfluss in Griechenland?

9/2/2023
Seit der griechische Hafen Piräus in chinesischer Hand ist, spielt er in der obersten Liga Europas. Doch der Verkauf des strategisch wichtigen Hafens ist umstritten. Und China ist nicht der einzige grosse Player im Land. Griechenland liegt im Fokus geostrategischer Interessen. Piräus liegt zwar 7625 Kilometer Luftlinie von Peking entfernt. Der chinesische Staatschef Xi Jinping bezeichnet den Hafen dennoch als «Kopf des chinesischen Drachens». Für die neue chinesische Seidenstrasse ist Piräus das entscheidende Tor zum Westen, während Griechenland und die lokale Wirtschaft kaum von dem Verkauf profitieren. Jede Schraube werde aus China importiert, klagen sie. Und in Zeiten des Krieges in der Ukraine und der Spannungen zwischen China und Taiwan wird die Privatisierung des Hafens heute anders als früher beurteilt. Gleichzeitig wächst das militärische Interesse der USA und auch der Nato an Griechenland, und das Land wird auch für die Wirtschaft der EU wichtiger: In Kozani in Westmakedonien findet mit Unterstützung der EU ein spektakulärer Wandel in Sachen Stromerzeugung statt: von Kohle- zu Sonnenenergie.

Duration:00:29:56

Lwiw: eine Stadt zwischen Alltag und Trauma

8/26/2023
In der westukrainischen Stadt Lwiw bricht der Krieg nur ab und zu in den Alltag ein. Doch unter der Oberfläche von scheinbarer Leichtigkeit liegen Schmerz und Trauer. Lwiw, das frühere Lemberg, ist reich an architektonischer Schönheit und zieht seit jeher Reisende an. Im Krieg aber wurde Lwiw zu einer Durchgangsstation auf der Flucht nach Westen. Für viele ist die Stadt auch eine sichere Zuflucht im eigenen Land, weil hier weniger Bomben fallen. In den malerischen Gassen der Altstadt spürt man viel Normalität. So sind die Museen wieder offen, es finden Stadtführungen statt und Leute aus Kiew oder dem Osten der Ukraine erholen sich hier oder fangen neu an. Daneben sind in Lwiw aber auch die Schrecken des Kriegs deutlich spürbar. Es kommen Konvois mit Verletzten an. Es sind Versehrte aus den Kampfgebieten, die man hier behandelt. Die meisten benötigen Prothesen. Und jeden Tag werden Gefallene beerdigt. Viele stellen sich die bange Frage: überleben wir das?

Duration:00:28:33

«Best of»: Die Magie der britischen Monarchie

8/19/2023
Die Welt wird nach London blicken, wenn Charles III. am 6. Mai in der Westminster Abbey gekrönt wird. Seit Jahrhunderten bildet die Monarchie das Rückgrat des Vereinigten Königreiches. Doch sie hat an Zuspruch verloren, und nicht wenige glauben mittlerweile, dass man sie auch abschaffen könnte. Hinter den Kulissen werden politische Entscheide gefällt, während die Königsfamilie auf der grossen Bühne das Volk glanzvoll und würdig bei Laune hält. So beschrieb der britische Verfassungstheoretiker Walter Bagehot im 19. Jahrhundert die Rolle der Monarchie in der britischen Politik. Doch die Zeiten haben sich verändert, die Vererbung von Titeln und Privilegien sind im 21. Jahrhundert verpönt. Zudem hat das Ansehen der Königsfamilie gelitten, und gerade unter jungen Britinnen und Briten glauben nicht wenige, dass die britische Monarchie mit ihren jahrhundertealten Traditionen und Ritualen ihre Daseinsberechtigung verloren hat. Die Sendung «International - Die Magie der britischen Monarchie» lässt sowohl Royalistinnen als auch Republikaner zu Wort kommen und erörtert die künftige Rolle des neuen König Charles III. sowie die Herausforderungen, die ihn erwarten. (Erstausstrahlung: 29. April 2023)

Duration:00:30:47

«Best of»: Südossetien, Georgien und Russland

8/12/2023
Wenn zwei sich streiten, übernimmt der Dritte die Kontrolle. In diesem Fall Russland. Das schon in den 1990er Jahren Truppen nach Georgien schickte, um die Separatisten der selbsternannten Republik Südossetien zu schützen. Jahrhundertelang lebten Georgierinnen und Osseten Seite an Seite. Nach dem Fall der Sowjetunion kochten latente Feindseligkeiten hoch, bis zu blutigen Kämpfen zwischen ossetischen Separatisten und georgischen Truppen. Georgiens mächtiger Nachbar Russland stellte sich auf die Seite der Separatisten, und bis heute sind die russischen Soldaten geblieben. Sie erobern im Namen Südossetiens immer mehr georgisches Gebiet. Georgier fürchten, es könnte ihnen wie den Ukrainern ergehen. Im georgischen Dorf Gremiskhevi hat die Bevölkerung Angst. Die Dorfbewohnerinnen klagen über Entführungen durch die russischen Truppen. Ein Trupp georgischer Männer beobachtet, wie russische Soldaten durch den Wald schleichen. Die georgische Dorfbevölkerung traut sich schon gar nicht mehr in die Nähe der Grenzlinie. Diese sei gar nicht richtig markiert, erzählt Tsisana, die erzählt, wie sie selbst entführt worden sei. Ein vernachlässigter Friedhof in Grenznähe zeugt von der Angst der Dorfbewohner, und auch von dem Leid, den der blutige Konflikt auf beiden Seiten hinterlassen hat. Auf der georgischen Seite verdrängen viele ihren Anteil am ethnischen Konflikt, sie geben dafür Russland die Hauptschuld. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sehen sie sich bestätigt: wäre da keine imperialistische Grossmacht, wäre zwischen Osseten und Georgiern ein Frieden möglich. So einfach ist die Wirklichkeit jedoch nicht. (Erstausstrahlung: 22 April 2023)

Duration:00:28:54

«Best of»: Frauen in Afghanistan

8/5/2023
Vor gut eineinhalb Jahren haben die Taliban in Afghanistan die Macht zurückerobert. Seitdem haben sie im selbsternannten islamischen Emirat eines der repressivsten Regime weltweit eingeführt. Darunter leiden besonders Mädchen und Frauen. Die Medizinstudentin Husna war im Abschlussexamen, als sie Ende Dezember die Schreckensnachricht erreichte: Ab sofort dürfe sie nicht mehr studieren. Seitdem sitzt die hochbegabte 20-Jährige frustriert und hoffnungslos zu Hause, wie Millionen andere afghanische Frauen. Es war der vorerst letzte Streich der islamisch-fundamentalistischen Taliban im Kampf gegen Frauen und Mädchen. Die Verbotsliste ist seit der Machtübernahme immer länger geworden: Mädchen dürfen ab der siebten Klasse nicht mehr zur Schule, die meisten Frauen nicht mehr arbeiten, nicht mehr die Universität besuchen, nicht mehr für Nichtregierungsorganisationen arbeiten und nicht einmal mehr Parks und Fitnesscenter besuchen. Die wenigen Frauen, die sich wehren oder gar demonstrieren, werden niedergeknüppelt oder ins Gefängnis geworfen. Weil das ein gravierender Verstoss gegen Menschenrechte ist, hat die internationale Gemeinschaft die Reserven der afghanischen Zentralbank eingefroren und Sanktionen verhängt - was die Wirtschaftskrise in Afghanistan massiv verschärft und die Zahl der Hungernden weiter erhöht hat. Während die Taliban-Führung in Kandahar an den strikten Verboten festhält, wird die Kritik an den Bildungsverboten für Frauen bei hohen Offiziellen in Kabul lauter. (Erstausstrahlung: 1. April 2023)

Duration:00:27:19

«Best of»: Äthiopien: Die Wunden des Tigray-Krieges

7/29/2023
Zwei Jahre wurde in der Region Tigray im Norden Äthiopiens gekämpft. Wenig drang in der Zeit nach aussen, die Zentralregierung hatte Telefon und Internet blockiert. Nun sind Reisen nach Tigray wieder möglich. Unser Afrikakorrespondent begegnete erleichterten, aber schwer traumatisierten Menschen. Da ist etwa der junge Aradom, ein schmächtiger Informatiker mit Bart. Er hat für die Tigray gekämpft und erzählt, wie sie Äthiopiens Armee besiegten und den Krieg doch verloren. Er ist traumatisiert, arbeitslos, hängt mit Freunden in einer Bar herum und versucht zu vergessen. Da ist eine Mutter, die von Soldaten vergewaltigt wurde, als sie ihr Eigentum vor Plünderung beschützen wollte. Von ihrem Mann hat sie schon lange nichts mehr gehört, die Kinder werden wohl ohne Vater aufwachsen müssen. Eine alte Frau hat nur ein paar Weizenkörner, die sie ihren hungrigen Enkelkindern zubereiten kann. Während des Krieges war es noch schlimmer, erzählt sie. Hunger und Unterernährung sind ein riesiges Problem. Wir begegnen einem Lehrer, der ohne Lohn versucht, in einer Primarschule wieder zu unterrichten, unter widrigsten Umständen. Er hat leise Hoffnung, dass es wieder einen Alltag geben wird. Und da ist ein führender Kader der alten Garde der TPLF-Rebellen. Sie müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, mit der Zentralregierung ein ungünstiges Waffenstillstandsabkommen geschlossen zu haben. Mit dem grausamen Krieg haben die Rebellen nichts gewonnen. Hunderttausende aber haben ihr Leben oder ihre Existenz verloren. (Erstausstrahlung: 25. März 2023)

Duration:00:27:52

«Best of»: Currywurst mit den Deutschen

7/22/2023
Fleisch gehört zur deutschen Identität. Egal ob Wurst oder Schnitzel, gegessen werden gerne üppige Portionen vor allem billigen Schweinefleischs. Eine hocheffiziente Fleischproduktion und Billiglöhne sorgen für günstigen Nachschub. Doch Ansprüche an Moral und Qualität stellen Omas Rezepte in Frage. «Super, wirklich super» schwärmt Michael Wagner mit vollem Mund von der Currywurst, die er mitten auf einer Kreuzung in Berlin auf die Schnelle isst. Im Imbissstand bereitet Tarek die Würste im Stakkato zu. Viele Deutsche lieben schnelles, billiges Essen und Fleisch gehört einfach dazu. Schon die alten Römer fanden, dass die Germanen keine ausgeprägte Esskultur haben. Das schlichte Essen gehört zur deutschen Identität und Fleisch wurde zum Kulturgut. Seine Verfügbarkeit für alle sorgte einst für politische Stabilität. Landwirte wie Henning Kock produzieren günstiges Schweinefleisch. Im sogenannten «Schweinegürtel», einer Region südwestlich von Bremen, hält er 2600 Tiere. Sie sind genetisch so veranlagt, dass sie sich trotz dauernder Verfügbarkeit von Futter nicht überfressen und rund 900 Gramm pro Tag zulegen. Mit Fleisch verdient auch Alina Henrici ihr Leben. In ihrer Metzgerei in Hessen lädt sie Kinder in die Wurstküche ein, damit diese verstehen, dass die Wurst nicht vom Discounter, sondern vom Tier kommt. Für viele ist Fleisch nicht wegzudenken. Doch nun streicht Freiburg im Breisgau das Fleisch vom Menu der Grundschulen und Kitas. Die Aufregung ist gross. (Erstausstrahlung: 4. März 2023)

Duration:00:29:56

«Best of»: Libanon – «Warum machen sie uns zu Kriminellen?»

7/15/2023
Kaum volljährig geworden, merkte die libanesische Nachkriegsgeneration, dass etwas in ihrem Staat faul war. Als sie 2015 auf die Strasse ging, um gegen die korrupte Machtelite zu demonstrieren, war es jedoch bereits zu spät. Der Staat war bankrott. Im kleinen Mittelmeerstaat kämpfen inzwischen viele um ihre Existenz. Selbst die einstige Mittelschicht ist betroffen. Seit drei Jahren darf sie ihr Geld auf der Bank nicht holen. Und wegen der horrenden Inflation reichen ihre Saläre nicht mehr zum Überleben. Die Not treibt manche in die Kriminalität. Sally Hafez, 28, stammt aus einer Mittelstandsfamilie in Beirut. Sie hatte einen guten Job, Geld für Kleider, Reisen und ein Auto. Gleichzeitig dauerten die täglichen Stromausfälle in Beirut immer länger, das Trinkwasser war verschmutzt, der Abfall stapelte sich in den Strassen. Die junge Libanesin begann, wie viele ihrer Generation, Fragen zu stellen, und einen Systemwechsel zu fordern. Als die Korruption aufflog und das ganze System wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel, schuf die politische Elite Milliarden ausser Landes. Gleichzeitig beschränkte sie Bankenbezüge fürs Volk auf einen lächerlich kleinen Betrag. Als ihre krebskranke Schwester eine lebensrettende Operation brauchte, wollte Sally Hafez dafür Geld von ihrem Sparkonto abheben. Die Bank weigerte sich, ihr das Geld zu geben. Eines Tages überfiel die junge Frau ihre Quartierbank, um das Geld für ihre Schwester zu holen. Eine Überlebensgeschichte aus einem gescheiterten Staat. In dem selbst Anwältinnen und Richter verarmen. (Erstausstrahlung: 14. Januar 2023)

Duration:00:32:36

«Best of»: Amoklauf in Newtown: Aktivismus und Trauma

7/8/2023
In Newtown geschah vor zehn Jahren das Unvorstellbare: Ein Amokläufer tötete in einer Schule 26 Menschen, darunter 20 Kinder. Zurück blieben eine traumatisierte Gemeinde - und Eltern, die zu Aktivisten wurden. Da ist etwa Mark Barden. Sein sechsjähriger Sohn wurde damals im Schulhaus erschossen. Bis heute quält Barden der Gedanke, dass sein kleiner Bub einsam und allein sterben musste - weil der Täter so leicht Zugang hatte zu einer tödlichen Waffe. Die Tat hat in den USA eine heftige Debatte über Waffengewalt ausgelöst. Präsident Obama reiste damals nach Newtown, während der rechte Verschwörungstheoretiker Alex Jones behauptete, der Amoklauf habe gar nie stattgefunden. Die Waffengewalt ist derweil zu einer Art Epidemie geworden in den USA: So viele Menschen wie nie zuvor starben 2020 durch Schusswaffen: gut 45 000. Schusswaffen sind bei Kindern inzwischen die häufigste Todesursache. Vater Mark Barden hat nach dem Tod seines Sohnes eine Organisation gegründet, die versucht, Amokläufe zu verhindern. Er engagiert sich vor allem in der Prävention. Schüler:innen und Lehrpersonen sollen Warnzeichen bei potenziellen Tätern erkennen und rechtzeitig Hilfe suchen. Zudem kämpft Barden - wie viele andere Menschen in Newtown - für schärfere Waffengesetze, ein schwieriges Unterfangen, weil Amerikas Konservative den praktisch unbegrenzten Zugang zu Schusswaffen für ein Grundrecht halten. In der Sendung kommen auch zu Wort: Teenager, die als Kinder den Amoklauf von Newtown überlebt haben sowie Matthew Crebbin, ein örtlicher Priester. Er versucht seit dem Amoklauf, den Schmerz in seiner Gemeinde zu lindern. (Erstausstrahlung: 11. März 2023)

Duration:00:26:59

Chiles Hauptstadt geht das Wasser aus

7/1/2023
Auch in Chile wird es immer heisser und trockener. Seit vielen Jahren herrscht eine extreme Dürre in dem südamerikanischen Land. Besonders betroffen ist die Region um die Hauptstadt Santiago. Dort wird das Wasser immer knapper. Die Aussichten sind prekär. Eigentlich sollte Trinkwasser kein Problem sein in Chile. Das Land ist durchzogen von Flüssen, die sich aus dem Schmelzwasser der Anden speisen. Aber seit mehr als zehn Jahren hat es nicht mehr ausreichend geregnet, und die Gletscher schrumpfen. Chile ist ausserdem eines der wenigen Länder weltweit, in denen das Wasser fast vollständig privatisiert ist. Und: Die Industrie verbraucht viel von dem kostbaren Nass, insbesondere die für das Land wichtige Minenindustrie. Gleichzeitig nimmt auch die Intensität und Zahl von Hitzewellen zu. Für viele Menschen ist das eine prekäre Situation. Einige wandern sogar ab, in andere Städte oder in die Provinz. Es gibt inzwischen zahlreiche Ideen und Bemühungen, um die Millionenmetropole Santiago davor zu bewahren, dass ihr das Wasser ausgeht. So gibt es Pläne für die Rationierung von Wasser, Bäume werden gepflanzt. Man könnte Meerwasser entsalzen und das Abwasser besser nutzen. Aber ob das genügen wird, damit Santiago überleben kann, ist ungewiss.

Duration:00:27:09

Taiwan zwischen Kriegsangst und Abgrenzung

6/24/2023
Die Volksrepublik China beansprucht das kleine Taiwan als Teil ihres Herrschaftsgebiets. Peking unterstreicht den Anspruch auf die Insel regelmässig mit martialischen Drohungen. Dies schürt Ängste in der Bevölkerung und schärft zugleich die taiwanesische Identität. Eine Reportage. Die Computerfachfrau Doris lernt Druckverbände setzen, um Wunden zu stillen. Jedes Wochenende treffen sich die Freiwilligen zum Zivilschutzkurs - Vorbereitung auf den Ernstfall in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh. Den Hintergrund bildet das Säbelrasseln der chinesischen Führung in Peking. Sie betrachtet die vorgelagerte Insel als abtrünnige Provinz. Auch die Armee Taiwans hat aufgerüstet und zählt auf das Beistandsversprechen der USA. Doch Washington vollführt diplomatische Pirouetten, um sich nicht eindeutig festlegen zu müssen. Die Volksrepublik China greift bereits tief in die Wirtschaft der Insel ein. Zum Beispiel in die Apfelproduktion von Bauer Chen. Mit Importverboten versucht China, die pekingfeindliche Regierung Taiwans zu bestrafen und pekingfreundliche Kräfte in der taiwanesischen Gesellschaft zu stützen. Bauer Chen ist deswegen ein wichtiger Teil seines Geschäfts weggebrochen. Der Druck aus Peking stärkt die taiwanesische Identität. Doch über den richtigen Kurs gegenüber der Grossmacht mit ihren Ansprüchen herrscht auf der Insel keine Einigkeit. Reportage über taiwanesisches Alltagsleben zwischen Abgrenzung und Angst vor dem übermächtigen Nachbarn.

Duration:00:30:53

Hawaii - das gefährdete Ferienparadies

6/17/2023
Hawaii fürchtet die Folgen des Klimawandels. Zugleich bedroht der Massentourismus die spektakulären Naturlandschaften der Inselgruppe, und damit die Lebensgrundlagen der einheimischen Bevölkerung. Am Sunset-Beach an der Nordküste der Insel Oahu kippten erste Häuser ins Meer. Zum Traumblick auf die untergehende Sonne kommt seither in dem Surferparadies die Angst hinzu vor den grossen Wellen, die unter den Strandhäusern den Boden wegspülen. Doch nicht nur der steigende Meeresspiegel und die Erosion von Sand und Sediment sind eine Bedrohung für Hawaii: Nicht-heimische Pflanzenarten breiten sich massiv aus und bringen die vielfältigen Ökosysteme aus dem Gleichgewicht, während draussen im Pazifik zwischen Hawaii und Japan der grösste Strudel von Plastikmüll der Welt treibt. Der Massentourismus wirft zugleich die Frage nach der Dauerhaftigkeit der Lebensgrundlagen des US-Bundesstaats auf. Klare Antworten fehlen. Die Tourismusbehörde von Hawaii spricht zwar von der Notwendigkeit eines nachhaltigeren Tourismus, vor Besuchsobergrenzen schreckt das pazifische Ferienparadies aber zurück.

Duration:00:25:24

Venezuela – Die Kunst des Überlebens

6/10/2023
Die Wirtschaft in Venezuela ist am Boden und die Inflation frisst die Löhne weg. Für viele ist der Alltag ein täglicher Überlebenskampf. Doch trotz der allgegenwertigen Armut sitzt das Regime rund um Nicolás Maduro fester im Sattel denn je. Venezuela verfügt über die grössten Erdölreserven der Welt. Doch die Menschen profitieren kaum davon. Das Benzin ist teuer, viele müssen es sich daher auf dem Schwarzmarkt besorgen. Das gilt auch für andere grundlegende Konsumgüter: Zwar kann man sie kaufen, doch leisten, können es sich die meisten nicht. Zwar sind die Zeiten der Hyperinflation vorerst vorbei, doch noch immer steigen die Kurse täglich an: «Als ich vor zwei Monaten ankam, war der Dollar bei 9 Bolivares, heute muss ich 19 Bolivares für einen Dollar zahlen », sagt Danny Canuizalez. Wie viele andere ist er vor ein paar Jahren ausgewandert, um woanders sein Glück zu finden. Nun ist er erstmals wieder auf Besuch zu Hause. Zu den hohen Preisen kommt ein Staatsversagen dazu. Selbst grundlegende Dienstleistungen wie Strom und Wasser funktionieren nicht. In Venezuela hat sich daher eine Art Überlebenskapitalismus verbreitet. Alle wollen etwas verkaufen oder irgendwo ein Schnäppchen erziehen. Das wenige Geld, das die Menschen so verdienen, wird so schnell wie möglich in Dollar getauscht. Parallel zu diesem täglichen Überlebenskampf hat sich eine kleine, sehr vermögende Schicht gebildet. Diese Günstlinge des Regimes verkehren in hippen Cafés und modernen Shoppingcentern in den teuren Quartieren von Caracas. Dort gibt es Parfüms für 100 Dollar zu kaufen. Das ist mehr, als eine Lehrerin im Jahr verdient. Paradoxerweise ist Venezuela offiziell sozialistisch. Doch die Schere zwischen Arm und Reich ist in Südamerika nirgends so gross wie hier. Schätzungsweise 94 Prozent der Bevölkerung gilt als arm. Und doch sitzt die Regierung rund um Nicolás Maduro so fest im Sattel wie seit Jahren nicht mehr.

Duration:00:23:21

Israel – Der jüdische Staat ringt um seine Seele

6/3/2023
Seit Mitte Januar demonstrieren in Israel einige Hunderttausend Menschen gegen die geplante Justizreform ihrer Regierung. Die grössten Demonstrationen finden jeden Samstagabend in Tel Aviv statt, aber auch in anderen Städten gibt es Protestveranstaltungen. Die Angst dieser Leute: Premier Benjamin Netanjahus Regierung sei daran, Israel in eine Diktatur zu verwandeln. «Demokratie! Demokratie!» skandieren sie. Netanjahus Anhängerschaft versteht den Aufruhr nicht. Sie haben konservative, religiöse und sogar rechtsextreme Parteien gewählt, und sie stellen die Mehrheit im Parlament. «Die Mehrheit befiehlt!», finden sie, und halten die Demonstrierenden nicht nur für schlechte Verlierer, sondern für die Elite, welche sich ihre Macht durch die Gerichte sichern und dabei die demokratisch gewählte Mehrheit im Parlament übergehen wolle. Der Streit um die geplante Justizreform spaltet selbst Familien. Der Restaurantbesitzer und siebenfache Vater Ori Melamed erzählt, wie seine Verwandte und Freunde jede Woche demonstrieren und kaum noch mit ihm reden. Weil er politisch rechts steht und religiös ist. Amit Nachmany, eine zweifache Mutter, welche als Armeekommandantin Soldaten auf Waffensystemen trainiert hat, demonstriert dreimal pro Woche. Weil sie glaubt, die Justizreform werde unter anderem die Rechte und Freiheiten von Frauen beschneiden. Längst wird nicht nur um die Justizreform gestritten. Im Kern geht es um Grundsatzfragen wie: «Wer ist überhaupt Israeli?», «Was bedeutet «jüdisch»? «Kann ein Staat, der sich als jüdisch definiert, gleichzeitig auch demokratisch sein?» Was in Israel passiert, beschreibt Nechumi Yaffe, Forscherin in der ultra-orthodoxen jüdischen Gemeinschaft und Dozentin an der Tel Aviv University so: «Es ist ein Ringen um die unfassbare Wirklichkeit dessen, was es heisst, jüdisch zu sein und Macht und Souveränität zu haben. Zweitausend Jahre lang wurden wir von anderen beherrscht - jetzt sind wir ein unabhängiges Volk. Das ist eine neue Erfahrung, und als Nation sind wir auf der Suche, wie wir uns definieren wollen." Israel wird in diesem Jahr 75: Eine Reportage über das Ringen um die Seele des jungen Staates.

Duration:00:28:53

Bulgarien: Der «goldene Tümpel» an der EU-Aussengrenze

5/27/2023
Der Grenzübergang Kapitan Andreewo zwischen Bulgarien und der Türkei ist das grösste Eingangstor in die EU. Was dort passiert, hat Auswirkungen bis in die Schweiz: etwa darauf, ob wir Früchte mit zu vielen Pestiziden essen. Bulgarien tut sich schwer, es gibt Fälle von Korruption. Kapitan Andreewo ist der grösste Grenzübergang Europas. Jedes Jahr gibt es mehr Verkehr. Lastwagen stauen sich, die Peperoni, Zitronen, Birnen, Mandarinen, Feigen und mehr über diese Grenze bringen, aus der Türkei, aus Asien. Fast alles landet in westeuropäischen Ländern. Jahrelang überliess der bulgarische Staat die Kontrolle von Früchten und Gemüse an der Grenze einer privaten, wohl korrupten Firma. Als die Agentur für Nahrungssicherheit die Kontrollen wieder verstaatlichen wollte, wurden die leitenden Angestellten bedroht. Auch jetzt noch funktionieren die Kontrollen schlecht. Ausserdem nimmt der Schmuggel zu, und über die EU-Grenze kommen aussergewöhnlich viele Geflüchtete. Grenzpolizisten werden angegriffen, Menschen wohl illegal zurück in die Türkei geschickt. Die Unterwelt kann mit der Grenze viel Geld verdienen. Deshalb nennt man den Grenzübergang auch den «goldenen Tümpel». Das ist ein Problem für Europa.

Duration:00:27:17

«Pro Choice» oder «Pro Life»? Die Abtreibungsfrage in den USA

5/20/2023
Im Sommer 2022 hat der Oberste US-Gerichtshof das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt. Seither sind Schwangerschaftsabbrüche in über einem Dutzend Gliedstaaten verboten, in vielen anderen läuft der politische Prozess noch. Das Thema bewegt die Bevölkerung, politisch, juristisch, moralisch. Das Urteil des Supreme Court war ein Sieg für Abtreibungsgegnerinnen und -gegner. Und gleichzeitig «nur» ein erster Schritt. Denn auch wenn Schwangerschaftsabbrüche seither in mehreren US-Bundesstaaten verboten sind, kämpfen sie weiter: Für strengere Regeln, dort, wo sie in ihren Augen zu liberal sind. «Jede Person hat das Recht, geboren zu werden», findet eine Abtreibungsgegnerin aus New York und engagiert sich für ein radikales Abtreibungsverbot in ihrem Bundesstaat. «Wer nicht frei entscheiden kann, ein ungewolltes Kind zu gebären oder abzutreiben, ist auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt», sagt hingegen die Rechtsprofessorin. Sie weist darauf hin, dass durch Abtreibungsverbote vor allem schwarze Frauen benachteiligt werden; junge Frauen, schlechtverdienende Frauen und solche aus ländlichen Gebieten. Das Thema Schwangerschaftsabbruch beschäftigt und bewegt die Menschen in den USA. Das Thema ist zum Politikum geworden, das demokratische Wählerinnen mobilisiert und republikanische spaltet. Und wenn in rund anderthalb Jahren ein neuer Präsident – oder eine neue Präsidentin – gewählt wird, dürfte auch die Abtreibungsfrage im Wahlkampf ein Thema sein.

Duration:00:28:43

Nigeria – der Fluch des Erdöls

5/13/2023
Nigeria ist Afrikas grösster Erdölexporteur. Täglich werden allein im Nigerdelta Millionen Liter Erdöl aus dem Boden gepumpt. Viele versuchen, vom schwarzen Gold zu profitieren, legal oder illegal. Doch die breite Bevölkerung hat nichts davon. Ausser Umweltzerstörung. Und Armut. An der Tankstelle in Port Harcourt stehen sie Schlange. Weil das Benzin fehlt. Ausgerechnet im Erdölland Nigeria. Unmengen des kostbaren Rohstoffs liegen dort unter dem Boden, gefördert von Erdölkonzernen wie etwa Shell. Der Grossteil des Rohöls wird exportiert, weil es in Nigeria selbst noch an legalen, funktionierenden Raffinerien fehlt. Das Erdöl ist eine Goldgrube, Gold, aber eben auch schwarz – schwarzes Gold. Klebrig und hochgiftig. Wer im Nigerdelta wohnt, einer der erdölreichsten Regionen weltweit, riskiert krank zu werden – oder zu sterben. Bauern klagen, dass ihre Felder und das Wasser verseucht seien. Immer wieder kommt es zu Unfällen und Lecks mit weitreichenden Folgen – für Mensch und Umwelt. Der grosse Reichtum in Nigerias Boden lockt viele: da sind die «kleinen Fische», die illegal Erdöl raffinieren; da sind jene, die die Ölpipelines anzapfen und das abgezweigte Öl weiterverkaufen; und schliesslich sind da jene, die in grossem Stil vom lukrativen Erdöl-Diebstahl profitieren.

Duration:00:28:27