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Der erste Eindruck - direkt nach dem Kino - in etwa 12 Minuten und spoilerfrei, versprochen. Das ist unser Kerngeschäft. Ansonsten echte Liebe für japanische Filme, eine Schwäche für Science-Fiction und ungebrochene Entdeckungslust für bekannte und unbekannte Klassiker.

Location:

Germany

Description:

Der erste Eindruck - direkt nach dem Kino - in etwa 12 Minuten und spoilerfrei, versprochen. Das ist unser Kerngeschäft. Ansonsten echte Liebe für japanische Filme, eine Schwäche für Science-Fiction und ungebrochene Entdeckungslust für bekannte und unbekannte Klassiker.

Language:

German

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01711203479


Episodes
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Folge 1287: Ema Ryan Yamazaki THE MAKING OF A JAPANESE feat. Andras (NipponConnection2024)

6/3/2024
Wer einmal in Japan war, fragt sich, warum dieses Land in so vielen Bereichen besser funktioniert, warum die Straßen sauber sind, warum die Züge auf die Sekunde genau fahren und auf den Zentimeter genau halten. Woher kommt die Disziplin und die Rücksichtnahme? Die Erziehung durch die Eltern spielt bestimmt eine große Rolle, noch größer wahrscheinlich ist die Bedeutung der ersten sechs Schuljahre. In der Grundschule werden aus Menschen Japaner – sozusagen. Ema Ryan Yamazaki hat ein Jahr lang in einer japanischen Grundschule gedreht und hat aus 700 Stunden Material eine wunderbare Dokumentation gemacht, die uns einen tiefen Einblick gibt. Wir sehen, wie die Kinder früh mit kleinen und immer größer werdenden Verantwortungen betraut werden, wie sie ständig ermahnt werden, aber auch sehr viel Anleitung und Aufmerksamkeit bekommen – und wie schon in der ersten Klasse die Schüler anfangen sich gegenseitig zu kontrollieren. Wir sehen, wie viele Lehrer:innen mit den Kindern mitleiden und wie streng andere sind. Und spätestens, wenn es Noten für das millimetergenaue Platzieren der Straßenschuhe gibt, bekommen wir eine Ahnung, woher die japanische Präzision kommt – und wie hoch der Leistungsdruck ist. Sehr beeindruckende Doku, der wir dringend einen deutschen Verleih wünschen. Thomas hat direkt nach dem Kino Andras am Mikrofon.

Dauer:00:07:59

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Folge 1286: Ryo Ushimaru QUALIA feat. Christian/Get Your Genki (NipponConnection2024)

6/3/2024
Es ist eine kleine Bühne, auf der QUALIA spielt – eine Hühnerfarm, Yuko, ihr Mann, ihre Schwägerin, ein Helfer. Aber es sind die großen Fragen, die hier verhandelt werden: Tod und Geburt, Verantwortung für anvertrautes Leben, Schuld und die Frage, wie man die Welt wahrnimmt. Alle halten Yuko für dumm, für zurückgeblieben, die Entscheidungen treffen andere, ihr Mann zum Beispiel, aber vor allem die resolute Schwägerin, die alles zusammenhält. Der Ton ist rauh und alles kommt aus dem labilen Gleichgewicht, als die schwangere Geliebte des Ehemannes auf den Hof zieht. QUALIA ist ein sehr kluger Film, der in einer kleinen Welt von der Befindlichkeit des Menschen erzählt und am Ende von einer Emanzipation. Vielleicht der beste Film des Festivals Nippon Connection 2024, von dem Bilder im Kopf bleiben werden: die Schwägerin bei der Jagd, Yukos Blick auf die Eheringe … Thomas hat direkt nach dem Kino Christian von Get Your Genki am Mikrofon – mit einem begeisterten ersten Eindruck.

Dauer:00:08:03

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Folge 1285: Kaz I Kiriya FROM THE END OF THE WORLD feat. Rene, Marcel und Andras (NipponConnection2024)

6/1/2024
Kaz I Kiriya hat sich als Regisseur sehr viel vorgenommen: Einen Coming-of-Age-Film, einen Samuraifilm und einen Agententhriller zusammenzubringen, mit einer großen Portion Mistery und einer feinen Prise Science-Fiction. Mehr als zwei Stunden voller interessanter Ideen und starker Bilder, aber am Ende fügt sich das nicht in eine überzeugende Erzählung. Auch wenn wir direkt nach dem Film noch am Sortieren sind und einiges kritisieren, ist der Film doch sehr sehenswert – allein schon, weil er unüberhörbar die Frage stellt: Ist die Menschheit noch zu retten? Direkt nach dem Kino am Mikrofon: Rene und Marcel von den Abspannguckern, Andras und Thomas.

Dauer:00:06:51

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Folge 1284: Takeshi Kitano KUBI feat. Rene, Marcel und Johannes (NipponConnection2024)

5/30/2024
Der Film beginnt mit einem Schwenk über gefallene Samuraikrieger in einem Flussbett, die Kamera hält bei einem Mann, dessen Kopf abgeschlagen wurde. Aus dem Hals heraus klettern Krabben und beginnen den Leichnam aufzufressen. Damit gibt Takeshi Kitano gleich den Ton vor. Er dekonstruiert und vernichtet den Samurai-Mythos, KUBI ist eine blutige, brutale, kopfabschlagende Desillusionierungsmaschine. Toxische Maskulinität gerät außer Kontrolle, Macht, Eitelkeit und Gier treibt die Männer an. Sie gehen sich selbst an die Gurgel und vor allem schicken sie tausende Soldaten in einen sinnlosen, grausamen Tod. Das alles zeigt uns Kitano sehr explizit, immer wieder auch mit schwarzem Humor. Hier führen sich die Samurai auf wie schwachsinnige Yakuza – und das zwischen den Kriegern auch noch Liebesaffären laufen, verstärkt das Chaos noch. Direkt nach dem Kino hat Thomas spät in der Nacht am Mikrofon: Rene und Marcel von den Abspannguckern, Johannes und Hendrik, der den Film ganz anders erlebt hat.

Dauer:00:06:32

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Folge 1283: Michihito Fujii 18×2 BEYOND YOUTHFUL DAYS feat. Helena und Malte (NipponConnection2024)

5/29/2024
Der 18-jährige Jimmy ist verliebt. Er arbeitet in einer Karaoke-Bar in Taiwan, als die bezaubernde japanische Backpackerin Ami auftaucht. Einen Monat lebt und arbeitet sie dort und verzaubert alle. Jimmys Gefühle scheint sie nicht zu erwidern, seine schüchternen Annäherungsversuche sind nicht wirklich erfolgreich. Oder doch? 18 Jahre später begibt er sich auf eine Reise – zu Ami. 18×2 berührt, weil die beiden Hauptdarsteller (und die Nebendarsteller) uns ihre Figuren großartig nahe bringen, weil der Film mit Twists gut geschrieben und mit schönen Bildern sehr liebevoll inszeniert ist. Ein romantischer, tränenreicher und sehr gelungener Start ins Festival Nippon Connection 2024. Direkt nach dem Kino bei Thomas am Mikrofon: Helena und Malte von Sneaky Monday.

Dauer:00:11:52

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Folge 1282: Hirokazu Kore-eda MONSTER - Grenzen überwinden

5/25/2024
Ganz langsam entfaltet sich die Geschichte um die Freundschaft zweier Jungen: Minato, der Ältere, wird beschuldigt, Yori zu mobben und beschuldigt seinen Lehrer, ihn geschlagen zu haben. Was steckt dahinter? Was ist wirklich passiert? Wie einst in RASHOMON wird auch hier die Geschichte nacheinander aus drei Perspektiven erzählt. Zuerst mit den Augen der resoluten, alleinerziehenden Mutter (großartig: Sakura Ando), die ihren Sohn mit aller Kraft verteidigt, dann aus der Perspektive des Lehrers, der mit seinen Stärken und Schwächen unter die Räder des Systems gerät – und schließlich aus der Perspektive der Kinder. Während die ersten beiden Akte einem lang vorkommen können (wenn man noch nicht in Kore-edas Raumzeit angekommen ist), bildet der dritte Akt den bewegenden und dramatischen Höhepunkt der Geschichte. Die beiden Kinderdarsteller Soya Kurokawa und Yota Hiiragi sind herausragend – ihre Figuren wehren sich gegen die Erwachsenen, ihre Vorurteile und Regeln, die dem Glücklichsein im Wege stehen. Kore-eda findet dafür genau die richtigen, oft wunderschönen Bilder. Während die Erwachsenen in unterschiedlicher Weise von Mauern begrenzt sind, laufen am Ende Minato und Yori einfach weiter in ihre Zukunft hinein. Am Mikrofon direkt nach dem Film vor dem Cinemayence: Johanna, Kathrin und Thomas.

Dauer:00:12:30

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Folge 1281: DREAM SCENARIO - Wir träumen von Nicolas Cage

5/22/2024
Prof. Matthews ist ein eher langweiliger Prof, irgendwie unvollendet, ein Mensch, der seine wissenschaftliche Karriere nicht gekrönt hat und sich selbst etwas vormacht, ein Mensch, der mit seinen Schwächen oft peinlich ist, uns aber aber nie wirklich unsympathisch ist. Als er ganz unverdient ohne sein Zutun sehr berühmt wird, ist er schnell überfordert. Er genießt den Ruhm und durchschaut die Mechanismen der Aufmerksamkeit nicht. Aber die Dinge ändern sich, der Ruhm kippt und am Ende steht der Kommerz – der Grobablauf der Handlung zeigt: DREAM SCENARIO ist auch eine Parabel über Social Media-Hypes. Aber der Film ist mehr: Er ist – wie Marc sagt – ein Spiegel unserer eigenen Bedeutungslosigkeit, Ohnmacht, Selbstüberschätzung, Naivität, Eitelkeit aber auch der Angst vor Bloßstellung, der Angst vor Einsamkeit. Das alles steckt mehr oder weniger in uns allen. Im Podcast direkt nach dem Kino sprechen wir über emotionale Reaktionen im Kino, über starke Einstiege und ein nicht so starkes Finale, über Träume und böses Erwachen. Am Mikrofon direkt nach dem Film vor dem Cinemayence – dem Regen trotzend: Johanna, Katharina, Kathrin, Anke, Marc, Tom und Thomas.

Dauer:00:13:17

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NipponConnection: Offizieller Festivalpodcast 2024, Folge 2 Kotone Furukawa

5/19/2024
In der zweiten Folge des diesjährigen offiziellen Filmpodcasts sind Florian Höhr und Sebastian Krehl zu Gast. Ich spreche mit Ihnen über einen besonderen Gast des Festivals, die Nachwuchsschauspielerin Kotone Furukawa, die in diesem Jahr auf Nippon Connection mit dem Nippon Rising Star Award ausgezeichnet werden wird. Bekannt ist sie aus „Wheel Of Fortune And Fantasy“ (Das Glücksrad) von Ryusuke Hamaguchi. Auf dem Festival ist sie zu sehen im neuen Horrorfilm „Best Wishes To All“ von Yuta Shimotsu und im romantischen Mystery-Drama „Secret: A Hidden Score“ von Hayato Kawai. Und wir sprechen über weitere Highlights des Festivals: zum Beispiel über Takeshi Kitanos Samurai-Film „KUBI“, Nobuhiro Yamashitas Musik-Komödie “Let’s Go Karaoke!”, Keisuke Yoshidas Drama „MISSING“, über Ren Sudo „Abyss“, über „Blue Giant“ von Yuzuru Tachikawa und Shojiro Nishimis melancholisches Sci-Fi-Drama „PHOENIX: Reminiscence Of Flower“. Und Sebastian schwärmt vom kleinen J-Horror-Schwerpunkt. Hört rein! Alles über das Festival auf NipponConnection.com

Dauer:00:47:03

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NipponConnection: Offizieller Festivalpodcast 2024, Folge 1 „Crossing Borders“

5/14/2024
Herzlich willkommen zum offiziellen Podcast des japanischen Filmfestivals Nippon Connection 2024 mit mehr als 100 Filmen vom 28. Mai bis zum 2. Juni in Frankfurt am Main. Florian Höhr, der Leiter des Filmprogramms von Nippon Connection, spricht mit Thomas Laufersweiler über den Programmschwerpunkt „Crossing Borders“: Es geht vor allem um die gegenseitige Beeinflussung und Zusammenarbeit von japanischen und internationalen Filmschaffenden. Da fällt uns im Podcast gleiche eine Menge dazu ein: der Einfluss von Hollywood auf Akira Kurosawa und von Kurosawa auf Hollywood, der Einfluss des japanischen Kinos auf Tarantino, der Einfluss von Ozu auf westliche Regisseure, der Regisseur Koreeda zwischen Japan und Korea, Kyoshi Kurosawas französischer Film „Daguerreotype“ oder sein Film „To the End of the Earth“ oder „Perfect Days“ mit dem deutschen Regisseur Wim Wenders. Für diesen Schwerpunkt haben die Programmmacher das Drama „Die Tochter des Samurai“ (1937) von Arnold Fanck ausgewählt – als eine der ersten deutsch-japanischen Koproduktionen. Dr. Iris Haukamp wird diesen Film in einem Vortrag einordnen. Florian empfiehlt im Podcast den deutsch-japanischen Dokumentarfilm „Johatsu – Into Thin Air“ von Andreas Hartmann und Arata Mori über das selbstbestimmtes Verschwinden von Menschen in Japan und den Spielfilm „18×2 Beyond Youthful Days“ – eine ergreifende Love Story von Michihito Fujii, die in Taiwan und Japan spielt. Dazu kommen in der Retrospektive sieben japanische Film Noir, sowohl vom amerikanischen Kriminalfilm und vom deutschen Filmexpressionismus beeinflusst. Hört rein. Alles über das Festival auf NipponConnection.com

Dauer:00:42:35

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Folge 1278: CHALLENGERS - Schöne Menschen, zerbrechende Träume

5/13/2024
Folge 1278 – Als ich im Kino saß und CHALLENGERS sah, hatte ich keine Ahnung, das hier Luca Guadagnino Regie führte. Der Regisseur von CALL ME BY YOUR NAME, SUSPIRIA und BONES AND ALL. Das erfuhr ich erst in der Podcastaufnahme von Johanna. Und das war auch gut so, denn so war ich unbelastet von entsprechender Vorerwartung. Zuerst die Big Points, die CHALLENGERS macht: Wer einen Sinn für sportlichen Wettbewerb hat, der kommt voll auf seine Kosten – als Sportfilm, als Tennisfilm sehr gelungen. Wer Spaß an mutiger Inszenierung und Kameraarbeit, wird den Film lieben: Spätestens wenn der Aufschlag direkt in die Kamera geschlagen wird, braucht man keinen 3D-Effekt, um im Kinosaal im Reflex auszuweichen. Es gibt soviele unerwartete Perspektiven, einmal ist der Ball selbst das Kameraauge. Und einen hemmungslosen Score 🙂 Und: schöne Menschen: Natürlich vor allem Zendaya, aber auch viele junge, sportliche Männer, die diesmal ohne Handtuch aus der Dusche kommen. Ein sexy Film ohne Exploitation. Dieser Punkt geht an die Produzentin Zendaya. Aber man kommt auch nicht so richtig in den Film hinein, wenn man weder mit Sport noch mit Dreiecksbeziehungen sehr viel anfangen kann. Für die ganz großen Punkte hätte der Film bei den Charakteren noch tiefer gehen müssen – das Potential der Geschichte (zerbrechende Träume, zerbrechende Beziehungen) hätte es zugelassen. Im Podcast direkt nach dem Kino am Mikrofon – mit ganz unterschiedlichen Wahrnehmungen: Johanna, Anke, Marc, Tom und Thomas.

Dauer:00:15:43

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Folge 1277: THE FALL GUY - Fallen, Lachen, Aufstehen

5/5/2024
„Ein Colt für alle Fälle“ gehört für mich zu den harmlos-spaßigen Kindheitsfernseherinnerungen, dominiert von Lee Majors, der immer den Eindruck machte, als ob er sich selbst (und das Showbusiness) nicht übertrieben ernst nehmen würde. Aus der Idee der Serie (ein Stuntman gerät in Abenteuer) einen Kinofilm zu machen liegt nahe, hat aber lange nicht funktioniert, bis der ehemalige Stuntman und erfolgreiche Action-Regisseur David Leitch das Projekt übernahm. Er hat mit seinem Team nicht nur für rasante und oft komische Actionszenen gesorgt, sondern auch für eine Menge liebevolle Selbstironie und schöne Details bei der Darstellung von Dreharbeiten. Dazu kommen zwei Hauptdarsteller, die Action, Augenzwinkern und Romantik wunderbar zusammenbringen. Als Actionkomödie funktioniert THE FALL GUY sehr gut, perfektes Popcornkino. Als RomCom? Da gibt es zumindest im Podcast unterschiedliche Meinungen 🙂 Im Podcast direkt nach dem Kino am Mikrofon: Johanna, Harald, Tom und Thomas. Rückblick: Unsere ersten Eindrücke von anderen Filmen von David Leitch: Bullet TrainDeadpool 2Atomic BlondeJohn WickFilme mit Emily Blunt und Ryan Gosling

Dauer:00:08:33

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Folge 1276: CIVIL WAR - Der Krieg in uns

4/27/2024
Bürgerkrieg – das ist weit weg in Beirut, in Syrien oder in Libyen. Weit genug, um uns in eine falsche Sicherheit zu wiegen. Alex Garland macht uns mit CIVIL WAR klar, dass auch bei uns „im Westen“ ein Bürgerkrieg ausbrechen kann, dass sich auch bei uns die zerbrechliche Struktur der Zivilisation auflösen kann. Garland zeigt, wohin die irrationale Polarisierung, der Hass und die Hetze uns führen kann: Ins Chaos, in tausendfache Kriegsverbrechen. Und er holt den Bürgerkrieg so nah an uns heran, dass es wirklich Angst macht. Dabei klammert er die politischen Gründe für den Bürgerkrieg komplett aus, lässt uns ratlos zurück, wer eigentlich warum gegen wen kämpft. Das wird jeden politisch-interessierten Zuschauer frustrieren (was man in unserem Podcast hören kann), ist aber eine sehr gute Entscheidung. Denn es geht Garland ganz bewusst nicht darum, eine Seite zu wählen. In einem kommenden Bürgerkrieg in den USA, in einem Land, in dem so viele Menschen Waffen haben, wird es kaum noch eine Rolle spielen, wer warum gegen wen kämpft. Es wird darum gehen, den zu töten, der einen selbst töten will. Und das bedeutet Lynchmobs, das Ausleben von Rachefantasien, das bedeutet tödlichen Rassismus und unendlich viele unschuldige Opfer. Direkt vor unserer eigenen Haustür. Garland erzählt aber auch von der Macht der Bilder, von ikonographischen Pressefotos, von der Angstlust des Kriegsjournalismus in starken Bildern und einer vielleicht schon fast provokativen Musikauswahl. Er zeigt die jugendliche Euphorie (Cailee Spaeny) und das Zerbrechen an zu vielen grauenhaften Bildern (großartig: Kirsten Dunst). Garlands Antikriegsroadmovie ist eine Lektion. Und ein sehr guter Film. Im Podcast direkt nach dem Kino am Mikrofon – mit unterschiedlichen Meinungen: Heidi, Katharina und Thomas. Unsere ersten Eindrücke von anderen Filmen von Alex Garland: MenEx MachinaSunshine28 Weeks Later

Dauer:00:07:22

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Folge 1275: COLONOS - All the Pretty Horses …

4/22/2024
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Feuerland erschlossen, d.h. reiche Großgrundbesitzer kauften das Land und schickten bewaffnete Männer, um die indigene Bevölkerung aus dem Weg zu räumen. Dieses kolonialistische, rassistische Kapitel der chilenischen Geschichte hat sich Felipe Galvez vorgenommen. Er zeigt uns drei dieser Männer: Lieutenant Alexander McLennan (Mark Stanley), der Mestize Segundo (Camilo Arancibia) und der Texaner Bill (Benjamin Westfall). Sie machen sich auf, um die indigenen Stämme zu finden und abzuschlachten, um Platz zu schaffen für Schafe und für Straßen. Der Ausschnitt aus dem Völkermord ist aber halb von einem mythischen Nebel verdeckt, ein Schleier über diesem kargen und unglaublich schönem Land. Sowohl der Schamane wie auch die Opfer sind kaum zu erkennen, wenn die drei Männer wie Wölfe über die Schafe herfallen. Männer, die sich ihre eigene Geschichte erfunden haben, die sich selbst und jede Hemmung verloren haben oder – wie Segundo – sich einfach nicht dagegen aufbäumen können. Ein Film über Männer, die nur kämpfen können – selbst wenn sie auf Ihresgleichen treffen, suchen sie schnell den Konflikt und die Gewalt. Im Podcast diskutieren wir darüber wie Galvez diesen düsteren, sehr bildstarken und vollkommen pathos-freien Anti-Western inszeniert: Er baut in seinem Debütfilm Stück für Stück eine Versuchsanordnung mit den drei Männern auf. Aber noch bevor sich die aufgebaute Spannung zwischen den Männern schließlich entladen kann, wechselt Galvez Ort und Zeit und erzählt stattdessen die Geschichte Chiles von einer ganz anderen Perspektive aus. Wir sind uns im Podcast nicht einig, ob dieser unerwartete Schritt nur unsere Sehgewohnheiten herausfordert oder tatsächlich dem Film sein Momentum und seine Kraft nimmt. Aber wir sind uns sicher: Dieser Film ist sehr sehenswert. Am Mikrofon direkt nach dem Heimkino: Johanna, Götz und Thomas. COLONOS ist zurzeit auf MUBI zu sehen.

Dauer:00:22:27

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Folge 1274: GHOSTBUSTERS: FROZEN EMPIRE – Und jetzt noch einmal alle zusammen

4/13/2024
Es gibt so Abende, da hat es ein Film schwer, zum Beispiel wenn das Kino die Heizung hochgedreht hat und die trockene Luft die Kontaktlinsen brennen lässt. Insofern hatte GHOSTBUSTERS: FROZEN EMPIRE keine guten Rahmenbedingungen bei mir. Das Sequel hat sich aber schön weggucken lassen. Die Familie, die wir in GHOSTBUSTERS: LEGACY kennengelernt haben, hat gerade in New York die alte Feuerwache übernommen, als eine neue Geistergefahr auftaucht – ein jahrtausendealter eisiger Rachegott aus dem Zweistromland. FROZEN EMPIRE packt auf die Gruselgeschichte mit diesem nicht sehr charismatischem Antagonisten eine Coming of Age-Geschichte, ein Familie-wächst-zusammen-Geschichte und eine generationenübergreifende Reunion. Das läuft dann nicht immer sehr rund. Vielleicht liegt es auch ein bisschen daran, dass die Geschichte der Geisterjäger besser in die 1980er gepasst hatte und dort auch schon weitgehend auserzählt war. Aber wie gesagt: Unter optimalen Bedingungen macht er vielleicht noch deutlich mehr Spaß als mir bei unserem Kinobesuch. Und die eine oder andere Pointe zündet schon (der Volkskundler! die „alte“ Bibliothek!). Direkt nach dem Kino habe ich Gabriele und Tom am Mikrofon – mit unterschiedlichen Meinungen.

Dauer:00:08:46

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Folge 1273: LOLA - Die Zukunft der Vergangenheit

3/28/2024
Im Mittelpunkt des Films stehen zwei Schwestern: Thom, die Ältere, ist eine geniale Selfmade-Physikerin und erfindet eine Maschine namens LOLA, die Ton- und Bildsignale aus der Zukunft empfangen kann. Ihre jüngere Schwester Mars ist die emotionalere – und moralischere – von den beiden. Sie werden reich mit Pferdewetten und genießen Ende der 1930er die Musik von David Bowie. Doch dann kommt der Krieg und LOLA könnte die Geschichte verändern … Andrew Legge konzipierte den Film komplett als Found Footage-Film. Tatsächlich sehen die verwackelten Schwarzweissbilder aus, als wären sie in Ende der 1930er mit einer kleinen Kamera gedreht worden, Unschärfen und Fehlbelichtungen erschaffen einen authentischen Eindruck. Dazwischen sehen wir immer wieder echte Archivaufnahmen, die geschickt in die Handlung eingebaut und passend bearbeitet wurden. Dennoch lebt der Film nicht nur von seinem sehr gut umgesetzten visuellen Konzept oder von der Idee, die Zukunft verändern zu können. Der Film wird getragen von seinen beiden großartigen Hauptdarstellerinnen, Stefanie Martini und Emma Appleton. Im Podcast direkt nach dem Kino sprechen wir über die komischen und tragischen Seiten des Films, über den starken Score, über das gelungene Timing und über die Musik der alternativen Zeitlinie. Unser Urteil: sehr empfehlenswert – vielleicht auch als Double Feature mit DIE THEORIE VON ALLEM. Am Mikrofon vor dem Kino: Johanna, Anke, Marc, Hendrik und Thomas.

Dauer:00:11:16

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Folge 1272: FERRARI - Die Liebe und der Tod fahren mit

3/25/2024
Wenn die Fahrer sich 1957 in die feuerroten, schnittigen Rennwagen von Enzo Ferrari setzen, dann wissen sie, dass sie ihr Leben riskieren. Genau wie ihre Konkurrenten, die für Maserati und Mercedes fahren. Sie müssen sich fragen, was sie bereit sind für den Sieg zu riskieren, denn der Tod sitzt immer mit im Wagen. Die dramatischen Rennen, die Spannung, die Unfälle sind beeindruckend in Szene gesetzt, Kameras sind oft tief an den Fahrzeugen befestigt und machen Beschleunigung und Geschwindigkeit sichtbar. Aber das ist nur eine von zwei Handlungsebenen: Michael Mann verwebt die Rennen mit dem Leben von Enzo Ferrari, erzählt von der Trauer um seinen früh gestorbenen Sohn Dino, vom Streit mit seiner leidenschaftlichen, kämpferischen Ehefrau (herausragend: Penelope Cruz) und vom Familienglück mit seiner Geliebten (Shailene Woodley). Immer wieder zeigt Michael Mann die traumhafte Landschaft um Modena und Katharina beschreibt die Szenen mit der Familie zurecht als Gemälde. Tatsächlich hatte Michael Mann seinem Kameramann empfohlen, sich an Gemälden der italienischen Renaissance zu orientieren, an Caravaggio und an niederländischen Meistern. Das führt zu Szenen mit warmen Farben, pointiertem Licht und viel dunklem Hintergrund. Der Film wirkt, als hätte er ganz auf CGI verzichtet und es gibt in der Tat hinter den Kulissen dieses Films sehr viel mehr Stuntfahrer als Special Effects-Menschen 🙂 Im Podcast direkt nach dem Film rede ich mit Katharina und Tom über die Schwarzweissbilder ganz am Anfang, über Schüsse, die man in der Kirche hören kann, über das Chamäleon Adam Driver und Abschiedsbriefe. Klare Empfehlung, auch als Double Feature mit FORD VS. FERRARI. P.S. Der Unfall, den wir im Film sehen, bedeutete das Ende der Rennen auf offenen Straßen und damit der legendären Mille Miglia. Der legendäre „Kiss of Death“ ist auch im Film zu sehen: Der Kuss, den Alfonso Portago vor seinem tödlichen Rennen von seiner Geliebten bekommt.

Dauer:00:12:39

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Folge 1271: ANATOMIE EINES FALLS - Dekonstruktion einer Beziehung

3/21/2024
Ein Mann liegt tot vor seinem Haus in den französischen Alpen. Bei Renovierungsarbeiten aus dem Dachfenster gefallen? Selbstmord? Von seiner deutschen Ehefrau heruntergestoßen? Der Mann war ein Schriftsteller, der nicht mehr schreiben konnte, dessen Pläne gescheitert sind, der seine Antidepressiva absetzte, der zerfressen war von Schuldgefühlen, gedemütigt von der Tatsache, dass seine Frau, ebenfalls Schriftstellerin, überall und jederzeit erfolgreich schreiben konnte. In den Rückblicken sehen wir die gescheiterte Beziehung, Streit, Vorwürfe, Verletzungen, Träume aus den Albträume wurden. Die Ermittler nehmen die deutsche Ehefrau ins Visier, die immer wieder aus dem Französischen ins Englische (die Beziehungssprache mit ihrem Ehemann – und mit ihrem Sohn) wechseln muss. Sie klagen sie des Mordes an und sezieren vor Gericht die komplizierte Beziehung. Regisseurin Justine Triet hat das Drehbuch mit ihrem Mann zusammen verfasst und Sandra Hüller auf den Leib geschrieben. Während wir als Publikum immer tiefer in das Psychogramm dieser Familie eintauchen, stellt sich nicht nur die Frage, was wahr ist und ob die Ehefrau die Täterin ist, sondern auch ob es echte Beweise für ihre Schuld gibt. Der Ehemann hatte von einem Streit am Tag vor seinem Tod eine Tonaufnahme gemacht . Selbst die Authentizität dieser Aufnahme steht zur Debatte, da der Mann die Aufnahmen für ein Romanprojekt gemacht hat und den aufgezeichneten Streit möglicherweise absichtlich eskaliert hatte. Sandra Hüller ist eine Liga für sich in diesem herausragend geschriebenen Film – sehr stark auch Milo Machado-Graner als sehbehinderter Sohn, der klug und empfindsam eine besondere Rolle im Prozess gegen seine Mutter spielt. ANATOMIE EINES FALLS ist sowohl als Psychodrama als auch als Krimi und Gerichtsfilm großartig – entsprechend oft gab es in unserer Runde 10 Punkte nach dem Kino. Direkt nach dem Film vor dem Murnau-Kino in Wiesbaden hatte ich Katharina, Kathrin, Bettina, Heidi und Götz vor dem Mikrofon. Erst diskutieren wir über den Film, über misogyne Psychoanalytiker, übermotivierte Staatsanwälte und den Filmhund Messi, dann – nach dem Spoileralarm – diskutieren wir die Schuldfrage. P.S. Schaut den Film im Original an - Sandra Hüllers Sprachwechsel fehlen sonst.

Dauer:00:21:31

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Folge 1270: IN THE MOOD FOR LOVE - Die schöne Zeit

3/15/2024
Die warmen Farben, die Blicke, die wenigen, zarten Berührungen, der Regen … IN THE MOOD FOR LOVE hat mich hineingezogen in seine Melancholie, in den Liebeskummer, die Intensität und Unsicherheit des Verliebtseins. Er reiht einzelne Szenen aneinander, oft unvermittelt geschnitten, als würde man immer wieder Zeuge dieser unendlich langsamen Annäherung dieser wunderschönen Menschen sein, untermalt von Shigeru Umebayashis Walzerklängen und Nat King Coles Stimme. Die schöne Zeit vergeht, unerbittlich ticken die Siemens-Uhren in der Redaktion von Tony Leung. Vielleicht ist keine Liebe so romantisch wie die unerfüllte Liebe, vielleicht sind ungeküsste Küsse die süssesten. Am Tag nach dem Film erging es mir wie bei CHUNGKING EXPRESS: Ich will den Film direkt noch einmal sehen und dann nur in den Bildern schwelgen. Im Podcast direkt nach dem Film vor dem Caligari in Wiesbaden spreche ich mit Johanna über tolle Kleider, liebevoll-übergriffige Nachbarn, Mikrokosmos und Makrokosmos, über prägende Perspektiven und Bildkompositionen, über eine historisch anmutende 35-mm-Kopie und ich überlege am Ende, ob der Film auch eine Mahnung ist, die Liebe mit beiden Händen zu ergreifen, wenn sie einem begegnet.

Dauer:00:11:21

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Folge 1269: DUNE: PART TWO – Der Hamlet der Wüste

3/11/2024
Eine gute Entscheidung, dass Villeneuve wieder an Originalschauplätzen gedreht hat – was erst einmal wie eine mittelgute Pointe klingt, beschreibt die visuelle Qualität von DUNE und noch mehr von DUNE: PART TWO sehr gut. Der Film vermittelt tatsächlich den Eindruck, als hätte sich Villeneuve einfach gegen CGI entschieden, wäre nach Arrakis geflogen und hätte die Fremen überredet auf dem Wüstenplaneten vor die Kamera zu treten. Das bedeutet für mich als Zuschauer eine enorm immersive Illusion. Vergleichbar ist das – wenn überhaupt – nur mit der visuellen Dimension des ersten LORD OF THE RINGS von Peter Jackson im Fantasy-Genre und lässt alle anderen SF-Epen in dieser Hinsicht weit hinter sich. Frank Herberts Roman lässt sich durchaus missverstehen als Verherrlichung eines Feudalsystems und als Heldenkult – oberflächlich lässt sich Paul Atreides als White Saviour lesen, der kommt, um das religiös manipulierbare Wüstenvolk der Fremen zu befreien. Herberts kritische Ansätze über religiösen Fundamentalismus, Manipulation, Naturzerstörung, Ausbeutung, Faschismus und den rücksichtslosen Kampf der Eliten um wichtige Ressourcen, werden in der spannenden Handlung schnell überlesen. Villeneuve bemüht sich diese Kritik sichtbar zu machen: Paul spricht es mehrfach direkt an, dass es ihm als Außenweltler nicht zusteht, die Fremen zu führen. Und er weigert sich lange, seine Rolle in der politisch-religiösen Intrige der Bene Gesserit zu spielen. Villeneuve macht auch deutlich, dass der religiöse Fundamentalismus der Fremen das Ergebnis einer Manipulation durch eine Elite ist, der Film demaskiert Religion als Machtwerkzeug. Ein absoluter Gänsehaut-Moment, als Paul Atreides die Messiasrolle annimmt, um sie zu seinen Bedingungen auszufüllen. Während ich beim ersten DUNE noch mit Timothee Chamelet als Paul Atreides gefremdelt hatte (zu viel Kyle MacLachlan abgespeichert), hat er mich dieses Mal überzeugt als schlaksiger Königssohn, der zu früh und gegen seinen Willen erst in die Rolle des Herzogs, dann in die Rolle des Messias gedrängt wird – ein Hamlet der Wüste. Villeneuves DUNE: PART TWO ist auch ein Science-Fiction der starken und vor allem klugen Frauen: Die Bene Gesserit, die die toxisch-maskulinen Männer am Nasenring durch ihre Jahrhunderte alte Agenda ziehen, Pauls Mutter, die als Reverend Mother die Kontrolle übernimmt, die scharfsinnige Tochter des Imperators und vor allem Pauls Lebensgefährtin Chani, die sich (anders als in der Romanvorlage) gegen Pauls Heiligen Krieg stellt. Am Ende dieses zweiten Teils sind die Protagonisten ambivalent (Achtung SPOILER!): Die Überlebenden des Hauses Atreides werden das ganze Universum in einen Krieg mit vielen Millionen Toten führen, die edlen Freiheitskämpfer werden fanatische Werkzeuge eines Heiligen Krieges … Ich hoffe sehr, dass Villeneuve irgendwann einen dritten Teil dreht (der sich dann um DUNE MESSIAH drehen würde). Direkt nach dem Kino sind mitten in der Nacht vor dem Mikrofon: Johanna, Kathrin, Hendrik, Tom und Thomas. Wir diskutieren über Villeneuves Vertrauen in die Kraft seiner Bilder, ob das Epische ermüdet oder auch nicht, über Butlers Dschihad, Schauwerte und Bauchgrimmen, optischen Ekkletizismus, den visuellen Faschismus der Harkonnen, über abwesende Navigatoren und Christopher Walken als alter Imperator.

Dauer:00:13:02

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Folge 1268: ZONE OF INTEREST - Im Paradies stört das Dröhnen der Verbrennungsöfen nicht

3/7/2024
Was mir am stärksten aufgefallen ist in Jonathan Glazers THE ZONE OF INTEREST: Die Illusion, dass wir gar kein inzeniertes Bild sehen, die Illusion, das das Gezeigte „real“, bzw. „original“ ist. Besonders im ersten Drittel des Films vermitteln die Farben und Perspektiven den Eindruck, als würden wir Material sehen, dass 1943 vor Ort gedreht wurde. Diese Form der visuellen Inszenierung verstärkt enorm die Aussage des Films: Dass die Integration massenvernichtender Menschenverachtung in den eigenen Alltag diese Verbrechen erst ermöglicht. Die sonnige Gartenidylle, die Rudolf Höß‘ Ehefrau Hedwig auf der Außenseite des Vernichtungslagers Auschwitz, ist ein ebenso paradiesischer wie perverser Selbstbetrug – immer wieder hörbar durch das ständige, dunkle Brummen der Ringöfen und sichtbar durch Feuer und Rauch aus den Schornsteinen. Es ist eine gute Entscheidung von Jonathan Glazer, dass wir als Zuschauer:innen die eigentlichen Verbrechen nicht sehen, denn so bleibt der Fokus ganz auf den Menschen, die die Verbrechen der Täter mittragen, befürworten und unterstützen. Im Podcast spreche ich mit Heidi und mit Gisela, deren Perspektive als Kriegskind (Jahrgang 1937) besonders interessant ist. Wir diskutieren die pathosfreie Darstellung der Nazis, den „Wannseekonferenz-Moment“, Sandra Hüllers großartige und furchterregende Darstellung der Hedwig Höß, über dunkelgraue Leinwände, den ungewöhnlichen Score und über unsere eigene Erinnerungen an den Besuch der Gedenkstätte in Auschwitz.

Dauer:00:12:35