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Menschen und Horizonte

Podcasts

Menschen erzählen ihre ganz persönliche Geschichte. In der Sendung «Menschen und Horizonte» kommen Leute zu Wort, die zu neuen Ufern aufgebrochen sind, dabei physische, psychische oder geografische Grenzen überwunden und schlussendlich Träume realisiert und Erfolge gefeiert haben. Die Porträtierten leben als Schweizer und Schweizerinnen in der Schweiz, als Ausländer in der Schweiz, als Schweizer im Ausland oder als Bürger und Bürgerinnen in irgendeinem Land.

Location:

United States

Genres:

Podcasts

Description:

Menschen erzählen ihre ganz persönliche Geschichte. In der Sendung «Menschen und Horizonte» kommen Leute zu Wort, die zu neuen Ufern aufgebrochen sind, dabei physische, psychische oder geografische Grenzen überwunden und schlussendlich Träume realisiert und Erfolge gefeiert haben. Die Porträtierten leben als Schweizer und Schweizerinnen in der Schweiz, als Ausländer in der Schweiz, als Schweizer im Ausland oder als Bürger und Bürgerinnen in irgendeinem Land.

Language:

English


Episodes
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Roland Begert: Vom Verdingkind zum Gymnasiallehrer

5/7/2017
Der heute 80-jährige Roland Begert war drei Wochen alt, als seine Mutter ihn in ein Kinderheim in Grenchen brachte. Mit zwölf Jahren kam er als Verdingkind zu einem Bauern. Anschliessend: Giesserlehre in Winterthur und zu viel Alkohol. Ein geplatzter Blinddarm war der Auftakt zu einem neuen Leben. Begert, der die Primarschule besuchen musste und vorm Lehrer nur mit «Bub» angesprochen wurde, zog in die Westschweiz und arbeitete bei einem Bäcker. Da war genug Zeit, eine Handelsschule zu besuchen und Italienisch zu lernen. Aber Roland Begert wollte mehr: Er schrieb sich am Abendgymnasium ein und studierte nach bestandener Matur Betriebswirtschaft und Recht und doktorierte sogar. Er, der Rechtlose, wollte wissen, wie es um seine Rechte steht. Der Vater einer erwachsenen Tochter musste lernen, was es heisst, selber Vater zu sein. Den Draht zu seiner leiblichen Mutter hat er nie gefunden, sagt er heute rückblickend. Und seinen Vater, einen stadtbekannten Clochard und Entfesslungskünstler, hat er ein einziges Mal in seinem Leben gesehen: In einen schmutzigen Mantel gehüllt auf einer Parkbank liegend. Begert war damals elf Jahre alt. Dass er einen Bruder hat, wusste er lange Zeit nicht. Obwohl die beiden Brüder zusammen ins Kinderheim kamen, wollte es die Heimleitung nicht, dass «Kinder aus solchen Verhältnissen voneinander wussten». Der pensionierte Gymnasiallehrer für Wirtschaft und Recht ist heute versöhnt mit seiner Vergangenheit. Vielleicht auch, weil er seine Lebensgeschichte in zwei Büchern («Lange Jahre fremd» und «Die letzte Häutung») niedergeschrieben hat. Wiederholung einer Sendung vom April 2015

Duration:00:57:40

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Willy «Jimmy» Oechslin - Halbstarker der ersten Stunde

4/30/2017
Willy Oechslin gehörte im zarten Alter von 15 Jahren zu den sogenannten «Halbstarken». Diese bildeten Ende der fünfziger Jahre die erste Jugendszene der Schweiz. Mit glänzender Haartolle, Jeans, Westernstiefel und einem bis auf den Bauchnabel aufgeknüpften Hemd waren sie damals die pure Provokation. Nach einem Jahr Herumhängen in Zürich, bekam er ein behördliches Rayonverbot für die Stadt. Um als Minderjähriger ins Kino zu gehen, fälschte er seinen Ausweis. Das war zuviel und er landete in einer Erziehungsanstalt, in der ein hartes Regime herrschte. Er absolvierte dort eine Lehre zum Schlosser und ab da ging es in seinem Leben in geordneten Bahnen weiter; mit ein paar Stolpersteinen. Heute blickt Willy Oechslin (73) zufrieden auf sein Leben zurück und sagt, dass er nach grossen Startschwierigkeiten auch einiges Glück im Leben hatte. Wiederholung der Sendung vom 10. April 2016.

Duration:00:56:51

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Rahel Schönthal - die Waldfrau

4/23/2017
Rahel Schönthal ist eine richtige Waldfrau. Schon als Kind ging sie gern alleine in den Wald. Ein Porträt. In ihrer Jugend besprach sie mit ihrem stillen Freund ihre Sorgen, erzählte ihm von ihren Ängsten. Ihr war, als höre sie in der Stille des Waldes und im sanften Rauschen der Blätter Antworten, die ihr Halfen, ihren Weg zu gehen. Als junge Frau begann Rahel Schönthal, ganz allein mitten im Wald zu übernachten. Am Morgen fühlte sie sich jeweils wie neu geboren. Schon lange hegte die junge Physiotherapeutin den Wunsch, im Wald zu wohnen; ihren Ratgeber gleich vor der Türe zu haben. Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen: Sie lebt seit dem letzten Frühling in einem alten Jagdschlösschen mitten im «Forst», einem grossen Waldstück westlich von Bern. Wiederholung der Sendung vom 1. Januar 2017

Duration:00:55:46

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Catherine Ackermann und die Angst vor der Angst

4/16/2017
Zwei Panikattacken – die erste im Gotthardtunnel, Catherine Ackermann alleine und am Steuer, die zweite im Flugzeug. Was blieb, das war die Angst vor einer neuen Attacke. Die Tochter des Bankmanagers Joe Ackermann hat sich ihrer Angst gestellt. Heute betrachtet sie diese sogar als Geschenk. Die einfachste Begründung für ihre Panikattacken, wäre ihre Herkunft. Diese verschweigt Catherine Ackermann nicht. Immer «die Tochter von» zu sein, das hat sich wie ein roter Faden durch ihr Leben gezogen. In der Primarschule, auf dem Gymnasium, sogar in Deutschland auf der Filmhochschule hat man sie als Tochter von Joe Ackermann, dem früheren Chef der Deutschen Bank und der Credit Suisse, erkannt. «Aber in Deutschland hatte das keine Nachteile. Film- und Theaterleute interessieren sich für Emotionen und sind kreativ, da spielt die Herkunft keine Rolle», sagt die heute 33-Jährige. Woher ihre Ängste kamen, weiss sie bis heute nicht. Vielleicht hatte sie einfach zu viel um die Ohren und ihr Körper setzte ein Signal, kürzer zu treten? Der Sieg über die Angst Ihrer Angst ist sie Herr geworden, indem sie sich dieser bewusst gestellt hat. Geflogen ist sie zwar eine Weile nicht mehr, dafür umso mehr Zug gefahren und das sei eine Bereicherung für sie gewesen. «Ich habe auf diese Weise viele Landschaften gesehen, die ich sonst nie gesehen hätte.» Sie hat sich ihrer Angst gestellt. Ist Auto gefahren, wenn auch in Begleitung. Dann, auf einer Autofahrt ganz alleine von Deutschland in die Schweiz, ist sie in einen Schneesturm gekommen und hat ihre Angst im Auto einfach weggelacht. Da wusste sie: «Ich habe es geschafft.» Ein Mensch wie ein Lächeln Mittlerweile begegnet sie aufflackernder Angst mit einem Lachen. Lachen ist Catherine Ackermann sowieso wichtig. Sie halte es wie Charles Chaplin: «Einmal pro Tag sollte man im Minimum gelacht haben.» Kein Wunder, hat man den Eindruck von ihr, als ob sie ein einziges Lächeln wäre. Aber kein verkniffenes oder aufgesetztes Lachen. Das Lächeln eines Menschen, der in sich ruht und seine Mitte gefunden hat. Eigene Firma ohne Fremdmittel der Eltern Die gelernte Schauspielerin hat nach Engagements in Deutschland, unter anderem am Staatstheater in Weimar, die Filmhochschule in Ludwigsburg besucht. Mittlerweile hat sie ihre eigene Firma als Filmproduzentin. Die Firma hat sie selber aufgebaut, ohne finanzielle Mittel ihres Vaters. «Mir nachzusagen, ich hätte sowieso ein finanzielles Polster ist grundverkehrt. Dem müsste ja ein äusserst trauriges Ereignis vorausgehen: Der Tod meiner geliebten Eltern.» Was sie von ihren Eltern hat, das ist von der Mutter das Interesse für Kunst und Kultur und vom Vater «das Wirtschaftliche». Die idealen Voraussetzungen, um als Filmproduzentin, bei der alle Fäden zusammenlaufen, zu arbeiten. «Eine Filmproduzentin hat mich während meines Praktikums bei Warner Brothers in Hollywood darauf aufmerksam gemacht.» Aus Angst werden Beruf und Berufung Catherine Ackermann hat noch mehr Talente an sich entdeckt: «Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen und betreue und coache ihre Projekte.» Nach dem gewonnenen Kampf gegen ihre Angst hat sie immer wieder Anfragen von Leuten bekommen, wie sie das geschafft habe. «So habe ich gemerkt, dass Coaching – was ich eigentlich schon als Filmproduzentin mache – vielleicht meine Berufung ist.» Im Sommer schliesst sie ihre Ausbildung zum Coach ab.

Duration:00:57:08

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Dänu Wisler – vom Mut und der Lust aufzubrechen

4/9/2017
Dänu Wisler (51) ist Musiker von Beruf und aus Leidenschaft. Der Weg dorthin war weit und nicht vorgezeichnet. Aufgewachsen im Emmental, fand er nämlich als Jugendlicher für seinen Berufswunsch absolut kein Musikgehör. Mit seinem ersten Lehrlingslohn kaufte er sich seine erste Gitarre. Nach einer Mechanikerlehre flüchtete er aus seiner Heimat, die ihm zu eng geworden war, besuchte während eines Jahres die Jazz-Schule in Luzern, wurde Katechet, Jugendarbeiter in Thun und in Spanien und baute in der Ostschweiz eine Musikschule auf. Heute lebt er von seiner Musik; den Konzerten, den CDs und dem Songschreiben. Unterdessen schreibt er auch Bücher: Über den Reformator Zwingli in seinem neusten Buch, oder Geschichten und Gedankengänge aus seiner Emmentaler Heimat. Dänu Wisler ist nicht nur leidenschaftlicher Musiker. Er liebt es auch zu Wandern, Klettern, Kochen und Lesen. Wandernd fand er seinen Weg durchs Leben, der ihm vor einigen Jahren auch eine grosse Krise beschert hatte. Mittlerweile ist er in seiner Mitte angekommen und hat sich mit der Emmentaler Heimat versöhnt.

Duration:00:48:33

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Ruth Gattiker – Pionierin der Anästhesie

4/2/2017
Ruth Gattiker wurde 1923 in Zürich-Oerlikon geboren. Der Vater arbeitete als Ingenieur in der Maschinenindustrie, die Mutter kümmerte sich, so wie es sich in der damaligen Zeit für eine klassische Mittelstandsfamilie gehörte, um den Haushalt und die beiden Töchter. Diese, so befand der Vater, sollten später einmal Sekretärinnen werden und dann heiraten. Doch da hatte der Vater Ruth Gattikers die Rechnung ohne den Wirt, beziehungsweise ohne seine Erstgeborene, gemacht. Sie wollte frei und unabhängig sein Diese stellte sich nämlich als ausserordentlich wissensdurstig, begabt und vor allem sehr hartnäckig heraus. Und von einer Heirat – das war ihr schon als 16-Jährige klar – wollte sie ohnehin nichts wissen. Sie wollte einmal ein freies und unabhängiges Leben führen und später einen interessanten Beruf ausüben. Punkt. Da gab es nichts zu rütteln. So machte sie nach der Handelsmatura und fünf Semestern Mathematik an der ETH klammheimlich die eidgenössische Matur und damit ganz eigenständig und selbstbewusst den Weg frei fürs Medizinstudium. Denn für die Medizin brannte sie. Und wie! Ausserordentliche Karriere Kein Wunder legte sie in diesem Fach dann auch eine Karriere hin, wie sie zu jener Zeit nur ganz wenige Frauen schafften. So wurde sie eine der ersten zwei Medizinprofessorinnen in der Schweiz. 1969, am Zürcher Kantonsspital, assistierte sie als Anästhesistin dem weltberühmten Herzchirurgen Ake Sening bei dessen erster Herztransplantation am Zürcher Kantonsspital. Für Sening war sie übrigens die Weltbeste ihres Fachs. Auch nach der Pensionierung vor mittlerweile 30 Jahren wollte es die Wissensdurstige und vielseitig Begabte nochmals wissen. Sie ging wieder an die Universität und begann Philosophie und Musikwissenschaften zu studieren. Selbstverständlich und typischerweise ganz seriös und engagiert, nur gerade den Lizentiats-Abschluss schenkte sich die angejahrte Studentin. Im Unruhestand Und heute? Auch heute noch wird nicht geruht: Die fast 94-Jährige reist mindestens einmal pro Woche von Davos, wo sie seit fünf Jahren lebt, nach Zürich. Dort gehts ins Konzert oder in die Oper, ins Museum, zum Lunch mit dem Klavierlehrer und immer auch ins Fitnesstudio. Und ja, daneben wandert Ruth Gattiker auch gerne, lernt Alt-Griechisch und macht täglich ihre Pilates-Übungen.

Duration:00:57:12

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Vom Adoptivkind und Mechaniker zum erfinderischen Zahnarzt

3/26/2017
Adoptivkind, Mechanikerlehre, Zahnarzt, Erfinder, Hotelier und Schriftsteller. Normalerweise braucht man dafür mindestens vier Leben; Philippe Ledermann hat das alles in einem erlebt. Sein Leben hat er in vier Büchern niedergeschrieben. Und er erzählt es in der Sendung «Menschen und Horizonte». Die Weihnachtsfeier der Schule Meirigen hat Philippe Ledermanns Leben mit einem Schlag verändert. Nein, nicht Affoltern sei sein Heimatort belehrte ihn sein Lehrer. Er stamme aus Genf. Ein Mitschüler half nach und brüllte durch das Klassenzimmer: «Der hat halt nur Papiereltern.» Für Philippe Ledermann waren seine Adoptiveltern, Ätti und Müetti, die besten Eltern, die man sich denken kann, erinnert er sich heute. Doch der Tod nahm ihm die leiblichen Eltern Natürlich hat er sich als 20-jähriger auf die Suche nach seinen leiblichen Eltern gemacht. Diese stammten aus dem Genfer Patriziat und waren beide verheiratet, aber nicht miteinander. Also gab ihn seine Mutter zur Adoption frei. Kurz nachdem er sie gefunden hatte, starb sie. Auch seinen leiblichen Vater traf er. Allerdings wusste er nichts davon. Als Gymnasiast machte er ein Praktikum in einem Spital in Genf. Der Chefarzt war sein Vater. Das erfuhr er aber erst später von der Mutter. Da war der Vater aber bereits tot. Vom Mechanikerlehring zum erfinderischen Zahnarzt Eigentlich hätte er - wie der Ätti und auch schon der Grossätti - Kaminfegermeister werden sollen. Mechaniker war aber sein Berufswunsch. Das Hindernis: Philippe Ledermann hat neun Jahre die Primarschule besucht. Trotzdem schaffte er die Aufnahmeprüfung für eine Lehrstelle bei der Hasler AG in Bern. Nach anderthalb Jahren wechselte er ans Gymnasium in Thun. Ja, Philippe Ledermann schaffte als Primarschüler die Aufnahmeprüfung. «Die Ledermann-Schraube» «Als Zahnarzt ist man eigentlich Mechaniker in einer weissen Schürze», sagt der heute 73-jährige. Und der Mechaniker kam ihm auch zu Hilfe, als bei einer Patientin keine Zahnprothese mehr passen wollte. Ledermann entwickelte eine Implantationsschraube, die ihn international bekannt machte. In seiner Landzahnarztpraxis behandelte er Patienten aus aller Welt und bildete Zahnärzte aus, die mit seiner Schraube tausenden von Menschen das Essen wieder ermöglichten. Hotelier und Schriftsteller Philippe Ledermann hatte aber noch eine andere Leidenschaft. Zusammen mit seiner Frau trug er eine beachtliche Sammlung an Jugendstilgegenständen zusammen. Mit diesen statteten sie das Hotel «Belle Epoque» in Bern aus. Ihr eigenes Jugendstilhotel. Eine Weile lang führte sogar seine Frau neben der Praxis das gehobene Hotel. Mittlerweile sind Hotel und Praxis verkauft und Ledermann geniesst nicht etwa den Ruhestand. Er schreibt. Zuerst als «Therapeutikum», hat er in vier Bänden seine Lebensgeschichte niedergeschrieben. Und weil ihm das Schreiben so viel Spass macht, hat er einfach weiter geschrieben und weitere Bücher veröffentlicht und in Arbeit.

Duration:00:56:46

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Frisch vom Max - Weltenbummler Max Wälti

3/19/2017
Max Wälti ist Postautochauffeur, Bierbrauer und Weltenbummler. Vorerst hat er seine langjährige Wahlheimat, das Onsernonetal, für ein Jahr verlassen hat. Ein Porträt. Max Wälti lebt zusammen mit seiner Frau Mareile in einem Zirkuswagen. In diesem Zirkuswagen ist er weitergezogen, um in einem anderen Tal der Schweiz, im Simmental, Zwischenstation zu machen. Wenn man sein ganzes Hab und Gut auf Rädern hat, bleibt man beweglich und flexibel. Und ihr Horizont ist weit. Wo es die beiden danach hintreiben wird, steht noch in den Sternen. In der Porträtsendung «Menschen und Horizonte» spricht Max Wälti vor allem über die Zeit und den Alltag im Onsernonetal im Tessin. Er berichtet von seinem Beruf und seinen anderen Tätigkeiten und vom Bezug zu seiner Umwelt und zu den Menschen. In erster Linie aber kommt die Aufgeschlossenheit und die Lebenslust Max Wältis zum Ausdruck. Ein Hörerlebnis, auch für Sesshafte!

Duration:00:57:08

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Ursula Hauser - unterwegs für Gerechtigkeit und Chancengleichheit

3/12/2017
Die Psychotherapeutin Ursula Hauser (1946*) wächst wohlbehütet in Kilchberg (ZH) auf, als Tochter eines Gemeindeschreibers. Ihr Leben verläuft in geordneten Bahnen, als sie mit 19 ungewollt schwanger wird. Die anschliessende Abtreibung wird zu einem traumatischen Einschnitt in ihrem Leben. Klein Ursi erlebt die grosse Welt Nach ihrer Lehrerausbildung reist sie in die USA und entdeckt die weite Welt ausserhalb ihrer engen Heimat. In den USA erschüttern die Anti-Vietnam-Proteste die Gesellschaft, Martin Luther King wird ermordet und Ursula Hauser wird Augenzeugin von Rassendiskriminierung und schreiendem Unrecht in der Gesellschaft. Für einen kurzen Moment lebt sie in Kalifornien den Summer of love und engagiert sich später im New Yorker Armenviertel Harlem für eine Verbesserung der Lebensumstände der Schwarzen Bevölkerung. In diesem Moment ihres Lebens entscheidet sie sich - damals noch eher unbewusst - ihr Leben für Gerechtigkeit und Chancengleichheit einzusetzen. Krise als Wegweiser im Leben Zurück in der Schweiz, erlebt sie krisenhaft ihr Dasein zwischen heiler Heimat und einer Welt, die für sie dringend nach sozialer Veränderung ruft. Sie engagiert sich im Zürcher Untergrund, im Mieterkampf und in der Frauenbewegung. Das Rebellische, das in ihr schon immer angelegt war, wird nun klar sichtbar. Durch Zufall findet Sie zur Psychologie und Psychotherapie. Sie studiert Psychologie und eröffnet in Zürich, zusammen mit Freunden, eine Gruppenpraxis. Mitte der Siebzigerjahre beginnt sie sich beruflich international zu vernetzen, vor allem mit Kolleginnen und Kollegen in Lateinamerika. Sie bewundert ihre Berufskolleginnen und –kollegen dort, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um für Gerechtigkeit zu kämpfen. Sie solidarisierte sich stark mit Menschen, die sich gegen autoritäre Regimes auflehnen. Das hat mit ihrer eigenen Geschichte zu tun, in der sie sich gegen ihr autoritäres Elternhaus auflehnte und ist sensibilisiert für solche Prozesse. Psychodrama als Hilfe zur Selbsthilfe und die Liebe ihres Lebens Ihr Fokus liegt auf dem sogenannten Psychodrama, einer Gruppentherapie, in der konfliktbeladene Situationen szenisch aufgearbeitet werden. 1980 reist sie nach Nicaragua, um die sandinistische Revolution zu unterstützen und den vom Bürgerkrieg traumatisierten und sexuell ausgebeuteten Frauen zu helfen. Dort lernt sie ihren späteren Mann Antonio Grieco aus Uruguay kennen, einen ehemaligen Tupamaro-Kämpfer und Weggefährten Che Guevaras. Der Unruhestand geht weiter Heute ist Ursula Hauser verwitwet. Sie pendelt zwischen Costa Rica, Uruguay und Palästina hin und her, leitet immer noch Psychodramagruppen und bildet aus. Sporadisch besucht sie die Schweiz, wo ihre Familie lebt. Buchtipp: Polli, Tanja: Ursula Hauser - Die Rebellin. Ein Leben für Frieden und Gerechtigkeit. Verlag Wörterseh. Gockhausen 2015.

Duration:00:56:50

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Peter Herzog – Foto-Sammler aus Leidenschaft

3/5/2017
Fotografieren – das machen heute alle, meist mit der Handy-Kamera. Für den Basler Peter Herzog hat die Fotografie aber eine ganz andere Bedeutung. Er sammelt Fotografien aus vielen Zeitepochen und Ländern. Seine Fotosammlung gehört zu den berühmtesten der Welt. Seine Fotosammlung trug das Ehepaar Peter und Ruth Herzog über Jahrzehnte bereits zusammen. Dazu gehören etwa historische Bilder aus dem Aegypten des 19.Jahrhundert ebenso wie jüngere Aufnahmen von touristischen Zielen oder Familien-Ausflügen. In seiner Heimatstadt Basel tat man sich mit der Sammlung aber über Jahre schwer: Peter Herzogs Idee eines eigenen Museums liess sich nicht verwirklichen, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen. Das enttäuschte Peter Herzog wiederum schwer. Die Lösung kam dann aus Peter Herzogs Familie: Sein berühmter Bruder, der Architekt Jacques Herzog, gründete zusammen mit seinem Geschäftspartner Pierre de Meuron eine Sammlung, zu der nun auch Herzogs Fotoschätze gehören. Trotzdem markiert Peter Herzog auch eine gewisse Distanz zu seinem berühmten Bruder: «Er hat sein Business und ich habe meins.» Viele Dinge hätten sie als Brüder aber gemeinsam, einmal abgesehen vom Fussball, dem sie seit ihrer Jugend verschrieben sind: «Dass wir ganz normal in Pension gehen, das ist für uns beide schwer vorstellbar.»

Duration:00:31:37

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Annette Hug - «Wie ich Philippina werden wollte»

2/26/2017
Annette Hug lebt in Zürich und träumt oft von Manila. Die Philippinen sind ihre zweite Heimat. Mit 21 Jahren wollte sie eine Philippina werden und für immer in Manila bleiben. Soweit kam es nicht. Und doch sagt sie heute, 25 Jahre später: Manila habe sie für ihr ganzes Leben verändert. Flink und geschickt faltet die Schriftstellerin Annette Hug in ihrer Zürcher Wohnung einen Plastiksack zu einem kleinen, hübschen Dreieck. Gelernt hat sie diese Faltkunst von einer philippinischen Designerin. Annette Hug dachte zuerst, Platiksäcke-Falten sei ein Kunstprojekt, bis ihre Freundin sie aufklärte: das habe nichts mit ihrem Beruf als Designerin zu tun, sie habe das von ihren Eltern gelernt. Plastiksäcke seien für arme Leute wie sie etwas Kostbares. Die würden gewaschen, getrocknet und sorgsam gefaltet, um sie wiederverwenden zu können. Zwei Welten Armut und Design – auf den Philippinen prallen zwei Welten aufeinander: die Welt von gestern und die Welt von heute. Das fasziniert Annette Hug noch immer. Sie kennt das Land nicht zuletzt deswegen so gut, weil sie die Landessprache, das Tagalog, spricht. Sie hält engen Kontakt zu ihren philippinischen Freundinnen, und sie befasst sich auch als Schriftstellerin mit den Philippinen: ihr jüngster Roman heisst «Wilhelm Tell in Manila». Und immer wieder, wenn ihr die Schweiz zu eng und zu traurig vorkommt, bricht sie auf nach Manila: Dort gebe es noch mehr Hoffnung, mehr Optimismus, mehr Veränderungswillen, sagt Annette Hug, und das tue ihr so gut. Erfahrung fürs Leben Als junge Frau wollte Annette Hug für den Rest ihres Lebens in Manila bleiben. Sie integrierte sich in die dortige Frauenbewegung, sie verliebte sich in eine Philippinin, sie lernte, sich angstfrei in einer gefährlichen Grossstadt zu bewegen, sie lernte, femininer zu wirken, sie lernte, langsamer und gelassener zu werden... Und trotz alledem ist sie eines Tages in die Schweiz zurückgekehrt. Warum, und wie ihre philippinische Erfahrung sie verändert hat, das erzählt sie in der Sendung «Menschen und Horizonte».

Duration:00:55:06

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Jürg Kesselring - Der Gefühlsdolmetscher

2/19/2017
Der 65-jährige Neurologe Jürg Kesselring findet Zugang zu den Menschen, weil er ihnen bewusst zuhört. Er achtet auf die Zwischentöne seiner Patienten und versucht die Türen zu deren Innern zu öffnen. Auch als Musiker und Dichter lässt er sich auf eine sensible Entdeckungsreise ein. «Kreative Tätigkeiten sollten in den Alltag eingebaut werden, denn sie tragen zu einer Ausgeglichenheit der beiden Hirnhälften bei», sagt Jürg Kesselring, Chefarzt Neurologie Kliniken Valens (SG). Scharfe Beobachtungsgabe Jürg Kesselring befasst sich seit Jahren mit dem menschlichen Gehirn und den damit verbundenen Krankheiten. Nebst Medikamenten und Rehabilitation setzt er als Facharzt vor allem auf eine ausführliche Kommunikation auf Augenhöhe. Zu seinen Stärken gehört, den Dialekt eines Sprachbehinderten rasch herauszufinden, was nur mit grosser Aufmerksamkeit gelingt. Jürg Kesselring: «Wenn ich den Patienten einer bestimmten Sprachregion zuordnen kann, spüre ich dies vor allem anhand des Klanges und der jeweiligen Persönlichkeit, was mir erlaubt, diesen besser zu erfassen.» Wichtig sei zudem, auch in Krankheitsfällen den Mut nie-mals zu verlieren, Lebensziele neu zu überdenken und in sich zu gehen. Musik als Lebensschule Auch Jürg Kesselring sucht immer wieder Momente der Ruhe und der Inspiration, die er vor allem in der Musik findet. Er tritt mit seinem Cello mit diversen Orchestern auf, unter anderem auch in der Zürcher Tonhalle und dabei ist er überzeugt, dass die klassische Musik zu einer seelischen Vertiefung und somit zu positiven Erlebnissen führt. «Es ist kein Zufall, dass ich das Cello gewählt habe, weil das Instrument mit seinem sanften dunklen Klang der menschlichen Stimme am nächsten steht», sagt er, der pro Jahr mit über 600 Multiple Sklerose-Patienten Gespräche führt und sich auch im Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) engagiert. Inspiration in der Natur Abstand vom fordernden beruflichen Alltag findet der dreifache Vater Jürg Kesselring mitunter in den Bergen, wo bereits manche Ideen für seine humorvollen und tiefsinnigen Gedichtbände entstanden sind. Während des Schreibens erkennt er auch immer wieder, dass das bewusste Erleben des Augenblicks im hektischen Zeitalter von besonderer Bedeutung ist.

Duration:00:43:15

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Karina Rey – Vom Showbiz zur Entwicklungszusammenarbeit

2/5/2017
Eine preisgekrönte Fernseh-Schauspielerin, die Trinkwasser-Brunnen in Afrika baut: Das ist Karina Rey. 1962 in St. Gallen geboren, führte ihr Weg über grosse Schauspielbühnen und Filmsets in den Regenwald von Kamerun. In «Menschen und Horizonte» von Radio SRF 1 erzählt sie von der glamourösen, aber oft oberflächlichen Showwelt und was sie am Leben abseits der Kamera liebt. «Die permanente Nabelschau ging mir irgendwann mal auf die Nerven». Das ist ein Grund, weshalb Karina Rey – früher mit Nachnamen Thayenthal – den Beruf als Schauspielerin und Filmemacherin an den Nagel gehängt hatte. Andere Kollegen von Film und Fernsehen würden das lieben, stetig fotografiert zu werden. «Mit diesem Teil des Berufes habe ich mich nie anfreunden können», gesteht Karina Rey. Deutscher Fernsehpreis für Karina Rey Die Tochter einer Schweizer Managerin und eines Österreichischen Dirigenten wollte schon als Kind Schauspielerin werden. Und hat diesen Traum verwirklichen können. Sie hat von den späten 1980er Jahren bis 2013 in namhaften und erfolgreichen Fernsehfilmen sowie TV-Serien mitgespielt. Unter anderem in «Der Landarzt», «Tatort», «Lindenstrasse» und in diversen Rosamunde Pilcher-Filmen. Für ihre Rolle als junge Frau mit multipler Sklerose im Film «Der Weg nach Lourdes» hat sie 1989 den angesehenen Deutschen Fernsehpreis als bestes Nachwuchstalent gewonnen. Trinkwasserbrunne in Kamerun Heute lebt sie ein anderes, ein einfacheres Leben. Mitten im Regenwald von Kamerun leitet sie gemeinsam mit ihrem Mann ein Projekt zur Entwicklungszusammenarbeit. Das «Project Eau Potable» der St. Martin Stiftung in Baar baut in der Region rund um den Ort Otélé, im Südwesten Kameruns, Trinkwasserbrunnen. Darin hat die 54-Jährige eine andersartige Aufgabe im Leben gefunden.

Duration:00:29:51

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Floriana Frassetto: Ein Leben hinter der Maske

1/29/2017
Floriana Frassetto ist Gründungsmitglied der Schweizer Maskentheatergruppe «Mummenschanz». Seit rund 45 Jahren tourt sie mit der einzigartigen Pantomimentruppe um die ganze Welt. Seit 1972 gehört das zeitgenössische Maskentheater «Mummenschanz» zu den bekanntesten Theaterformationen der Welt. Die Künstler treten nur in schwarzen Kleidern und mit farbigen Masken auf und begeistern mit ihrer wortlosen poetischen Kunst das Publikum. Ein Leben für «Mummenschanz» «Mummenschanz ist mein Leben, mein Atem, mein Zuhause», sagt die heute 66-jährige Floriana Frassetto. Deshalb hat sie noch keine Lust auf den Ruhestand. 2012 schien die weltberühmte Gruppe «Mummenschanz» allerdings vor dem Aus zu stehen. Mitgründungsmitglied Bernie Schürch entschied sich damals aufzuhören. Der dritte Mitgründer im Bund, Andres Bossard, war bereits 1992, also zwanzig Jahre früher, verstorben. Damit war nur noch Floriana Frassetto vom Gründungsteam übrig. Die Wiedergeburt von «Mummenschanz» Floriana Frassetto suchte sich vier neue und junge Mitglieder, die Lust hatten, mit ihr auf Tournee zu gehen. Mit ihrer neuen Show «you & me» sind sie jetzt unterwegs. «Die Idee für die neue Show entstand per Zufall, als ich ein langes Schaumgummirohr und zwei alte Ping Pong Bälle in einem Abfallkübel entsorgen wollte», sagt sie. «Als ich kurz danach in den Abfallkübel schaute, sah ich einen grossen Mund mit zwei Augen. Von da an war mir klar: die Erfolgsgeschichte «Mummenschanz» muss weitergehen!» Das Leben mit «Mummenschanz» geht weiter Mit vielen Ideen im Kopf, stürzte sich Floriana Frassetto in die Arbeit. Sie erfand neue Masken und Figuren und arbeitete in ihrem Atelier in Altstätten in einer alten Fabrik. Die neuen Mitglieder wurden behutsam in die erfolgreiche Kunst von «Mummenschanz» eingeführt. Im Atelier wurde es nie laut, und ganz schweizerisch ass man jeweils punkt zwölf am gedeckten Tisch gemeinsam zu Mittag. Am Herd stand Floriana Frassetto, die immer wieder gerne mit den gesammelten Gewürzen aus aller Welt kulinarische Kunstwerke hinzauberte.

Duration:00:24:44

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Philipp Bosshard: 88 Prozent der Haut verbrannt

1/24/2017
Nach dem 2. Juni 2014 war für Philipp Bosshard nichts mehr so, wie es vorher war. Der junge Mann überlebte einen Unfall mit schwersten Verbrennungen. Nach einem Jahr auf der Intensivstation des Universitätsspitals Zürich und mehreren Monaten in der Reha, lebt er heute wieder selbstständig. «Ich hatte schon immer viel Freude am Leben», sagt der 30-jährige Philipp Bosshard, «aber nach dem Unfall ist meine Lebensfreude noch grösser geworden.» Die Haut platzt auf wie ein Cervelat Für...

Duration:00:31:17

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Martin Suter – sein Leben im Spiegel der Romane

1/22/2017
Vor genau zwanzig Jahren, 1997, verwirklichte der Werbetexter Martin Suter seinen Lebenstraum und publizierte den ersten Roman «Small world». Heute ist der Zürcher Cosmopolit der erfolgreichste Schweizer Gegenwartsautor. Und sein neuester Roman «Elefant» wird garantiert wieder ein Bestseller. Martin Suter kann heute mit Genugtuung feststellen: Er hat immer wieder versucht, seine beruflichen Pläne wahr zu machen. Als Werber war er in der Branche mit originellen Ideen aufgefallen, hatte fürs...

Duration:00:50:34

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Saro Marretta - Der Schweizer aus Sizilien

1/15/2017
Der Sizilianer Saro Marretta kam als junger Student in den 1960er-Jahren in die Schweiz. Es war die Zeit der sogenannten Überfremdungsinitiative von James Schwarzenbach. Die Stimmung war gegen die italienischen Gastarbeiter. Doch Saro Marretta blieb. Eine Begegnung mit James Schwarzenbach Seine ersten Erfahrungen in der Schweiz machte Saro Marretta mit 23 Jahren und zwar als Lehrer italienischer Gastarbeiterkinder in Einsiedeln. Über diese eindrückliche Zeit schrieb er später einen...

Duration:00:57:07

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Amsél: «Von der Norm abweichen, ist das Salz in der Suppe»

7/31/2016
Sie nennt sich kurz und bündig «Amsél». Ein Anagramm zu Selma und ein Name, der für die kosmopolitische Haltung seiner Trägerin steht. Amsél lebt abwechslungsweise in Zürich und im marokkanischen Tanger. Durch einen Film von Bernardo Bertolucci nach dem Roman «Himmel über der Wüste» von Paul Bowles verliebte sich Amsél in diese Stadt. Regelmässig veranstaltet sie dort Selbsterkennungskurse mithilfe fotografischer Porträts. Aufgewachsen in Schwyz und in Zürich, absolvierte sie eine...

Duration:00:47:45