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Mindmaps: der Philosophiepodcast

Philosophy Podcasts

Was wir über Gott und die Welt denken, hat nicht bei uns angefangen. Unsere weltanschaulichen und ethischen Überzeugungen stehen auf den Schultern großer Vordenker vergangener Jahrhunderte. Wir verdanken ihnen viel, dürfen ihre Vorgaben aber auch kritisch hinterfragen. In diesem Podcast nehmen Manuel Schmid und Heinzpeter Hempelmann ihre Hörer:innen mit auf eine faszinierende Zeitreise zu den Wurzeln unseres Denkens. Immer wieder werfen sie auch einen spezifisch theologischen Blick auf einflussreiche philosophische Entwürfe. Dabei wird deutlich, wie präsent die Philosophiegeschichte auch im 21. Jahrhundert ist, und wie sehr sie heutige Diskussionen in Politik, Gesellschaft und Religion mitbestimmt. «mindmaps» fordert dich heraus, mitzudenken, zu widersprechen und den eigenen Horizont zu erweitern!

Location:

United States

Description:

Was wir über Gott und die Welt denken, hat nicht bei uns angefangen. Unsere weltanschaulichen und ethischen Überzeugungen stehen auf den Schultern großer Vordenker vergangener Jahrhunderte. Wir verdanken ihnen viel, dürfen ihre Vorgaben aber auch kritisch hinterfragen. In diesem Podcast nehmen Manuel Schmid und Heinzpeter Hempelmann ihre Hörer:innen mit auf eine faszinierende Zeitreise zu den Wurzeln unseres Denkens. Immer wieder werfen sie auch einen spezifisch theologischen Blick auf einflussreiche philosophische Entwürfe. Dabei wird deutlich, wie präsent die Philosophiegeschichte auch im 21. Jahrhundert ist, und wie sehr sie heutige Diskussionen in Politik, Gesellschaft und Religion mitbestimmt. «mindmaps» fordert dich heraus, mitzudenken, zu widersprechen und den eigenen Horizont zu erweitern!

Language:

German


Episodes
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Barbara Bleisch: Macht das Leben Sinn?

3/23/2024
In dieser Spezialfolge von «mindmaps» spricht Manuel Schmid mit der Philosophin Barbara Bleisch nicht nur über eine wichtige philosophische Frage, sondern über eine ganz existenzielle Lebensfrage überhaupt: Was ist der Sinn des Lebens? Barbara Bleisch braucht für die meisten wohl keine Vorstellung mehr: Sie ist bekannt als Sachbuch-Autorin und als Moderatorin der SRF-Sendung «Sternstunde Philosophie», unterrichtet am Ethik-Zentrum in Zürich und wurde mehrfach als Journalistin ausgezeichnet. In ihren Texten und Vorträgen verbindet sie philosophische Tiefenbohrungen mit lebensweltlichen Kenntnissen und einem feinen Gespür für die Fragen der Gegenwart. Das wird auch in diesem Podcast deutlich, der Live am RefLab-Festival 2024 aufgenommen wurde. Das Gespräch führt von der Unterscheidung der «grossen» und der «kleinen» Sinnfrage («Sinn des Lebens» vs. «Sinn im Leben», oder «Vogelperspektive» vs. «Froschperspektive») zur Frage, WO und WIE sich «Sinn» überhaupt finden lässt. Müssen wir den Sinn des Lebens in uns selbst suchen, steckt er in unseren Leidenschaften und Wünschen drin – oder findet er sich gerade «draussen», ausserhalb meiner selbst, in einer Aufgabe oder Verantwortung, die eben grösser und bedeutender ist als mein kleines Leben? Und führen nicht manchmal gerade jene Menschen ein sinnerfülltes Leben, die sich um den Sinn des Lebens gar nicht viele Gedanken machen? Holt uns der Sinn des Lebens (ein bisschen wie das Glück) nicht vielmehr als «Nebenprodukt» ein, während wir etwas ganz anderes verfolgen? Es gibt viel zu besprechen – darum: viel Spass, Unterhaltung und wertvolle Anregungen mit dieser Spezialfolge von «mindmaps»!

Duration:00:52:05

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Künstliche Intelligenz (Teil 2): Hilft uns die KI, uns selbst besser zu verstehen?

12/16/2023
Die Diskussion um die Künstliche Intelligenz geht in eine zweite Runde – diesmal dreht sich das Gespräch von Manuel und Peter ausdrücklich um philosophische Fragen, welche sich aus den Möglichkeiten der KI ergeben. Ausgangspunkt bildet die Beobachtung von Prof. Ulrich Hemel (aus einem Aufsatz zur «Digitalen Humanität» https://institut-fuer-sozialstrategie.de/wp-content/uploads/2021/12/di-ki_ifs_dez-21_hemel_vom-defizitmodell-zur-digitalen-humanitaet.pdf), dass neue Technologien immer auch Auswirkungen auf das menschliche Selbstbild haben – und dass mit dem Aufkommen der KI auch eine gewisse «Kränkung» des Menschen einhergeht: Was einmal sein Alleinstellungsmerkmal war, das kann jetzt auch die KI… Diese Kränkung stößt den Menschen aber unausweichlich auf die entscheidende Frage, was sein Menschsein denn nun genuin ausmacht. Peter und Manuel besprechen Kandidaten für Alleinstellungsmerkmale des Menschen – angefangen beim umstrittenen Intelligenz-Begriff, über den Besitz von Bewusstsein bis zur Kreativität – und sie gelangen schliesslich zu einer theologischen Definition, die den Menschen als Geschöpf in der Gegenwart und Zuwendung Gottes versteht. Lässt sich das irgendwann auch für die künstliche Intelligenz sagen?

Duration:01:05:43

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Künstliche Intelligenz (Teil 1): Ist die KI so genial, dass man sie verbieten müsste?

12/2/2023
Sie ist in aller Munde und erlebt gerade eine sagenhafte Hochkonjunktur: die «Künstliche Intelligenz» (KI). Durch Anwendungen wie «ChatGPT» und das Bildgenerierungs-Portal «midjourney» ist der Gebrauch von KI im Alltag des Normalverbrauchers angekommen, und die Möglichkeiten dieser Technologie wecken unterschiedlichste Gefühle: Von heller Begeisterung über die erstaunlichen Leistungen der KI bis zum blankem Entsetzen über deren Missbrauchspotenzial. Manuel und Peter nähern sich dem Thema über die Frage nach der Funktionsweise von künstlicher Intelligenz und ihren gegenwärtigen Anwendungsgebieten – und sie wägen daraufhin die Chancen und Gefahren ihres Gebrauchs ab. Ethische Probleme tun sich nicht erst bei den Befürchtungen auf, die KI könnte dem Menschen Arbeitsplätze streitig machen oder außer Kontrolle geraten: Schon heute wird mit Hilfe von KI eine Flut von Fake-News, Spam und Malware produziert, die Porno-Industrie wirbt mit «Nudifier»-Apps und «Face-Swap»-Technologien, welche die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Personen mit Füssen treten – und zahlreiche Anwendungen zur Generierung von Bildern, Videos und Stimmen machen es möglich, jeder beliebigen Person jede beliebige Aussage in den Mund zu legen oder jede beliebige Handlung vollführen zu lassen. Die Diskussion führt die beiden Podcaster von der Notwendigkeit rechtlicher Restriktionen und Kontrolle von KI-Anwendungen hin zur Frage, wie man denn im Zeitalter der KI-generierten Bilder, News und Videos noch zu vertrauenswürdigen Informationen kommt… Anmerkung: Unter dem Titel «Trau deinen Augen nicht» hat sich Manuel in einem Blogbeitrag bereits mit der Frage auseinandergesetzt, worauf wir uns denn noch verlassen können, wenn die KI auf Knopfdruck fotorealistische Bilder jeder beliebigen Person in jedem beliebigen Zusammenhang liefert – und was das für unseren Umgang mit Medien bedeutet. Der Beitrag findet sich hier: https://www.reflab.ch/trau-deinen-augen-nicht/

Duration:01:02:27

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Aufklärung (Teil 2): Warum braucht Religion Aufklärung – und warum braucht Aufklärung Religion?

11/18/2023
Die Aufklärung verdient eine weitere Folge, in der sich Peter und Manuel zunächst mit der «kritischen Theorie» auseinandersetzen, die (u.a.) von Theodor Adorno und Max Horkheimer begründet wurde und mit einem enggeführten Vernunftbegriff und seinen fatalen Folgen abrechnet. Der Vernunftbegriff der Aufklärung führt der «kritischen Theorie» gemäß zu einem funktionalen Weltumgang, zu einer verplanten, verwalteten, kategorisierten Welt und damit auch zu Systemen, die den Menschen nicht befreien, sondern erneut gefangen nehmen: Die Vernichtungslager der Nazis mit ihrer perfektionierten Tötungsmaschinerie sind Resultate, die ohne einen solchen Vernunftbegriff nicht denkbar scheinen. Die Diskussion führt die beiden aber auch zur Frage, wo die Religion unbedingt Aufklärung bzw. aufklärerische Motive und Impulse benötigt – und warum umgekehrt auch die Aufklärung auf Religion bzw. religiöse Motive und Impulse nicht verzichten kann. Dabei wird deutlich, dass Religion auf Vernunft und Kritik angewiesen ist, um nicht dogmatistisch und fundamentalistisch zu werden. Zugleich kann gerade der Glaube den aufgeklärten Menschen vor der Selbstvergottung der Vernunft und der eigenen Selbstüberschätzung bewahren – und eben darum einem erneuten Tugend-Terror vorbeugen, wie ihn die Aufklärung immer wieder hervorgebracht hat.

Duration:00:53:35

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Aufklärung (Teil 1): Was ist das – und warum müssen wir sie in ihrem eigenen Namen kritisieren?

11/4/2023
Zum Abschluss dieser mindmaps-Staffel zur Philosophie des Mittelalters und der anbrechenden Neuzeit nehmen sich Peter und Manuel das Phänomen der «Aufklärung» vor. Ohne die Impulse und Folgen der Aufklärung ist unsere heutige Wissenschaft und westliche Gesellschaft nicht zu verstehen – die gewaltigen Umbrüche, die das 17. und 18. Jahrhundert im Namen der Vernunft und der Herrschaftskritik erlebt haben, sind zwei Sonderfolgen wert: Was genau ist «Aufklärung»? Welche Perspektiven sind darauf möglich, und was sind ihre bis heute wirkmächtigen Hauptanliegen? Peter kreist die Antworten auf diese Fragen ein – und entwickelt im Gespräch mit Manuel dann eine ganze Reihe kritischer Anfragen, die es an das Projekt der Aufklärung zu richten gilt. Das nicht, um die Notwendigkeit und Berechtigung der Aufklärung an sich in Frage zu stellen, sondern vielmehr, um sie ernst zu nehmen und ihre Werte (Rationalität, Herrschaftskritik, Humanität) auch auf sich selbst anzuwenden. Dabei wird deutlich, welche Tendenzen zur Selbstimmunisierung gegen Kritik die historischen Aufklärungsbewegungen mitführen, welche Begründungsdefizite und Engführungen sie aufweisen, und wo sie in der Gefahr stehen, einer ethischen Überforderung des Menschen Vorschub zu leisten.

Duration:00:56:52

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Wie erklärt sich das Böse?

10/21/2023
Die vorausgehende Diskussion zum Wesen des Menschen hat bereits die Frage aufgeworfen, wie denn das Böse zu verstehen ist, das den Menschen ereilt oder das er selber über andere bringt. Nicht nur evolutionsbiologische, sondern auch theologische und philosophische Erklärungen kommen hier an eine Grenze des Erklärbaren. Die Gräuel des zweiten Weltkrieges, für welche das Vernichtungslager in Auschwitz emblematisch steht, verschärfen das Rätsel des Bösen aufs Äusserste. Peter und Manuel schreiten verschiedene Erklärungsversuche in der Theologie- und Philosophiegeschichte ab – von monistischen über dualistische Modelle – und weisen auf die Gefahr hin, das Böse durch die Einordnung in ein Sinnganzes zu verharmlosen und die Leidenden nicht ernst genug zu nehmen. Darum enden sie beim biblisch begründbaren Verzicht auf eine Erklärung, der aber nicht ohne Hoffnung auf die Überwindung des Bösen auskommt.

Duration:00:51:58

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Hobbes vs. Rousseau: Ist der Mensch im Grunde gut?

10/7/2023
An den gesellschaftspolitischen Diskussionen um das bedingungslose Grundeinkommen lässt sich gut demonstrieren, wie schnell auch in aktuellen Fragen das Menschenbild eine entscheidende Rolle spielt. Der Historiker Rutger Bregman spricht sich darum nicht nur für ein anstellungsunabhängiges Bürgergeld aus, sondern liefert mit dem Bestseller «Im Grunde gut» auch die anthropologische Begründung mit: Der Mensch ist nämlich seiner Überzeugung nach von Natur aus solidarisch, empathisch und tüchtig. Bregman versucht dies in einem (lückenhaften) Durchgang durch die Geschichte der Menschheit nachzuweisen – und widerspricht damit auch einem verbreiteten christlichen Verständnis des Menschen als verdorben und böse. Peter Hempelmann ist von dem Buch allerdings alles andere als überzeugt, und er zeigt im Gespräch mit Manuel, wie schon die Philosophen Hobbes und Rousseau das Spektrum zwischen einem abgründig pessimistischen und einem entschieden optimistischen Menschenbild abstecken. Was also ist der Mensch? Was darf man ihm positiv zutrauen, und worauf sollte man sich negativ gefasst machen? Und wie hat die christliche Theologie den Menschen eingeschätzt?

Duration:01:11:58

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Gotthold Ephraim Lessing: Können sich die Religionen nicht endlich vertragen?

9/23/2023
Der Aufklärungsphilosoph und Dichter Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) wurde nicht durch eine philosophische Abhandlung, sondern durch eine eingängige Erzählung weltberühmt: In «Nathan der Weise» plädiert er in narrativer Form für den Frieden der (monotheistischen) Religionen. Peter und Manuel vertiefen sich in die sog. «Ringparabel», welche den argumentativen Kern des Erzählung Lessings bildet – und fragen sich, inwiefern deren Vorgaben als Modell zur Verständigung der Religionen taugt. Ist es wirklich so einfach: Sollten sich die Religionen einfach durch ihre ethischen Qualitäten bewahrheiten – oder wird hier unter der Hand die Eigenart und das Selbstverständnis der Religionen übersteuert? Wie aber könnte denn sonst eine fruchtbare (und nicht gewaltsame) Begegnung der Religionen gelingen?

Duration:00:57:58

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Johann Georg Hamann: Gibt es Denken ohne Sprache?

9/9/2023
Johann Georg Hamann (1730-1788) war ein Freund und zugleich ein prominienter Kritiker des großen Erkenntnistheoretikers Immanuel Kant. In dieser Folge kommen Peter und Manuel auf diesen eigenwilligen und kreativen Denker zu sprechen – und sie zeichnen nach, wie Hamann das scheinbar lupenreine Denken Kants der «Unreinheit» überführt. Dazu legt Hamann seinen Finger vor allem auf die sprachliche Bedingtheit allen Denkens – und macht klar, dass auch Kant seine Begriffe nur mit Mitteln der Sprache reinigen kann. Sprache aber ist immer schon «verunreinigt», sie ist voller Geschichte, Metaphern, Veränderungen, Abhängigkeiten, Bedeutungsverschiebungen usw. Diese Kritik spitzt Hamann zu, wenn er von Kant als der «Vernunft in Königsberg» spricht: Auch die von Kant explizierte «reine Vernunft» ist letztlich nur seine Vernunft, nur eine ganz lokalisierte, kontingente, subjektive Größe. Hamann vertritt dagegen eine deutlich bescheidenere und sicher auch weniger durchsetzungsstarke Erkenntistheorie. Sie ist inspiriert von seiner christlichen Glaubenserfahrung, namentlich von der Einsicht, dass auch über Gott nicht in absoluten, allgemeingültigen Begriffen gesprochen werden kann…

Duration:01:06:13

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Immanuel Kant (Teil 2): Was unterscheidet den Glauben vom Wissen?

8/26/2023
Kant lässt sich nicht in einer Folge abhandeln (und eigentlich auch nicht in zwei…) – darum setzen sich Manuel und Peter in dieser Folge noch einmal ihm auseinander: Spezifisch mit seiner Religionsphilosophie. Peter verfolgt das Thema der (christlichen) Glaubens durch das Werk Kants hindurch und zeigt zunächst, wie er in der «Kritik der reinen Vernunft» sämtliche bekannten Gottesbeweise erledigt. In der «Kritik der praktischen Vernunft» wiederum macht Kant die Existenz Gottes als «regulative Idee» stark, die notwendig ist, um ethisches Handeln vernünftig zu begründen. In seinen späteren Schriften unternimmt Kant dann den Versuch, das Christentum in eine Vernunftreligion zu überführen und geht auch auf ganz klassische christliche Lehrstücke wie die Sündenlehre, die Lehre von den Letzten Dingen (Eschatologie), die Lehre von der Kirche (Ekklesiologie) sowie die Christologie ein. Die Diskussion würdigt die apologetischen Absichten Kants, macht aber auch den Preis deutlich, der mit der Umformung der christlichen Lehre nach Maßgabe der Philosophie Kants verbunden ist.

Duration:00:56:08

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Immanuel Kant (Teil 1): Was können wir wissen?

8/12/2023
Mit dieser Folge wagen sich Peter und Manuel an den wichtigsten (und wohl auch anspruchsvollsten) deutschsprachigen Philosophen der Neuzeit heran: Immanuel Kant (1724–1804). Sein ganzes Leben hat der große Erkenntnistheoretiker in Königsberg verbracht – von da aus aber gewissermaßen die geistesgeschichtliche Welt ausgehebelt (er selbst spricht von der durch ihn eingeleiteten «kopernikanischen Wende» der Philosophie). Mit seiner «Kritik der reinen Vernunft» (1781) nimmt Kant einen ganz neuen Anlauf, um die Frage nach der Erkennbarkeit der Wirklichkeit zu beantworten – und dabei die sich gegenüberstehenden philosophischen Richtungen des Empirismus und des Rationalismus zu versöhnen. Dabei kommt es zu einer «Reinigung» der Vernunft bzw. zu einer Einschränkung der Reichweite menschlicher Erkenntnis. Peter führt in diesem Gespräch in das Denken Kants ein und legt wenigstens einige Grundzüge seiner Erkenntnistheorie dar. Zum Schluss deutet er auch erste Kritikpunkte aus theologischer Perspektive an – insbesondere im Blick auf den Versuch Kants, dem religiösen Glauben einen Platz jenseits des Wissens und der sicheren Erkenntnis einzuräumen…

Duration:00:55:41

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Blaise Pascal: Ist das Leiden der Grund der Philosophie?

6/17/2023
Eine Philosophiegeschichte in theologischer Perspektive kommt nicht um Blaise Pascal (1623–1662) herum: Pascal ist ein herausragender französischer Philosoph, Wissenschaftstheoretiker, Mathematiker, Physiker, Literat und Apologet des Christentums, der in seinem kurzen Leben der Neuzeit ganz entscheidende Impulse gegeben hat. Er erweist sich früh als Wunderkind, rekonstruiert bereits mit 12 Jahren die ersten 32 Lehrsätze der Euklidischen Geometrie, mit 16 Jahren veröffentlicht er eine aufsehenerregende Arbeit über Kegelschnitte. Seine mathematischen Erkenntnisse werden bis heute durch das «pascalsche Dreieck» angedeutet, auf dem Feld der Physik hat er sich durch bahnbrechende Untersuchungen zum Luftdruck verewigt (die Messeinheit «Pascal» geht auf ihn zurück). Theologisch bedeutsam ist zunächst Pascals Berührung mit der innerkatholischen Erneuerungsbewegung des Jansenismus: er wird zum wirkungsvollen Kritiker der führenden kirchlichen Theologie, Moral und Macht und findet mit seinen Streitschriften grosses Echo. Eine eindrückliche Bekehrungserfahrung macht ihn zum leidenschaftlichen Apologeten des Glaubens – seine «Gedanken zur Religion» verteidigen das Christentum gegen atheistische und skeptische Anfragen und gehen in die Geistesgeschichte ein. Persönliche Leiderfahrungen formen Pascal zum Begründer eines christlichen Existenzialismus, dessen Wirkung über Kierkegaard bis in die Gegenwart reicht.

Duration:00:51:19

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René Descartes (Teil 2): Ich werde erkannt, also bin ich?

6/3/2023
Descartes lässt sich nicht in einer Folge bewältigen, darum folgt hier ein Nachschlag: Peter und Manuel nehmen sich die Erkenntnistheorie dieses Denkers nochmal vor. Peter zeigt, wie sich mit der cartesianischen Philosophie ein ganz bestimmter, für die Moderne entscheidender Zugriff auf die Wirklichkeit Bahn bricht: Das intellektuelle Subjekt begreift das weltliche, körperliche Objekt und ordnet es in sein Denken ein. Wir würdigen diese revolutionäre Erkenntnistheorie, welche die Türen zur Neuzeit aufgestossen hat – üben dann aber auch Kritik daran. Schon aktuelle naturwissenschaftliche Einsichten machen klar, dass diese Subjekt-Objekt-Spaltung unserer Beziehung zur Welt nicht gerecht wird: Im Akt der Wahrnehmung wird immer auch dasjenige verändert, was wir wahrnehmen. Philosophisch gesprochen: Der Erkenntnisvollzug konstituiert die Wirklichkeit. Dann wird aber in unserer Spätmoderne auch deutlich, wie verheerend sich diese Art der Bemächtigung der Welt ausgewirkt hat. Die ökologische Krise unserer Zeit veranschaulicht, dass wir eben nicht nur als denkende Subjekte auf diese Welt zugreifen, sondern auch Teil von ihr sind, mit ihr in einer Schicksalsgemeinschaft verwickelt sind. Der Soziologe Hartmut Rosa hat hier vom Phänomen der Resonanz gesprochen: Wir sind eben nicht nur erkennende Subjekte, sondern auch empfangende Objekte, wir leben von verschiedenen Resonanzbeziehungen zur Umwelt, zu anderen Menschen… und zu Gott. In theologischer Perspektive plädiert Peter dann für eine Abwandlung des cartesianischen Diktums: Nicht «cogito ergo sum» («Ich denke, aha: ich bin!»), sondern «cogitor ergo sum» («Ich werde erkannt – aha, ich bin!»).

Duration:00:41:37

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René Descartes (Teil 1): Führt uns der Zweifel zur unerschütterlichen Wahrheit?

5/20/2023
Heute geht's zur Sache: Mit dieser Folge von «mindmaps» begeben wir uns an die Schwelle zur Neuzeit. René Descartes (1596–1650) gilt zu Recht als Begründer des neuzeitlichen Rationalismus, der mit Hilfe eines methodischen Zweifels das Denken auf eine feste Grundlage stellen wollte. Peter zeichnet das Leben dieses vielgereisten Denkers nach und geht auf seine wichtigsten Werke und deren Bedeutung ein. Wir steigen aber popkulturell in diese Diskussion ein und fragen anhand des Christopher-Nolan-Blockbusters «Inception» nach den Möglichkeiten, Wirklichkeit und Traum zu unterscheiden. Descartes hat gerade diese Differenz philosophisch aufgegriffen und versucht zu zeigen, dass man die «Zwiebel» der Wahrnehmungen und Erfahrungen schälen muss, bis man bei der einzigen unbezweifelbaren Einsicht anlangt: «cogito ergo sum» – «Ich denke, Aha! Ich bin!» Von dieser Grundeinsicht aus baut Descartes dann sein Gedankengebäude neu auf und findet von der Selbstgewissheit dann auch wieder zur Gottesgewissheit. Zum Schluss dieser Episode kommt mit «The Matrix» noch einmal ein Kultfilm zur Sprache – an seinem Beispiel stellt Manuel die Frage, ob mit dem Spitzensatz von Descartes wirklich der Boden fester Gewissheiten erreicht ist, oder ob nicht auch unser Denken noch einmal Produkt einer Einbildung, einer Steuerung etwa durch künstlich-intelligente Maschinen sein könnte…

Duration:00:53:52

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Thomas von Aquin: Braucht jede Zeit ihre eigenen Gottesbeweise?

5/6/2023
Thomas von Aquin gilt nicht nur als wichtigster Theologe seit Augustin, sondern auch philosophisch als einer der bedeutendsten Denker des Mittelalters. Thomas ist ein Modernisierer, der viel Widerstand weckt und sogar als Irrlehrer verurteilt wird, aber schon wenige Jahrzehnte nach seinem Tod von Papst Johannes XXII heiliggesprochen wird. Er tritt als junger Mann in einen Bettelorden ein und kämpft für eine Reform der Kirche. In dieser Folge von «mindmaps» kommen wir dem umfassenden Werk von Thomas auf die Spur. Peter zeigt, wie innovativ dieser versucht, die etablierte scholastische Philosophie, welche wesentlich platonisch geprägt war, mit der Philosophie des Aristoteles zu vereinen und den Glauben damit auf der Höhe der Zeit zu halten. Wie schon Anselm ist auch Thomas durch fünf zusammenhängende (später so genannte) «Gottesbeweise» bekannt geworden. Wir greifen in unserer Diskussion die massive Kritik auf, die der neue Atheist Richard Dawkins an den Gottesbeweisen des Thomas von Aquin übt. Dabei wird deutlich, dass Dawkins den mittelalterlichen Denker grundlegend missversteht – und dass (wie schon Anselm) auch Thomas nicht vorhatte, einen voraussetzungslosen Beweis für Gott zu erbringen. Braucht also jede Zeit ihre eigenen Gottesbeweise?

Duration:01:00:33

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Anselm von Canterbury: Lässt sich Gottes Existenz beweisen?

4/22/2023
Diese Folge taucht in die Beschäftigung mit den zentralen Figuren mittelalterlicher Philosophie ein – und nimmt sich den Vater der «scholastischen Theologie» vor: Anselm von Canterbury. Theologisch ist er besonders bekannt durch die sogenannte Satisfaktionslehre, einen anspruchsvollen und umstrittenen Versuch, die Notwendigkeit des Kreuzestodes Jesu zu erklären. Uns interessiert hier aber vielmehr das Bemühen Anselms, den christlichen Gottesglauben überhaupt in den Herausforderungen seiner Zeit zu verteidigen – und namentlich sein Versuch, die Existenz Gottes mit rationalen Mitteln nachzuweisen (man spricht dabei vom «ontologischen Gottesbeweis»). Im Zuge seiner Argumentation wird Gott als derjenige bestimmt, «über den hinaus nichts Grösseres gedacht werden kann»: eine Definition, welche die Religionsphilosophie bis heute bestimmt. Peter macht auch deutlich, dass es sich bei Anselms Argumentation nicht um einen intellektuellen Überwältigungsversuch handelt, sondern vielmehr darum, unter den geistesgeschichtlichen Voraussetzungen seiner Zeit den Gottesgedanken zu plausibilisieren. Es ist darum gerade kein Widerspruch, dass Anselm seine Argumentation mit einem Gebet, einer Anrufung Gottes beginnt. Unsere Diskussion macht dann auch klar, dass wir bis heute nicht umhinkommen, von bestimmten Axiomen auszugehen, um überhaupt Erkenntnisse gewinnen und sie nachvollziehbar kommunizieren zu können. Es gibt mit anderen Worten keine Beweisführungen ohne Voraussetzungen, die sich nicht weiter begründen lassen – das gibt nicht zuletzt Anlass zur Bescheidenheit…

Duration:00:57:37

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Mittelalterliche Philosophie: Was gibt es im finsteren Mittelalter zu holen?

4/8/2023
Wir steigen in eine neue Staffel von «mindmaps» ein – und müssen dafür vielleicht ein bisschen mehr werben als sonst. Denn es geht in den nächsten Folgen um die Philosophie des Mittelalters. Diese Epoche hat einen denkbar schlechten Ruf. Man spricht gerne vom «finsteren Mittelalter», denkt an Kreuzzüge und Hexenverbrennungen und kann sich schlecht vorstellen, dass es von dieser Zeit irgendetwas zu lernen gibt. In dieser Einführungsfolge fragen wir darum zuerst nach den ideologischen Vorurteilen, die hinter der Einteilung der Geschichte und ihren Epochennamen stehen. Und dann zeigt Peter auf, wie bunt und dynamisch das Mittelalter war, und wie ernsthaft gerade in dieser Epoche um die Rationalität der eigenen Weltanschauung gerungen wurde. Die gängige Unterstellung, dass das Mittelalter die Abendländische Kultur weit hinter das geistige Niveau der antiken Philosophie zurückgeworfen und auf einen wissenschaftsfeindlichen Kirchenglauben verpflichtet habe, ist eben nur das: eine Unterstellung. Trotzdem schließt die Folge mit einer klaren Kritik am verhängnisvollen Bettgemeinschaft von Kirche und Staat in dieser Zeit, die prophetische und systemkritische Stimmen innerhalb der Kirche nicht mehr zu Wort kommen liess – und wir fragen uns, wie denn in den heutigen Verhältnissen ein prophetischer Einspruch von Seiten der Kirche aussehen könnte, und wo er dringend nötig wäre…

Duration:00:55:03

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Special: Gibt es eine universale Moral? (Teil 2)

7/15/2022
In diesem zweiten Teil des «mindmaps»-Specials zur Frage der Moralbegründung kommt zuerst der Shootingstar der deutschen Philosophieszene, Markus Gabriel, ausführlich zu Wort. Er vertritt ausgesprochen vollmundig einen «Moralischen Realismus» und ist überzeugt, dass die grundlegenden moralischen Werte, welche wir für tägliche Entscheidungen und das Zusammenleben der Menschen benötigen, völlig offensichtlich sind. Im Gespräch von Manuel und Peter wird deutlich, wie dünn das Eis unter solchen Behauptungen ist – und wie stark sie von einem eurozentrischen, imperialistischen Impuls getragen sind, der einer kritischen Überprüfung nicht standhält. Es gibt eben – man könnte seufzend anfügen: leider! – keine universalen moralischen Gesetze, welche für jeden Menschen auf der Hand liegen. Wie aber können dann moralische Werte vertreten und verteidigt werden? Hat nicht gerade das Christentum hier starke Ansprüche anzumelden? Peter schlägt einen ganz anderen, gewissermassen jesuanischen Weg vor, der erst gar nicht versucht, die eigenen handlungsleitenden Maximen als allgemeingültig zu demonstrieren, sondern sich in der konkreten Begegnung mit anderen Menschen bewährt…

Duration:00:45:06

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Special: Gibt es eine universale Moral? (Teil 1)

7/1/2022
Wir legen nochmal einen oben drauf – oder sogar zwei: In diesem angeregten Gespräch gehen Manuel und Peter der Frage nach, ob und wie sich moralische Werte begründen lassen. Was nach einer philosophischen Spezialdiskussion klingt, ist in Wirklichkeit eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Spätestens der Ukrainekrieg hat uns vor Augen geführt, wie unterschiedlich moralische Intuitionen und Prinzipien sein können – und wie fundamental sich sogar Menschen, welche dieselben Ziele verfolgen (etwa den Frieden zwischen zwei Nationen) im Blick auf die Mittel sein können, mit denen diese Ziele verfolgt werden (etwa gewaltloser Widerstand versus militärische Gegenwehr…). Diese Folge beschäftigt sich u.a. mit den Versuchen, eine universale Moral durch ein Naturrecht oder durch den Verweis auf Gottes Schöpfungsordnungen zu verteidigen, dann aber auch mit den aufklärerischen Anläufen, den Verstand zur unbestechtlichen Richterin über ethischen Fragen zu machen. Das Gespräch zeigt, dass all diese gängigen Begründungsversuche ins Leere laufen…

Duration:00:53:07

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Sind Hedonisten noch zu retten? (Nachtrag zum Epikureismus)

6/17/2022
Vor kurzem haben wir den Epikureismus als prakti-sche Philosophie des Lebensglücks kennen gelernt. Maximierung der Lust und Minimierung des Schmerzes – das sind die beiden Leitsterne dieser Lebenshaltung. In der Diskussion hat diese Strö-mung der römischen Philosophie ziemlich schlecht abgeschnitten. In der heutigen Folge nehmen wir diesen Faden noch einmal auf. Und diesmal bricht Peter eine Lanze für ein Leben, das Genießen gelernt hat – und er zeigt auf, woher die tiefsitzende Verdächtigung leiblicher Genüsse im Christentum herkommt. Dabei kommen Manuel und Peter auch auf das ge-sellschaftliche Milieu der sogenannten «Konsumhe-donisten» zu sprechen, welche die Kirche als ultima-tive Spaßbremse wahrnehmen. Und Peter prägt den wunderbaren Slogan einer genußfreundlichen Kir-che: «In Sachen Lebensfreude lassen wir uns von niemandem was vormachen!» Viel… ja: Genuss mit dieser Folge!

Duration:00:32:09