NDR Kultur - Das Gespräch-logo

NDR Kultur - Das Gespräch

NDR (Germany)

In Das Gespräch kommen prominente Zeitgenossen aus Kultur und Gesellschaft zu Wort als Ort des interessanten Dialogs über Kunst, Kultur, Gesellschaft und Politik. Im Radio auf NDR Kultur: sonnabends von 13:00 bis 13:30 Uhr

Location:

Hamburg, Germany

Networks:

NDR (Germany)

Description:

In Das Gespräch kommen prominente Zeitgenossen aus Kultur und Gesellschaft zu Wort als Ort des interessanten Dialogs über Kunst, Kultur, Gesellschaft und Politik. Im Radio auf NDR Kultur: sonnabends von 13:00 bis 13:30 Uhr

Language:

German


Episodes
Ask host to enable sharing for playback control

Den Frieden gewinnen - aller akuten Gewalt zum Trotz?

4/28/2024
„Es gab keine Zeitenwende, und es gibt sie nicht.“ Wenn Heribert Prantl das Wort nimmt, hört man von Anfang an hin. Der Journalist und Autor vertritt seine Positionen unerschrocken und mit rhetorischer Verve. Es geht ihm dabei nicht um Effekte. Nach gründlicher Überlegung und aus Überzeugung stellt er weitverbreitete, als Konsens ausgegebene Denk- und Redeweisen infrage. Er tut dies in der für ihn typischen kernigen und bildkräftigen Sprache. Ausführlich in seinem neuen Buch „Den Frieden gewinnen. Die Gewalt verlernen“ – und pointiert im Gespräch mit Ulrich Kühn auf NDR Kultur: Das Wort „kriegstüchtig“ mache ihn „allergisch“, sagt er da und erklärt: „Ich habe nichts gegen das Wort tüchtig, und ich habe auch nichts gegen das Wort Verteidigung“. Sehr wohl aber habe er etwas gegen die Verbindung von „Tüchtigkeit“ und „Krieg“: „Ein Verteidigungsminister ist nicht dann ein besonders tüchtiger Verteidigungsminister, wenn und weil er möglichst markant das Wort Krieg wagt.“ Heribert Prantl argumentiert mit doppelt geschärftem Blick. Er war nicht nur Mitglied der Chefredaktion und 25 Jahre lang Leiter der innenpolitischen Redaktion und des Meinungsressorts der Süddeutschen Zeitung. Er ist zudem promovierter Jurist und gelernter Richter und Staatsanwalt. Argumente für eine trotz allem friedfertigere Politik schöpft er aus seinen reichen politisch-historischen Kenntnissen, juristischer Expertise und intensiver Beschäftigung mit der Religion. So verweist er auf das wenig bekannte Friedensgebot des Grundgesetzes – und fordert, wiewohl selbst kein radikaler Pazifist, Respekt und Raum im Diskurs für pazifistische Gedanken.

Duration:00:25:55

Ask host to enable sharing for playback control

"Kant ist die Norm": Der Philosoph Manfred Geier im Gespräch

4/21/2024
Am 22. April vor 300 Jahren wurde der Philosoph Immanuel Kant im preußischen Königsberg geboren: zu jener Zeit ein Zentrum europäischen Denkens, „eine kosmopolitische Stadt“, so der Hamburger Philosoph Manfred Geier, der seit Jahrzehnten zu Werk und Denken Immanuel Kants forscht und eine vielzitierte Biografie über den Aufklärer und Begründer der modernen Philosophie geschrieben hat. Geier bezeichnet Kant in einem aktuellen Aufsatz als „die Norm“. Denn „Kant stellt den Menschen ins Zentrum der Welt als denkendes Wesen“, das sei „eine ungeheure Aufwertung menschlicher Fähigkeiten“. Ihn begeistere „die Freiheit dieses Denkers, die er sich nimmt, ohne Dogmatik, wirklich Sachen zu durchdenken, die er für wichtig hält“. Jens Büchsenmann fragt den Kant-Kenner und Biografen, wie revolutionär dessen Denken war und warum; und was Immanuel Kant für ihn, den Philosophen, ganz persönlich bedeutet; was er über die Antisemitismus-Vorwürfe sagt, und schließlich auch, was man lesen kann, um die Bedeutung dieses Begründers der modernen Philosophie zu erfassen.

Duration:00:25:53

Ask host to enable sharing for playback control

Machtmissbrauch an Musikhochschulen - Jan Philipp Sprick im Gespräch

4/14/2024
Mitte März hat die studentische Initiative gegen Machtmissbrauch an Musikhochschulen die Ergebnisse einer anonymen Online-Umfrage veröffentlicht. Sie enthält über 600 Erfahrungsberichte von 161 aktuellen und ehemaligen Musikstudierenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, in denen verschiedene Fälle von Grenzüberschreitungen und übergriffigem Verhalten geschildert sind. Die Bandbreite der Vorfälle aus einem Zeitraum von mehreren Jahren reicht von destruktiven Kommentaren zur Leistung der Studierenden über physische Grenzüberschreitungen bis hin zu sexuellen Übergriffen. Nach der Veröffentlichung der Umfrage hat sich der Vorstand der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen betroffen geäußert. „Die geschilderten Fälle zeigen Missstände und Handlungsbedarfe auf, die von der RKM ernstgenommen und diskutiert werden“, heißt es in einer Pressemitteilung vom 21. März. Welche Maßnahmen die Hochschule für Musik und Theater in Hamburg bereits ergriffen hat und noch ergreifen oder verstärken will, darüber haben Marcus Stäbler mit dem dortigen Präsidenten Jan Philipp Sprick gesprochen. Er sieht die Ergebnisse der Umfrage als wichtigen Impuls, um noch intensiver darüber ins Gespräch zu kommen, wie man die persönlichen Grenzen anderer Menschen besser erkennen und respektieren kann.

Duration:00:26:03

Ask host to enable sharing for playback control

Nico Semsrott übers EU-Parlament: "Merkwürdigster Job der Welt"

4/7/2024
Der Kabarettist Nico Semsrott, bekannt für seine schwarze Kapuze und sein trauriges Gemüt, ist an Depressionen erkrankt. Er lebt damit und spricht darüber. 2019 trat Semsrott den nach eigenem Bekunden „merkwürdigsten Job der Welt“ an. Als Abgeordneter der Satirepartei „Die Partei“ zog er ins Europaparlament in Brüssel bzw. Straßburg ein. Aber schon in dieser Pendelei zwischen den beiden Parlamentssitzen, sagt Semsrott heute, stecke alles, „was das Parlament im Kern ausmacht: Steuerverschwendung, Tragik und grober Unfug." Dabei war der deutschlandweit bekannte Kabarettist anfangs noch hellauf begeistert: „Das Europaparlament – eine hervorragende Idee. Nur in der Realität leider ein Witz, und noch dazu ein sehr schlechter.“ Nun kehrt Nico Semsrott dem EU-Parlament nach fünf Jahren desillusioniert den Rücken: „An dem Ort, an dem wir dringend auf Gerechtigkeit und Vertrauen angewiesen sind, wird Korruption nur selten bestraft, sondern meistens belohnt.“ Im Gespräch mit Sebastian Friedrich thematisiert Semsrott offen seine Depression und kritisiert den gesellschaftlichen Umgang damit. Warum er als Satiriker im EU-Parlament in der Politik fehl am Platz war, thematisiert er in seinem gerade erschienenen SPIEGEL-Bestseller und dem Bühnenprogramm „Brüssel sehen und sterben. Wie ich im Europaparlament meinen Glauben an (fast) alles verloren habe“. Seine Zeit in Brüssel will er nicht missen. Aber auch nie wiederholen.

Duration:00:32:16

Ask host to enable sharing for playback control

Die Bibel feministisch gelesen - Edith Löhle im Gespräch

3/31/2024
Ostern – der höchste Feiertag der katholischen Kirche: Christen feiern die Auferstehung Jesu Christi, dem „Superstar“ der Bibel. Die katholisch sozialisierte Autorin Edith Löhle feiert indes in ihrem ersten Roman diejenigen, die in der Bibel nur Statisten-Rollen bekommen haben oder gleich komplett daraus gestrichen wurden. In „Bible Bad Ass“ geht es um die verdrängten und verunglimpften Frauen der Bibelgeschichte. Alexandra Friedrich spricht mit der früheren Lifestyle-Journalistin darüber, warum sie sich heute mit Jahrtausende alten Diskriminierungsopfern der Bibelgeschichte befasst und was deren Geschichten uns für die Gegenwart erzählen.

Duration:00:26:02

Ask host to enable sharing for playback control

Der "Minihorror" des Alltags - Barbi Marković im Gespräch

3/24/2024
„Rasant, seriell und pop-affin“ findet die Jury Markovićs „Minihorror“ und ehrt sie mit dem Preis der Leipziger Buchmesse Man wolle Barbi Markovićs neues Buch „wie im Rausch ohne Unterbrechung an einem Stück lesen“, schwärmt die Jury des Preises der Leipziger Buchmesse über „Minihorror“. „Denn der Genuss ihrer witzigen und scheinbar so einfachen Sätze, die die absurde Fallhöhe zwischen Alltag und existenzieller Weltlage ausmessen, soll bitte nicht enden.“ Barbi Marković schreibe so „hinreißend komisch und bitterernst von unserer Gegenwart“, dass sie dafür jetzt den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie „Belletristik“ erhielt. Im Gespräch mit Maren Ahring erzählt die vor 44 Jahren in Belgrad geborene, heute in Wien lebende Schriftstellerin, was Komik und Humor für sie bedeuten, wodurch sie inspiriert ist und welche Rolle ihre Herkunft bei der Betrachtung der Gegenwart spielt.

Duration:00:25:59

Ask host to enable sharing for playback control

Vanessa Reinwand: Ehrenamtler sind der Kitt unserer Gesellschaft

3/17/2024
Der Kulturbetrieb braucht das Ehrenamt, sagt die Hildesheimer Professorin für kulturelle Bildung und Direktorin der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Es nehme "einen ganz enormen Stellenwert" ein, "gerade wenn wir auf die ganzen Vereine und Verbände schauen, die Kultur organisieren. Und das vor allem nicht nur in den Großstädten, sondern auf dem Land, in der Breite, in der Fläche." Insbesondere dort seien Kulturvereine und Soziokulturelle Zentren nicht etwa Lückenbüßer, sondern elementar wichtig: "Es macht keinen Sinn, den professionellen Kulturbetrieb gegen das Ehrenamt auszuspielen. Das eine kann nur mit andern stark sein." Allerdings litten viele Kulturvereine unter der enorm zeitfressenden Bürokratie und einer starken Überalterung. Im Gespräch mit Jürgen Deppe beschreibt Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss die Probleme von Kulturinitiativen vor Ort, zeigt aber auch Lösungsmöglichkeiten auf. Denn: "Wir können uns ja gerade in diesen Zeiten, die wir im Moment haben, nichts mehr wünschen als eine aktive Zivilgesellschaft, als aktive Bürgerinnen und Bürger, die über Kultur und unterschiedlichste Tätigkeiten ihre Wertschätzung für ein Gemeinwohl und eine Gemeinschaft zum Ausdruck bringen. […] Sie sind sowas wie der Kitt unserer Gesellschaft."

Duration:00:25:29

Ask host to enable sharing for playback control

Vanessa Reinwand: Ehrenamtler sind der Kitt unserer Gesellschaft

3/15/2024
Der Kulturbetrieb braucht das Ehrenamt, sagt Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss, Professorin an der Uni Hildesheim und Direktorin der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Es nehme „einen ganz enormen Stellenwert“ ein, „gerade wenn wir auf die ganzen Vereine und Verbände schauen, die Kultur organisieren. Und das vor allem nicht nur in den Großstädten, sondern auf dem Land, in der Breite, in der Fläche.“ Insbesondere dort seien Kulturvereine und Soziokulturelle Zentren nicht etwa Lückenbüßer, sondern elementar wichtig: „Es macht keinen Sinn, den professionellen Kulturbetrieb gegen das Ehrenamt auszuspielen. Das eine kann nur mit andern stark sein.“ Allerdings litten viele Kulturvereine unter der enorm zeitfressenden Bürokratie und einer starken Überalterung. Im Gespräch mit Jürgen Deppe beschreibt Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss die Probleme von Kulturinitiativen vor Ort, zeigt aber auch Lösungsmöglichkeiten auf. Denn: „Wir können uns ja gerade in diesen Zeiten, die wir im Moment haben, nichts mehr wünschen als eine aktive Zivilgesellschaft, als aktive Bürgerinnen und Bürger, die über Kultur und unterschiedlichste Tätigkeiten ihre Wertschätzung für ein Gemeinwohl und eine Gemeinschaft zum Ausdruck bringen. […] Sie sind sowas wie der Kitt unserer Gesellschaft.“

Duration:00:25:29

Ask host to enable sharing for playback control

Der Namibia-Deutsche Harald Hecht im Gespräch

3/10/2024
Von 1884 bis 1915 war das heutige Namibia Kolonialgebiet des Deutschen Kaiserreichs. 1904 erhob sich die Volksgruppe der Herero gegen die Deutschen, ein Jahr später schloss sich die Volksgruppe der Nama an. Der Aufstand wurde von den deutschen Kolonialtruppen brutal niedergeschlagen, Konzentrationslager wurden errichtet, Tausende von Herero und Nama starben. Das Geschehen gilt heute als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts. Noch immer aber sind die Bemühungen um eine Versöhnung nicht erfolgreich gewesen. Ein jahrelang verhandeltes Versöhnungsabkommen stand 2021 zur Unterzeichnung bereit, doch Opferverbände der Herero und der Nama lehnen es ab, sie seien in die Verhandlungen nicht ausreichend eingebunden gewesen. Harald Hecht, Vorsitzender des „Forums deutschsprachiger Namibier“, zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Die Versöhnungsbemühungen werden bis zu den namibischen Wahlen im November vermutlich noch nicht zu Ende gekommen sein. Aber bis September nächsten Jahres rechne ich uns gute Chancen aus.“ Harald Hechts Vorfahren waren um die Jahrhundertwende ins damalige „Deutsch-Südwestafrika“ gekommen, sein Urgroßvater war Mitglied der deutschen „Schutztruppe“, später erwarb die Familie eine Farm. Zu den fast 19.000 Objekten aus der Kolonialzeit, die noch immer in deutschen Museen und Universitätssammlungen lagern, sagt Hecht: „Natürlich müssen sie zurückgegeben werden. Bei manchen Objekten wird das noch dauern. Auf namibischer Seite müssen gewisse Rituale eingehalten, müssen Feierlichkeiten abgehalten werden, damit die Gegenstände in Würde zurückgegeben werden können.“ Das Gespräch führte Richard Klug, Auslandskorrespondent der ARD für das südliche Afrika.

Duration:00:25:58

Ask host to enable sharing for playback control

Der hohe Preis des Patriarchats: Boris von Heesen im Gespräch

3/5/2024
Egal ob Verkehrsunfälle, Diebstähle, Hooliganismus, Wirtschaftskriminalität oder Spiel- und Drogensucht: Männer führen so ziemlich alle traurigen Statistiken an, und zwar erschreckend deutlich. So sind fast 94 Prozent aller Menschen, die in Deutschland im Gefängnis sitzen, Männer. Alle Statistiken zusammengenommen, kosten Männer den deutschen Staat 63 Milliarden Euro mehr als Frauen - pro Jahr! Boris von Heesen schreibt in seinem Buch „Was Männer kosten. Der hohe Preis des Patriarchats“ wie er auf diese Zahl kommt. Als Wirtschaftswissenschaftler bedient er sich der Sprache des Kapitalismus, in der Hoffnung, dass auch Männer endlich erkennen, wie über Jahrhunderte eingeübte stereotype Rollenbilder der Gesellschaft schaden. Zum Equal-Pay-Day und zum Internationalen Weltfrauentag stellt der Jungen- und Männerberater im Gespräch mit Andrea Schwyzer mögliche Wege aus patriarchalen Denkmustern vor, erläutert, warum er das Modell der bürgerlichen Kleinfamilie ernsthaft in Frage stellt und was Männer gewinnen können, wenn sie es schaffen, toxisches Verhalten abzulegen. Und natürlich geht es auch um die Frage, welche Rolle Frauen in der Debatte spielen.

Duration:00:26:09

Ask host to enable sharing for playback control

Von Preisen und Professur: Felicitas Hoppe im Gespräch

3/1/2024
Von Hameln aus, wo Felicitas Hoppe 1960 geboren wurde, ist sie in die Welt hinaus gereist. Seit Anfang der 1990er Jahre schreibt sie darüber und lässt das Publikum teilhaben an ihrer Wirklichkeits-Phantasie, an ihrer Phantasie-Wirklichkeit, an ihrer realen Traumwelt, an ihrer traumgesättigten Realität … Schon von Anfang an wird sie für ihre Arbeiten ausgezeichnet, unter anderem mit dem Georg Büchner Preis. In wenigen Tagen kommt der Berliner Literaturpreis hinzu. Er ist mit 30.000 Euro dotiert und einer Gastprofessur an der Freien Universität Berlin verbunden. Felicitas Hoppe spricht mit Raliza Nikolov darüber, was sie dabei vorhat, was es mit Humor und Ernst auf sich hat und warum für sie der Begriff „Authentizität“ kaputt ist.

Duration:00:26:02

Ask host to enable sharing for playback control

Ethikerin Judith Simon im Gespräch: "KI ist nicht moralisch"

2/25/2024
Als Professorin für die Ethik der Informationstechnologie an der Uni Hamburg und Mitglied des Deutschen Ethikrats beobachtet die Philosophin Judith Simon die ethischen Standards der Künstlichen Intelligenz kritisch. "In vielen, fast allen Bereichen kann KI von großem Vorteil sein." Man müsse sich aber klar machen: "Es geht um Statistik. Es geht um Mustererkennung. Es geht darum, dass ich aus Daten etwas lerne, was mir zur Klassifikation, zu Vorhersagen dient." Wenn jedoch im statistischen Material, auf das KI zurückgreift, althergebrachte Benachteiligungen etwa wegen des Geschlechts oder der Herkunft enthalten seien, würden diese von KI-Programmen unkontrolliert übernommen und vervielfältigt - in Wissenschaft und Wirtschaft, in Behörden und Medien. KI selbst habe weder moralische Standards noch ein Bewusstsein. Deshalb müsse der Mensch die entscheidende Instanz bleiben: "KI sollte zur Entscheidungsunterstützung und nicht zur Entscheidungsersetzung verwendet werden." Im Gespräch mit Jürgen Deppe weist Judith Simon auf die Chancen, aber auch Gefahren beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz hin und begrüßt, dass mit dem AI Act auf EU-Ebene im April ein gemeinsames, wenn auch ihrer Meinung nach verwässertes Gesetz zur Reglementierung von KI verabschiedet werden soll.

Duration:00:25:20

Ask host to enable sharing for playback control

Christina Wessely: Das erschreckende Ausbleiben von Mutterliebe

2/18/2024
In ihrem Romanessay „Liebesmühe“ (Hanser Verlag) erzählt die Professorin für Kulturgeschichte des Wissens an der Leuphana Universität in Lüneburg von einer Mutter, die eine postpartale Depression entwickelt: Eine sehr persönliche Geschichte. Eine Frau um die Vierzig wird zum ersten Mal Mutter, bekommt einen Sohn, ein Wunschkind, und merkt schnell, dass sie dieses Kind nicht so richtig lieben kann. Die von der Gesellschaft als „natürlich“ gegebene Mutterliebe bleibt aus. So wird die Mutterwerdung für die Frau zum Albtraum, das Kind zum „unüberwindbaren Gegner“, den es auszutricksen gilt. Sie denkt an Suizid. Als Christina Wessely vor wenigen Jahren selbst Mutter wurde, entfremdete sie sich von sich selbst. „Das Ich wird brüchig“, erzählt sie im Gespräch mit Andrea Schwyzer. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse hat sie in „Liebesmühe“ verarbeitet. In ihrem Erzählband hinterfragt die Historikerin den Mythos Mutterliebe, die damit verknüpfte Rolle der Gesellschaft und bricht mit dem Tabuthema postpartale Depression.

Duration:00:25:57

Ask host to enable sharing for playback control

"Krieg und Freitag" - der Zeichner Tobias Vogel im Gespräch

2/11/2024
Bei ihm ist die Psyche ein kleiner Schlingel. Seine Figuren sind nur ein „Ich in der Landschaft“, sie existieren um die Wette, ihre Lieblingsbeschäftigung: Schlafen. Mit seinem hintersinnigen Blick auf die Welt ist der 1982 geborene Wahl-Hamburger Tobias Vogel längst einer der erfolgreichsten deutschen Zeichner in den sozialen Medien geworden. Unter dem Pseudonym „Krieg und Freitag“ zeigt er dort seit 2017 seine Strichmenschen. Allein auf Instagram folgen ihm 173 Tausend Menschen. Regelmäßig erscheinen Bücher mit seinen Cartoons bei Lappan im Carlsen Verlag. 2019 erhielt Vogel einen Grimme Online Award, 2020 den Max-und-Moritz-Publikumspreis. Seine Entscheidung, den Job bei einer Krankenkasse zu kündigen und ausschließlich von der Kunst zu leben, bezeichnet er als „den vernünftigeren Schritt“. Ab dem 17. Februar ist „Krieg und Freitag“ mit seinem ersten Soloprogramm „Um die Wette existieren“ auf der Bühne zu erleben. Erste Station: das Centralkomitee Hamburg. Juliane Bergmann spricht mit Tobias Vogel alias „Krieg und Freitag“ über Papier und Bildschirme, über mutige Neuanfänge, schlaflose Nächte, süße Lebensüberforderung und Internet-Hypes.

Duration:00:26:02

Ask host to enable sharing for playback control

Bestsellerautorin Nina George: "KI beruht auf Diebstahl"

2/4/2024
Am Freitag hat ein Unterausschuss des Europarats grünes Licht für ein KI-Gesetz gegeben. Ende April soll nun das Europaparlament darüber abstimmen. Kunst- und Kulturschaffende fordern das schon lange und vehement, bedient sich generative KI doch ohne rechtliche Grundlage und ohne Honorierung bereits im Netz vorhandener Texte – auch wenn sie dort illegal hochgeladen wurden. Dagegen wehrt sich die Bestsellerautorin Nina George, deren Romane ebenfalls ohne Vergütung Teil der Schattenbibliotheken geworden sind, aus denen sich die Künstliche Intelligenz rechtswidrig bedient. Mit entschiedenen Worten und anschaulichen Beispielen beschreibt Nina George, was auf dem Spiel steht, wenn es der Kunst durch KI an den Kragen geht: „Wir vergeben Freiheit in jedem Moment, wo generative Informatik uns unseren Ausdruck und unsere Freiheit nimmt.“

Duration:00:25:03

Ask host to enable sharing for playback control

Bestsellerautorin Nina George: "KI beruht auf Diebstahl"

2/4/2024
Am Freitag hat ein Unterausschuss des Europarats grünes Licht für ein KI-Gesetz gegeben. Ende April soll nun das Europaparlament darüber abstimmen. Kunst- und Kulturschaffende fordern das schon lange und vehement, bedient sich generative KI doch ohne rechtliche Grundlage und ohne Honorierung bereits im Netz vorhandener Texte – auch wenn sie dort illegal hochgeladen wurden. Dagegen wehrt sich die Bestsellerautorin Nina George, deren Romane ebenfalls ohne Vergütung Teil der Schattenbibliotheken geworden sind, aus denen sich die Künstliche Intelligenz rechtswidrig bedient. Mit entschiedenen Worten und anschaulichen Beispielen beschreibt Nina George, was auf dem Spiel steht, wenn es der Kunst durch KI an den Kragen geht: „Wir vergeben Freiheit in jedem Moment, wo generative Informatik uns unseren Ausdruck und unsere Freiheit nimmt.“

Duration:00:25:03

Ask host to enable sharing for playback control

"Stella. Ein Leben" – Regisseur Kilian Riedhof im Gespräch

1/28/2024
Man müsse den Mut haben, solche Geschichte zu erzählen und nicht zu verschweigen, sagt der Regisseur Kilian Riedhof im Gespräch mit Katja Weise. „Wir haben eine historische Verantwortung, diese Geschichten vor dem Vergessen zu bewahren.“ Denn die Geschichte ist brisant: Stella Goldschlag, geboren 1922 in Berlin, war Jüdin und wurde in der Zeit des Nationalsozialismus vom Opfer zur Täterin. Um ihre Eltern und sich selbst zu schützen, hat sie als sogenannte „Greiferin“ zwischen 1943 und 45 hunderte Jüdinnen und Juden denunziert. Kilian Riedhof ist nicht der Erste, der diese Geschichte erzählt. Für ihn war aber klar: „Profunde Recherche musste Basis dieses Unterfangens sein“, um „sehr nah an der festzustellenden Wahrheit“ zu bleiben. Ähnlich ist er vorher schon in Filmen wie „Der Fall Barschel“, „Gladbeck“ oder „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ vorgegangen – Filme über Ereignisse, die die Gesellschaft in ihrer Zeit und darüber hinaus erschüttert haben, und für die er vielfach ausgezeichnet wurde. „Stella“ dürfte für Diskussionen sorgen.

Duration:00:25:55

Ask host to enable sharing for playback control

Schöne Literatur in hässlichen Zeiten? Anja Kampmann im Gespräch

1/21/2024
"Schönheit ist etwas völlig Unterschätztes", sagt die vielfach preisgekrönte Schriftstellerin Anja Kampmann über das Lob, das ihre Lyrik oft bekommt, nämlich schön zu sein. Sie beschreibt sich als politische Autorin, möchte aber ihre Texte für sich sprechen lassen. In ihrer Lyrik und Prosa geht es um Wissenschaftsethik, vermeintliche Dorfidylle und die Einsamkeit auf Bohrinseln. 1983 ist Anja Kampmann in Hamburg geboren, in Adendorf bei Lüneburg aufgewachsen, heute lebt sie – seit ihrem Studium unter anderem am Literaturinstitut – in Leipzig. Kurz vor Antritt ihrer Liliencron-Dozentur für Lyrik an der Universität Kiel entdeckt die Gewinnerin des Itzehoer Günter Kunert Literaturpreises erneut das poetische Potenzial Norddeutschlands. Außerdem lüftet sie zum ersten Mal das Geheimnis um ihren neuen Roman, den das Land Niedersachsen im vergangenen Jahr mit einem Literaturstipendium gefördert hat. Es wird ein historisches Buch über die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Hamburg der 1930er Jahre, in dem ein vorab angekündigtes Wildschwein letztlich eine nachrangige Rolle spielt. Anja Kampmann spricht mit Juliane Bergmann über Anarchie und Wildheit beim Schreiben, über dichtende Maschinen und schwindelerregende Auszeichnungen.

Duration:00:26:03

Ask host to enable sharing for playback control

"15 Jahre" nach "Vier Minuten" - Hannah Herzsprung im Gespräch

1/14/2024
"Ich hab sofort Ja gesagt!" Nicht eine Sekunde hat Hannah Herzsprung gezögert, als Regisseur und Autor Chris Kraus sie fragte, ob sie sich vorstellen könne, nach 2006 in "4 Minuten" noch einmal Jenny von Loeben zu spielen: eine musikalisch hochbegabte, aggressive junge Frau, die für einen Mord, den sie nicht begangen hat, zu 15 Jahre Haft verurteilt ist. Jetzt ist "15 Jahre" – die Fortsetzung von "Vier Minuten" – in den Kinos gestartet. "Vier Minuten" war für Hannah Herzsprung der Beginn ihrer großen Karriere: In Serien wie "Weissensee" und "Babylon Berlin" war sie seither zu sehen, in Kinofilmen wie "Der Baader Meinhof Komplex", "Der Vorleser", "Traumfrauen" oder "Das fliegende Klassenzimmer". Das Publikum liebt Hannah Herzsprung. Und sie liebt das Kino: "Meine besten Filme sind, wenn die Popcorntüte danach nicht leer ist, weil ich einfach vergesse, dass ich diese köstlichen Popcorn auf meinem Schoß hab." Im Gespräch mit Katja Weise erzählt Hannah Herzsprung freimütig von der Angst vor jeglicher Form von Prüfung, vom Vertrauen in Menschen wie Chris Kraus und von Alltagsbeobachtungen, die ihr Spiel prägen.

Duration:00:25:47

Ask host to enable sharing for playback control

Thomas Schüller fordert im Gespräch die Trennung zwischen Staat und Kirche

1/7/2024
Thomas Schüller ist als Professor für katholisches Kirchenrecht an der Uni Münster ohne Frage ein Mann der Kirche. In seinem neuesten Buch kritisiert Schüller nun aber die "unheilige Allianz", die der deutsche Staat mit den christlichen Kirchen pflege: "Unheilig an der Allianz ist, dass sich beide Seiten über die Jahrzehnte so aufeinander eingespielt haben, dass die beiden Kirchen zu Monopolisten in bestimmten Bereichen der staatlichen Daseinsfürsorge geworden sind und dementsprechend immensen politischen Einfluss ausüben können, obwohl ihre gesamtgesellschaftliche Akzeptanz immer niedriger wird." Im Gegenzug, so Thomas Schüller, stelle der Staat den Kirchen in vielen Bereichen einen "Freifahrtschein" aus und zeige ihnen gegenüber "Beißhemmungen" – etwa im Arbeitsrecht oder bei der Verfolgung sexualisierter Gewalt. Um ihren "heiligen Ruf" zu schützen, bezögen sich die christlichen Kirchen auf das ihr grundgesetzlich zugestandene Recht, ihre inneren Angelegenheiten selbst zu ordnen und zu gestalten. In Wirklichkeit kehrten sie die Missachtung von Gesetzen und die strafrechtlich relevanten Vergehen in ihren Kreisen unter den Teppich. "Das ist der eigentliche Skandal." In vielen Bereichen agiere Kirche, laut Schüller, als Körperschaft, die Staatsaufgaben wahrnehme: in Schulen und Kitas, in der Kranken- und Altenpflege, in der Jugendpflege. "Und da, wo sie Staatsaufgaben wahrnimmt, muss sie die Standards unserer Verfassung einhalten." Im Gespräch mit Brigitte Lehnhoff erläutert der streitfreudige Kirchenrechtler seine Forderung nach der strikten Trennung von Kirche und Staat.

Duration:00:26:02